Welche Seillänge ist die richtige?

Das muss man ein bisschen differenzieren.
Beim Hanf ist es wirklich die Faser selbst (bzw. die darin enthaltenen Hanf-Öle), die streng riechen und der Geruch ist (zumindest in meiner Nase) weniger wie Lagerhalle, sondern eher wie Pferdemist.

Was häufiger nach Industrie-Fetten riecht, das sind Jute-Seile. Jute an sich riecht eigentlich kaum, aber die Fasern werden gern in den Seilereien mit Mineralölen versetzt, damit sie besser durch die Maschinen laufen (und daher auch von Einigen "Diesel-Seile" genannt werden).
Je nach persönlicher Empfindlichkeit kann das aber für Viele das gleiche Problem darstellen.

Bei mir war es allerdings so, dass ich die Hanfseile (direkt aus der Seilerei) geradezu zwanghaft waschen musste, während meine Jute-Seile (vorgewaschen und gefärbt) zwar immernoch nach Mineralöl gerochen haben, aber einige Wochen lüften im Wintergarten gereicht haben, dass das Aroma fast raus war.

Ich hab allerdings auch schon Fesselpartnerinnen gehabt, die überhaupt nicht verstanden haben, worüber ich da rede, weil die bei keinem der Seile einen Geruch wahrgenommen haben.

Ich kann nur ein wenig davon berichten, wie ich es nach eigener Erfahrung heute handhabe.

Bzgl. Material und Länge, bevorzuge ich mittlerweile ausschließlich Hanfseil in 6 mm. Ich hatte am Anfang auch mal Jute, was auch in Ordnung war, ich finde es aber von der Haptik nicht mehr so toll. Seile aus Baumwolle sind für meine Belange ungeeignet, da sie zu sehr nachgeben und weniger stabil sind (Bruchlast bei 6 mm Hanf ~285 daN, Baumwolle nur ~150 daN) . Bei der Länge halte ich mich an keinen Standard, ich kann mit 3, 5 und 10 Meter am Besten arbeiten und alles ab 8 mm Durchmesser finde ich zu dick und unhandlich, vor allem, da die Seile meist doppelt geführt werden.

Ich kaufe ausschließlich Trossen unbehandelter Seile bei einer Seilerei. Nach dem Ablängen und Endknoten (ich bevorzuge Matthew Walker) werden sie lediglich gebrochen, abgeflammt, feucht abgewischt und offen gelüftet. Der unangenehme Geruch verfliegt doch recht schnell und bei der Anwendung werden sie automatisch mit der Zeit weicher. Vom Waschen halte ich nichts, zumal es die Fasern schwächen soll und ich solche Seile nicht mehr für Hängebondage verwenden würde.

Von Baumarktseilen würde ich gänzlich abraten, da diese i.d.R. in Erdölerzeugnissen getränkt sind und die möchte man lieber nicht längere Zeit auf der Haut oder gar im Mund haben. Für den Anfänger sind fertig konfektionierte Seile im entsprechenden BDSM-Handel sicher nicht verkehrt, man sollte sich aber bewusst sein, dass die Preise dafür jenseits von gut und böse sind. Es ist nichts ungewöhliches, für 8 Meter Hanfseil mal eben 20 Euro hinzulegen, für simple Seile, die oft nur wegen dem Geruch einmal gewaschen und gespannt wurden und mit einem einfachen Überhandknoten versehen sind. Zum Vergleich: Eine 220 Meter Trosse bekommt man für um die 80 Euro.

Zurück zur Eingangsfrage, welche Seillänge die richtige ist: Jede, die euch am besten liegt. Man kann die Standardlängen nehmen und sich daran orientieren, doch wenn man sich selbst irgendwann Seile macht, ist man hier gänzlich frei und kann die Länge nehmen, die einem am praktikabelsten erscheint.

Klärt mich bitte auf.
Ist Jute nicht furchtber kratzig oder verwechsle ich da was?

@****eis du verwechselst das mit Sisal, das sich auch bescheiden verknoten lässt...
Kratzig kann auch gewollt sein aber da ist Kokosfaser besser. 😁

Danke!

Kokos ist noch schlimmer als Sisal? Schauder!

@****eis Kokosfaser lässt sich deutlich besser verknoten - Sisal ist einfach zu steif und die meisten Knoten lockern sich da von selbst...
Ich hab Kokosseil, das inzwischen vier Jahre alt ist und sich durch Benutzung inzwischen fast schon so anfühlt wie unbehandelte Jute.

Ropamin, danke! Da spricht ein Fachmann!

Auf Kokosfaser bin ich auch sehr gespannt, wenn ich sie mal in die Finger kriege.
Klingt nach einem perfekten einvernehmlichen sadistischen, aber dennoch immersiven Bondage-Erlebnis.

Legt das einfach mal zum lüften in die Sonne...
Ich hab meine mit einer Bienenwachs/Leinöl Mischung behandelt und die duften jetzt nach Honig. Und gegen die Fusseln hilft, die Seile künstlich zu altern -mehrmals durch einen Karabiner zu ziehen und die Stränge so Um einander legen, dass sich das ein und auslaufende Ende gegenseitig reibt...
Ist etwas Arbeit, die man investieren muss, wenn man nicht "fesselfertig" kauft - hat seinen Grund, weshalb fertige Seile das dreifache von Baumarktware kosten...

Da ich niemanden aufhänge, schmeiss ich meine gebrauchten Hanf-Seile einfach in die Waschmaschine. Und dann in den Trockner... (allerdings erst nachdem man die vorbereitet und "entfusselt"hat). Aber die riechen immer nach Stall irgendwie. Nach dem Ölen ist es besser, dann riechen die lecker nach Stall Aber einen spezifischen Eigengeruch haben die immer...

Noxx

Du hattest im EP schon von Baumwolle 8 mm geschrieben. Die werden ja oft speziell für Anfänger*innen verkauft, aber ich finde, das ist ein Fehler. Viele hier haben ja schon vor der Unberechenbarkeit dieser Seile gewarnt. Da kannst du der Expertise der erfahrenen Menschen vertrauen. Falls du unbedingt bei Baumwolle bleiben willst, empfehle ich dir zumindest ein Seil mit Seele und auch nur 6 mm. Das kannst du besser kontrollieren und ist dadurch sicherer und frustriert weniger.
Wenn du das Gefühl, "richtiger" Seile möchtest, aber auf die Vorbereitung (wie bei Hanf und Jute) verzichten willst, kann ich auch POSH Ropes empfehlen (z.B. bei Bavarian Bondage).

Ansonsten hast du ja jetzt schon ein Seil. Vielleicht kannst du dich doch mal durch die guten Tipps hier durcharbeiten und versuchen, es für dich passend zu machen? Für Bondage braucht es immer auch ein bisschen Geduld und Übung. Nicht alles funktioniert auf Anhieb, aber es lohnt sich meist, dran zu bleiben.

Das ist doch eine schöne Aufgabe für Bottom... 🤔

Mal kurz klugscheiß : Die Seillänge im Shibari (und darauf angepasst dann auch die Fesselmuster) basiert auf traditionellen japanischen Längenmaßen. Beim Shibariseil 4x der langen Kante einer Tatami-Matte (4x 1Ken). Auch wenn dieses Maß je nach Region etwas variierte, kann man von etwa 7,0 - 7,3m ausgehen. Wie schon erwähnt, sind Europäer durchschnittlich etwas größer als Japaner. Daher findet man hierzulande meistens Seillängen von 8m im Shibari. Bei größeren Models sind aber auch Seillängen von 8,5m oder 9m nicht unüblich.
Am Ende ist es jedem selber überlassen was ihm gefällt. Bei Shibari hat die Wahl dieser Seillängen neben Tradition allerdings auch noch den einen oder anderen zusätzlichen Gedanken, warum diese Längen verwendet werden.

Was der eine oder andere vielleicht grade reizvoll findet? - Nein, Jute muss nicht kratzig sein. Das hängt zum einen von der Behandlung, aber vor allem von der Herstellung und dem Rohmaterial ab. Das was "kratzt" sind herausstehende Fasern oder "holzige" grobe Stücke im Seil. Gute, hochwertige Seile sind aus ausgewähltem Rohmaterial hergestellt, langfaserig und frei von holzigen Stücken. Zusammen mit der angesprochenen Nachbearbeitung zum "fesselfertig machen" ist an dem Shibari-Seil nichts mehr kratzig.

Irgendwie wird hier bei den einfachsten Fragen gerne mal übers Ziel hinausgeschossen.

Es sollen Handgekenke gefesselt werden und Sub an einen Balken (ich denke stehend, nicht hängend) festgebunden werden.

Tipps kommen dann zu Shibari, Hängebondage und Co ...

Ich würde in den Baumarkt gehen ... fühlen, riechen, Knotenprobe machen und ein Seil nehmen, welches sich für mich praktikabel anfühlt.

So habe ich es vor rund 20 Jahren gemacht, habe eine 100 Meter - Rolle schwarzes 6mm Kunstfaserseil ausgewählt und es erfüllt seitdem, bis heute seinen vorgesehene Einsatzzwecke.
Kunstfaser hat den Vorteil, dass man die Seilenden an den Schnittkanten verschmelzen kann, so dass sie nicht ausfransen. Da braucht es keine Kappen oder Überbinder, etc.

Ich persönlich würde auch zu Hanf greifen und nicht zu Baumwolle; aber Vergleich ist gut. Sprich: Beides ausprobieren. Jute gibt es auch noch. Und zwischen Seil von der Rolle - billig aber oftmals fusselig - und gekauftem Seil gibt es auch noch einmal einen himmelweiten Unterschied. Kurzum: Ich bevorzuge Hanf. Bind Me fand ich interessant aber mangels Fesselpartner & Budget kam es nie zu einem Kauf. Kommt aber vielleicht noch. Ansonsten kommt es auf das Ropebunny (nennt sich das so?) an - ein großes wird eher mehr Seil für die Standard-Fesselungen brauchen, als eine kleine zierliche ... wie sagt man das? Na ich glaub es ist klar. Übrigens sehe ich das alles mit Humor und möchte niemanden diskriminieren. Für dich selbst musst du das Seil auch handhaben können. Es bringt nichts, 12 Meter Seile zu haben, wenn du damit nicht klar kommst. Evtl. ändert sich also die Länge der benutzten Seile mit der wachsenden Erfahrung.