Back to school?
Die Schulzeit
war einmal für eine gewisse Zeit sehr prominent, aber nie der Lebensinhalt. Daher habe ich mir die Reise in die Vergangenheit von Kreide & Tafel auch nur einmal angetan.
Das war recht nett, weil ich mit interessiertem Nachwuchs nicht nur auf den Spuren der Schulzeit, sondern auch meiner Heimat gewandelt bin. Das war tatsächlich schön. Auf alle anderen waren meine Eltern neugieriger als ich. Für sie war es viel mehr ein Jungbrunnen, wenn sie nachfragten was aus dem und dem geworden sei - während ich teilweise Erkennungsschwierigkeiten hatte :-)- zu meiner Verteidigung muss ich hinzufügen, dass mein Jahrgang noch sehr stark war und ich im Kurssystem und nicht Klassenverband die Schulbank gedrückt habe. Ich habe also viele Unbekannte getroffen wovon mich viele kannten und vice versa.
Ein paar „Weißt-Du-Dochs“ waren auch dabei wie Abschlussfahrten und Abschlussfeiern. Manche kramten Poesiebücher, Schulzeitungen, Fotos mit samt alter Schwärmereien hervor. Natürlich blieb die Bilanzierung nicht aus. Träume - Ziele vs. Stand der Dinge. Diesen Prahlereien bin ich zurückgelehnt, lächelnd aus dem Weg gegangen getreu dem Motto, wer viel Zirkus um Haus, Yacht und Karriere macht, hat das auch dringend nötig. Ich bin ganz gut gut gefahren, keine Schutzfassade aufzubauen und so wie immer zu sein. Deswegen habe ich, so fern ich mich überhaupt entsinnen konnte, Vorurteile ebenfalls in der Vergangenheit gelassen und bin einfach offen auf die Menschen zugegangen.
Zum Netzwerken war es nur bedingt nützlich, und dank damals aufkommendem FB konnte man losgelöst von Jubiläumstreffen miteinander in Kontakt treten ohne dafür über die Eltern gehen zu müssen. Austausch via Communities und (WA)Gruppen, Alumni-Clubs
oder Portale lassen die Magie oder Nicht-Magie von solchen Events wohl ins Hintertreffen geraten.
Aber den gab es auch, diesen magischen Moment - völlig albern und entrückt zogen wir „We are the Champions“ grölend durchs Schulhaus. Damals, ja damals nach der letzten schriftlichen Abiklausur machten wir das auch und ein letztes Mal muckte die Schulleitung auf und liess die Muskeln spielen. Und da war es wieder, dieses tolle Gefühl, mir gehört die Welt und ich schaff alles - voller Leichtigkeit des Seins (was vor manchem Vokabeltest die Realität trübte). Dieses Mal sang die - nun antike - Schulleitung von damals auch mit.
Schnell noch ein paar Nummern ausgetauscht, zu denen man auch Kontakt haben wollte und vorbei war´s.
Damit war mein Interesse dann auch erloschen und ich bin nur noch als Begleitung mitgegangen.
Allerdings war die Last meines „Schulzeit-Päckchen“ sehr übersichtlich. Ich hab die Einladung als Einlass genommen, ein paar Anekdoten und Situationen für den Nachwuchs zum Besten zu geben. Für mich selber konnte ich noch mal kurz beleuchten, wie ich die Schulzeit und mit welchen Gefühlen erlebt habe. Hätte ich dabei Unbehagen oder Schmerz verspürt, glaub ich nicht, dass ich auf die Party gegangen wäre. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man gravierende Erlebnisse, die vor Jahren passierten und immer noch überdimensional nachwirken einfach beim Klassentreffen wegradieren kann - Entschuldigungen hin oder her. Hierfür würde ich tatsächlich kompetentere Gesprächspartner suchen, um endlich die Belastung loszuwerden und in die Ecke stellen zu können. Will man es trotzdem wissen, wie sich der Gang zum Klassentreffen anfühlt, dann definitiv mit Rückzugsmöglichkeit, um sich nicht länger als nötig einer unangenehmen Situation auszusetzen. Verstärkung in Form einer Begleitung kann da sicherlich nützlich sein. Abraten würde ich vom Fassadenaufbau mit Leihwagen, Eskorte und anderem Make Up.
Dieses Forumthema ist auf jeden Fall ein Anreiz, das eigene Handeln und Verhalten bzgl Ausgrenzung, Respekt, Achtsamkeit mal wieder auf den Prüfstand zu stellen - auch in Hinsicht darauf, dass man manchmal leicht verführt ist wegzuschauen, statt einzugreifen.