Liebeszauber

Eigentlich stellt man ja in der Nacht vor Allerheiligen was zu essen und trinken (bei mir sind das idR Kekse und Wein) für die Ahnen zurecht, nebst einem Licht, dass sie in dieser Nacht, in der die Übergänge ins Jenseits sehr offen sind, zu einem finden mögen.

Noxx

Und sind Kekse und Wein dann weg?

Das ist das keltische Brauchtum. Im germanischen Brauchtum jagt Wodan in genannten Nächten mit der wilden Jagd über den Himmel und treibt die Geister und Dämonen vor sich her, weswegen diese Unterschlupf suchen.

Und man darf in den Rauhnächten draußen keine weiße Wäsche (Unterwäsche) zum Trocknen aufhängen, weil die Geister sich darin verwickeln könnten - und dann hat man die am Leib.

Ich bin ja nun ein ausgesprochen rationaler, vernünftiger, geerdeter Mensch - aber einmal hatte ich derartig schlimmen Liebeskummer, dass ich die beim Saubermachen auf dem Fußboden gefundenen Härchen des Geliebten eingesammelt habe, weil ich seine Spuren einfach nicht in den Eimer kloppen konnte. Die habe ich in einem Schächtelchen "beerdigt" - und erst vor kurzem entsorgt, als ich mich wieder daran erinnert habe.

Damals hätte ich auch am liebsten einen Voodoo-Zauber damit gemacht. Wenn man Liebeskummer hat, setzt ein Teil des Vertstandes halt aus, bis die Botenstoffe wieder im Gleichgewicht sind. Isso. Da muss man durch.

Angelockt durch die Kerze. So.schließt sich der Kreis.

Das ist aber nur in den Rauhnächten der Fall....

Noxx

Habe gerade noch mal nachgesehen.

Tatsache. Da hab ich Allerheiligen und Allerseelen unberechtigterweiae dazu geworfen.

I stand corrected.

In Situationen seelischer Not klammert man sich an alles. Ich bin bekennende Atheistin. Aber als eines meiner Kinder mal eine Zeitlang auf der Schwelle des Todes stand, ab ich zu allen möglichen und unmöglichen Göttern gebetet.

Ich kenne das so, dass man in den Rauhnächten die Sprache der Tiere versteht und wenn man sie belauscht, erfährt man, was das kommende Jahr für einen bringen wird, ob man Glück oder Pech hat oder sogar sterben wird.
Und vermutlich sagen sie einem auch, ob der Liebste zu einem zurück kommen wird.

So hat man früher die faulen Hausfrauen motiviert ...

Im Schlüppi verfangen ... haben Geister eigentlich auch Hormonstau?

Wenn sie nach Menschen kommen, bestimmt!

Aber (frei nach Pratchett) wie geht das ohne Drüsen.

Wenn man davon ausgeht, dass Götter, Geister und andere Fantasiegestalten eben der entspringen, dann wundert man sich auch nicht über deren allzu menschliche Charaktereigenschaften

Es gibt Dinge, die kann man fühlen, die haben aber keine wissenschaftlichen Namen oder Erklärungen.
Ich mag Rationalität, Logik und Vernunft, aber ich glaube, man beschränkt sich doch sehr, wenn man sich nur und ausschließlich auf diese Werkzeuge für sein Leben verlässt.

Heißt das, ich glaube an sowas wie Liebeszauber oder daran, dass ein paar Kräuter und Wörter irgendwas bewirken können, wenn man sie nicht für ihre jeweiligen Zwecke einsetzt? Nein. Aber ich habe Dinge erlebt, für deren Erklärung die Vernunft oder Wissenschaft keine brauchbaren Ansätze liefert. Irgendwie oder irgendwodurch müssen sie aber ja passiert sein. Wenn die Ursache nicht mit Vernunft zu greifen ist, dann braucht man, ob man will oder nicht, ein anderes Werkzeug zur Erklärung, es sei denn, es ist einem egal, warum oder wodurch das so gewesen ist.

Da ich weiß, dass die meisten Menschen nicht so offen in diese Richtung sind und, wenn sie es sind, leider oft ins andere Extrem fallen und diese Art von Erklärungen auch auf die Sachen anwenden möchten, die entweder durch Vernunft oder mit dem Wort "Zufall" erklärt werden können, halte ich persönlich mich bedeckt, was meine persönlichen Erklärungswerkzeuge angeht.

Dinge passieren halt, man muss nicht immer eine Erklärung dafür parat haben. Zauberei, Magie, Götter etc. erklären ja auch nix, sondern werfen nur noch zusätzliche Fragen auf.

Hm, ich bin mit "Zufall" eigentlich immer sehr gut gefahren.
Es gibt schöne Zufälle, blöde Zufälle und vor allem Zufälle, die so gar nichts mit mir zu tun haben. Finde das sehr entspannend.

Meine Frau sagte den alten Zauberspruch „Ich liebe dich.“
So wie sie es sagte, gab es keinen Zweifel daran und ich war gefesselt.

Denn so richtig und ehrlich hatte ihn noch nie eine Frau von sich gegeben.

Ich habe irgendwo die Abkopie einer Abkopie einer ganz alten Buchseite bei mir herumschwirren, die eine Sage aus dem Berliner Raum erzählt. Sie gilt den unglücklich Verliebten und beschreibt einen abgelegenen Ort und ein Ritual, das verspricht, das Unglück in Glück zu wenden. Der Beschreibung nach ist der Ort vielleicht zu finden. Zumindest habe ich die Seite noch nicht weggeworfen.

Dû bist mîn, ih bin dîn.
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen,
verlorn ist das sluzzellîn:
dû muost ouch immêr darinne sîn.

Du bist mein, ich bin dein.
Dessen sollst du gewiss sein.
Du bist eingeschlossen
in meinem Herzen,
verloren ist das Schlüssellein:
Du musst auch für immer darin bleiben.

Quellenangabe:
Autor unbekannt,
entstanden um 1180.

Gleich kommen wieder die übllchen Bedenken, dass Liebe nix mit Besitz zu tun hat.
Ich finde diese Zeile trotzdem sehr schön.