„Was genau wird darunter verstanden? Ist es ein wissenschaflich anerkannter Bergriff oder nur ein Modewort aus der Szene?
Welche Merkmale einer Beziehung lassen diese Einstufung zu? Wie kann jemand seine Beziehung auf "toxisch" prüfen, wenn er keine Vergleiche kennt?
Diese Bezeichnung wird in Fachkreisen durchaus auch benutzt. In gewissem Rahmen kann es mit Dysfunktionalität gleichgesetzt werden, wobei diese sich auf die objektive Außenbeschreibung stützt. Toxizität geht da weiter, in dem es eine wertende Bezeichnung darstellt, die sich mehr auf die innerlichen Auswirkungen bezieht.
Toxische Beziehungen beschränken sich beileibe nicht auf Partnerbeziehungen, vielmehr kann jegliche tiefergehende zwischenmenschliche Beziehungen diese kennzeichnen. Toxische Beziehungen weisen auch nicht zwangsläufig eine Täter-Opfer-Dynamik auf.
Vielfach können beide Beziehungsakteure Opfer sein. Oftmals profitiert keiner der Beziehungsführenden von der Beziehung, auch wenn es oberflächlich betrachtet für manche so scheinen mag.
Es gibt keine Nutznießer, sondern nur Leidende.
Dysfunktionale Familienstrukturen sind ein sehr gutes Beispiel für toxische Beziehungen außerhalb der Paarbeziehung. Meistens sind sie auch die Ursache, warum Menschen toxische/dysfunktionale/ sich selbst entwicklungshemmende Verhaltensmuster aufrechterhalten und woanders weiterführen.
Modewort oder Trend würde ich eher darin sehen alles und jeden direkt als Narzissten/ narzisstisch zu deklarieren. Narzisstische Züge haben wir alle in gewissen Maßen und sie gelten auch nicht per se als ungesund. Ein Narzisst ist eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung.
Charakteristischstes Merkmal von Toxizität wäre in meinen Augen: wenn sich weiterhin etwas ausgesetzt wird, dass erwiesenermaßen schlechte Auswirkungen auf den eigenen Organismus hat.
Es wird nicht beendet, die Fähigkeit wird als nicht ausreichend dazu wahrgenommen bzw. der schädigende Auslöser wird höher bewertet als die eigene Unversehrtheit von Seele oder Leib!
Ob Stoff oder Mensch ist vollkommen gleichgültig. Diese Auswirkungen können total unterschiedlich auf körperlicher, psychischer oder mentaler Ebene sein - du fühlst dich schlecht, du leidest, du wirst entwicklungsgehemmter. Das genau in die individuellen Erscheinungsformen zu pressen ist unmöglich, weil sich dass so unterschiedlich zeigen kann.
Deshalb sind auch Vergleiche völliger Quatsch. Weder der einzelne Mensch noch seine Beziehungen gleichen sich. Alle sind anders
Ich würde sagen, individuelles längerfristiges Leid und das gleichzeitige Vorhandensein einer (gefühlten) Unfähigkeit sein Leid selbstständig zu lindern oder zu beenden, zeigen auf, dass etwas mit dir und der Beziehung nicht stimmt.
Es ist ungemein wichtig für die eigene Entwicklung und Prophylaxe, die eigenen Bedingungen/ Dispositionen zu ergründen, die dazu geführt haben, dass ein schädigendes Verhalten nicht sofort beendet wurde.
Das soll nicht zu plakativ rüberkommen, aber für eine toxische Beziehung über einen längeren Zeitraum, gehören immer zwei. Es ist essenziell zu wissen, welche Beteiligung die eigene Psyche daran hatt, damit sich Beziehungsmuster nicht wiederholen.