„Die oft gestellte Frage „Was ist der Sinn des Lebens“ wird meines Erachtens von vielen Fragestellern falsch formuliert, oder anders gesagt sie wird einfach in dieser weitverbreitet vorliegenden Frageform übernommen, die bei näherer Betrachtung in dieser allgemein gehaltenen Aussageform auf eine höhere und übergeordnetere Ebene, nämlich die Betrachtungsweise von der Welt ausserhalb auf das Leben an sich abzielt, und nicht auf die persönliche Sichtweise des Menschen auf das oder sein Leben selbst, wie es von vielen Fragestellern mit der Frage eigentlich beabsichtigt ist.
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Meines Erachtens ist diese Frage von den Beschriebenen überhaupt nicht falsch formuliert - nur dadurch leider noch schwerer zu beantworten.
Genau genommen ist zu unterscheiden:
• Was ist der Sinn des Lebens?
(Das schließt jegliches Leben ein, also auch Tiere und Pflanzen.)
• Was ist der Sinn deines Lebens?
(Das engt die Frage auf den Betreffenden ein.)
(Ich beantworte allerdings üblicherweise die Frage auch jeweils auf mich bezogen, weil die erste Fragestellung genau genommen die nach meiner philosophischen Sicht dazu ist und erfahrungsgemäß weniger gefragt ist.
Entsprechend war auch meine Antwort in dem Vorgänger-Thread ebenso auf die zweite Fragestellung bezogen.)
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Mein ganz persönlicher Glaube in dieser Hinsicht tendiert eher dahin, dass Sinn gar keine weltliche, sondern eine bloss menschliche Kategorie ist, nämlich zu dem Zweck als Orientierungs- und Leitpunkt im Leben zu dienen.
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Hier kommt es darauf an, ob davon ausgegangen wird, ob alles, was ist, nur ist, weil es sich gerade so ergeben hat.
(Dann gibt es kein Ziel, sondern nur eine Folge von Änderungen - auf Grund von Ursachen.)
Oder ob das, was ist, doch in (mindestens) einen äußeren Zusammenhang zu setzen ist.
(Dann gibt dieser äußeren Zusammenhang oder diese äußeren Zusammenhänge die Richtung und möglicherweise auch das oder die Ziele vor.)
Sobald es mindestens ein entsprechendes Ziel gibt, besteht auch die Möglichkeit, daraus ein oder ggf. mehrere Ziele abzuleiten. Kann mindestens ein Ziel abgeleitet werden, ist auch die erweiterte Sinnfrage nicht sinnlos oder begrenzt.
Mein Leben kann - nebenbei erwähnt - auch dann einen Sinn haben (oder mehrere davon), wenn ich ihn selber nicht erkenne. Ob ich ihn dann aber verfolge oder ihm entspreche, erscheint mir dann fraglich.
Genauso, wie ich mich dem Ganzen möglicherweise gar nicht entziehen kann.
„Es gibt die Ansicht, dass fühlende Wesen der Versuch des Universums ist, sich selber zu verstehen. Dem kann ich (auch beeinflusst durch die Idee des Boltzmann-Brain) vieles abgewinnen.
Hoffentlich klappt der nächste Versuch besser...
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Hegel meint ja, in uns kommt das Universum zum Bewußtsein; es erwacht gleichsam und spiegelt sich in uns.
Daher bin ich auch geneigt, an etwas etwas Größes zu glauben als wir uns selbst sehen und geben.
Um uns etwas bewusst zu sein, müssen wir einen (bewussten) Bezug dazu haben.
Mit Bezügen außerhalb des Universums wird es da schon prinzipiell schwierig.
Das spricht nicht gegen "Dinge" außerhalb des Universums, schränkt aber die Möglichkeiten ein, diese bewusst zu erkennen.
Für mich wäre es aber bereits ein Riesen-Fortschritt, wenn wenigstens die uns gegebenen Möglichkeiten vernünftig genutzt werden würden. Dies wäre vielleicht auch im hegelschen Sinne.
(Ich werde ja mal etwas träumen dürfen.)