Ich habe nie Kinder gewollt. Zum einen aus reinem Egoismus, denn ich wollte schlicht frei und unabhängig bleiben. Ich hab mir keinen vorgemacht, wieviel Aufwand und welche Verantwortung damit einhergeht.
Zumal ich der Menschheit nie ganz zutraute, eine lebenswerte Gesellschaft/Welt dauerhaft aufrecht erhalten zu können. Wieso sollte man eine unschuldige Seele in all das hineinwerfen, was sich im Grunde schon seit Jahrzehnten abzeichnet (Hyperkapitalismus, Ausbeutung, Kriege, Klimakrise)?!
Es gab nie einen Zweifel an meiner Entscheidung, sie war so unumstößlich, dass meine eheähnliche Partnerschaft ua auch daran zerbrach - der, trotz meiner Klarheit bei dieser Frage, von meiner damaligen Frau erhoffte Sinneswandel, trat nie ein.
Irgendwann, so mit 38, änderte sich meine Perspektive. Ich mochte mein Leben zwar, frei und unabhängig zu sein, ich habe coole Sachen gemacht, wann immer ich wollte, die mit einem Kind erstmal nicht mehr möglich wären. Das hat alles sehr viel Spaß gemacht, aber so lebte ich bereits die meiste Zeit meines Lebens.
Wie lange werde ich das wohl weiter so machen, ohne mich zu langweilen - 10 Jahre? 20? 40? Wird mich dieses freie Leben dann immer noch glücklich machen? Oder werde ich einfach nur einsam sein? Und wo wäre da der Sinn? Karriere machen, Reisen, Party machen?
Im Grunde sind doch Kinder das krasseste, was man erschaffen kann. Wenn man irgendwann, nach vielen Jahren, auf einen coolen Menschen schaut, einen jungen Erwachsenen, den man selbst gelehrt, inspiriert, geformt, erschaffen hat - was könnte wohl spannender sein, als vom ersten Moment an bei dieser Reise dabei zu sein? Was könnte erfüllender sein, als einen aufrichtigen, empathischen, klugen Menschen heranzuziehen? Ich dachte ich wäre soweit, mit der richtige Partnerin, warum nicht?!
Und dann kam Corona, und die Unfähigkeit der menschlichen Spezies, zumindest angesichts einer Auslöschungs-Bedrohung mal an einem Strang zu ziehen, offenbarte sich. Die Korruption. Die Populisten kamen aus ihren Löchern. Und die Politik machte sich zum Affen. Und ab da ist es ja im Grunde nur schlimmer geworden.
Der Kinderwunsch war in Rekordzeit verflogen.
Ich denke, es gibt genug gute Gründe, keine Kinder haben zu wollen. Und bei Frauen mit Sicherheit sogar den einen oder anderen mehr. Dass wir mit höheren Geburtenraten etwas gutes für das Allgemeinwohl und für den Planeten bewirken würden, erscheint mir als unzureichend reflektierter Gedanke.