Ich hab ja neulich beim Blättern in einer Frauenzeitschrift (ich mein, es war die Brigitte) mit Erstaunen festgestellt, dass nun dort Mode von "Normalo"-Frauen präsentiert wird, mit Durchschnittsfiguren und nicht Size O. Und ich glaub, das ist die erste deutsche Frauenzeitschrift, die bewusst auf den Einsatz von Modells mit von der Masse nie erreichbaren Körpermaßen verzichtet. Innerlich hab ich mich sehr gefreut, weil ich dachte, Juhu, ein Schritt in die richtige Richtung, dass Mode mal von den Frauen präsentiert wird, die das Zeug auch tatsächlich hinterher kaufen und anziehen sollen. Und dass vor allem auch junge Mädchen sehen, dass das eben nicht das "Normale" ist, als erwachsene Frau Klamottengrößen zu haben, die eher einer pubertierenden Jugendlichen entsprechen.
Klar bestimmen viel die Medien, was "man" gemeinhin so als "Normal" empfinden soll. Dieser Berieselung kann man sich ja auch mitunter nur schwer entziehen. Insofern find ich Kampagnen, die gegen diesen Strom laufen, wie z.B. die Dove-Werbung mit den nicht gertenschlanken Frauen oder auch die mit den älteren Damen super.
Andererseits wundere ich mich aber auch immer beim Einkaufen... natürlich gibt es die interessanten Klamotten höchstens bis Größe 40. Nagut, das wandelt sich langsam. Auch in den XL-Abteilungen findet man mittlerweile durchaus schicke Sachen. Aber warum eine XL-Abteilung schon bei Größe 42 starten muss, hab ich immer noch nicht wirklich verstanden.... und wenn ich in die Kinderabteilung schaue, speziell in die Mädchen-Unterwäsche-Abteilung, wundere ich mich gleich nochmal. Da gibts doch tatsächlich Strings in Gr. 128 (was man üblicherweise so mit 7 bis 9 Jahren hat).
Offensichtlich ist Nachfrage da, sonst würde so etwas nicht angeboten werden... lach.. nein, ich kauf so was nicht... ich bin nicht Zielgruppe, in dem Fall muss ich fast sagen Gott sei Dank. Da ist wohl mal ausnahmsweise nicht die Schuld bei den Medien zu suchen, sondern wohl eher bei den Abnehmern...
Nun, in Sachen Selbstwahrnehmung kann ich gleich zwei Mal was beitragen.... bis letzten August ging ich ja als Modell "dicke Mama" durchs Leben. Ich war zwar nicht immer glücklich über meine Rubensfigur, aber so kreuzunglücklich, dass ich mit allen Mitteln abnehmen hätte wollen, auch nicht. Ich fand mich ziemlich ok. Und meine Umwelt wohl auch. Aber wenn ich mir hätte wünschen können, ein paar Konfektionsgrößen weniger zu haben, hätt ich das ohne mit der Wimper zu zucken getan... Und ich war einigermaßen erstaunt darüber, als ich nach meiner Anmeldung hier im JC festgestellt habe, wie viele Männer doch auf ein bisschen mehr Frau stehen.
Nun sind knapp 30 Kilo seit letztem September weg. Eine Verkettung mehrerer glücklicher und unglücklicher Ereignisse (deren Details für hier zu weit gingen) führten dazu. Size 0 hab ich aber deswegen auch noch nicht, will ich auch nicht haben. Im direkten Vergleich zu vorher kann ich sagen, dass ich mich jetzt deutlich wohler fühle, schon allein wegen des gesundheitlichen Aspekts. Aber auch generell. Ich empfinde das als deutlich gesteigertes Lebensgefühl.
Leute, die mich noch aus der runden Zeit kannten und meine Gewichtsabnahme miterlebt haben, haben mir bescheinigt, dass ich als Vollweib nie wirklich unglücklich gewirkt habe und sie nicht den Eindruck hatten, dass ich sehr unter dem zu viel an Gewicht gelitten hätte... ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass ich wohl auch nicht der Typ bin, der deswegen depressiv und missgestimmt durchs Leben geht, eher im Gegenteil. Hmmm.... das bestätigt im Prinzip auch das, was auch schon geschrieben wurde... wenn ich mich wohlfühle und mich selber mag, strahl ich das auch aus, egal ob mit Größe 36 oder mit 48.
Nur denke ich, dass das zum einen eine Typfrage ist, sich hinzustellen und alle gängigen "Ideale" wegzuwischen und zu sagen: hier bin ich und ich find mich gut. Ich finde, je älter ich werde, umso besser gelingt mir das. Lebenserfahrung? Ja, ich denke schon. Mit 15 mitten in der Pubertät oder auch noch einige Jahre später fällt das den meisten wohl noch schwerer. Ich glaub, vor 25 Jahren hätte ich das nicht gekonnt (aber da hatte ich ja auch noch eine "Idealfigur"... grins). Und das, was schon angesprochen wurde, dass man als Frau mitunter Schwangerschaften und Geburten hinter sich hat, bei denen das Gewebe leidet und halt nicht jede Mehrfachmama mit supertollem Bindegewebe gesegnet ist, dass ich nicht den Körper einer durchtrainierten 20jährigen habe, das steck ich nun weg und sag ganz einfach... Ich bin so, das gehört zu mir. Das ist gut so und ich mag mich. Punkt.