Verzerrte Selbstwahrnehmung durch Betonung des Unnormalen?
Hallihallo, liebe JClubber,ich möchte Euch mal zu etwas befragen, das mich schon seit längerer Zeit interessiert. Ich weiß, der Titel klingt etwas sperrig, aber ich gehe gleich auf das ein, was ich damit meine. Darüberhinaus hoffe ich, damit hier im richtigen Unterforum zu sein. Also, liebe Mods, sollte ich falsch sein, bitte verschieben...
Worum es mir geht, ist die Frage danach, wie man sich selbst wahrnimmt, somit auch eine danach, wie zufrieden man mit sich und den Attributen ist, die mann/frau mit auf den Weg bekommen hat. Auch würde mich interessieren, ob sich an dieser Selbstwahrnehmung in den letzten Jahren etwas verändert hat.
Es ist eine Tatsache - und das meine ich völlig wertfrei und ohne Zeigefinger - daß unsere Umgebung inzwischen stark sexualisiert ist, auch außerhalb des JC. Pornographie ist jederzeit frei verfügbar und hat den Nimbus des Tabuthemas lange hinter sich gelassen, was ich ausdrücklich gutheiße. Daraus resultiert aber auch, daß man auch immer wieder auf Personen stößt, denen aus verschiedenen Gründen größere Aufmerksamkeit zuteil wird, sei es durch besondere Ausdauer, besonderer Ausprägung und Schönheit primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale oder sonstige Sonderfälle.
Was ich mittlerweile festgestellt habe ist, daß mehr und mehr Menschen - Normalos - unzufrieden mit sich sind, bis hin zu massiven Selbstzweifeln, weil sie meinen, nicht einem begehrenswerten Ideal zu entsprechen, obwohl sie selbst meist irgendwo zwischen "völlig OK" und "sehr attraktiv" stehen. Da gefallen einer Frau auf einmal ihre Brüste nicht mehr, oder sie grämt sich massiv wegen - meiner Ansicht nach völlig überbewerteter - Cellulitis, Männer trauen sich kaum noch an andere Frauen, weil sie der festen Überzeugung sind, ihr - völlig normaler - Penis sei zu klein, mit dem sie sich nur zum Gespött machten und sie befürchten, daß man mit "nur 15 Minuten" Ausdauer keine Frau mehr wirklich befriedigen könne. Und wer noch nicht midestens einen Dreier erlebt hat, ist sowieso fernab jeglichen echten Erlebens...
Wie ich darauf komme? Nun, zwei Beispiele hätte ich hier direkt aus dem JC. Nun, in einem konkreten Fall geht es um einen Thread, in dem das Problem einer Frau mit unterschiedlich großen Brüsten geschildert wird, und die sehr darunter leidet. Das allein ist vielleicht noch nicht so auffällig, wohl aber, wo dies gepostet wurde, nämlich unter "Leben mit körperlichen Behinderungen". Ich finde, das ist echt ein ziemlicher Hammer. Kann man das wirklich ernsthaft so empfinden?
Und wo wir gerade bei Hammer sind, es gibt hier im JC eine Gruppe namens "Kleine Schwänze", die sich mit den Männern beschäftigt, die von Long Dong Silver ein gutes Stück entfernt sind. Interessant finde ich die Beschreibung der Gruppe, in der steht, daß es dort um die Männer von 11-16cm geht. Der deutsche Durchschnittspenis mißt in Arbeitsstellung etwa 14,5cm. Daß man mit 11cm vielleicht nicht so ganz glücklich ist, kann ich ja vielleicht noch ein Stück weit nachvollziehen, das ist mit der richtigen Partnerin aber trotzdem normalerweise kein echtes Problem, aber 16cm zählt noch als klein? Na bravo, dann weiß ich jetzt also, daß ich einen kleinen Schwanz habe, wenn auch an der Obergrenze für diese Gruppe. Ich hatte mich eigentlich immer für mehr als ausreichend bestückt gehalten, was mir meine Frau auch gern bestätigt. Hätte ich jetzt etwas weniger Selbstbewußtsein, und gerade keine Partnerin, würde ich mir vermutlich schon meine Gedanken machen.
Woher kommt das? Wieso empfindet man sich als nicht mehr ausreichend gerüstet oder sonstwie unzufrieden mit sich, obwohl man doch eigentlich bisher (meist, es mag Ausnahmen geben) immer ganz gut gefahren ist mit dem, was man hat? Produziert die Enttabuisierung und einhergehend die Omnipräsenz von Sex, und damit der ständige sexuelle Leistungsdruck eine Armada von Frauen und Männern mit Miderwertigkeitskomplexen ob ihrer völligen Normalmaße? Die Statistiken sprechen offenbar eine komplett andere Sprache als das Selbstempfinden.
Warum stützt man sich oft mehr auf die Darstellung von Extremen als auf die eigenen Erfahrungen? Muß eine Frau eine makellose Größe 36 mit D-Körbchen sein, Reisenschwänze mögen, bereitwillig Sperma schlucken und sich auf alles einlassen, von dem man landläufig meint, es gehöre halt dazu? Muß ein Mann mindestens stattliche 20cm vor sich hertragen, um ernstgenommen zu werden (zumindest nach eigenem Empfinden), 2 Stunden durchhalten, gern mit Mehrfachejakulation und multiplen Sextechniken wildester Art?
Ich würde sagen, das ist alles Quatsch. Jeder ist anders, mag es anders, und das ist auch gut so, um es mal frei nach Wowereit zu formulieren. Erfreuen wir uns doch einfach mehr an uns und unserer Normalität, stützen wir und doch mehr auf unsere eigenen Erfahrungen und Empfindungen, als uns einem - sagen wir - Diktat von außen zu unterwerfen.
Wie sieht es bei Euch aus, wie empfindet Ihr Euch? Seid Ihr zufrieden, oder fühlt Ihr Euch auch mitunter verunsichert? Jetzt seid Ihr dran, liebe Mitclubber...