lieber horseman!
Deine lange Definition von Liebe, von den unterschiedlichen Arten der Liebe, die kann ich so nicht teilen. Ich sehe zwar für mich, daß es unterschiedlichen Arten der Liebe, je nach Person gibt - meine Kinder liebe ich anders als meine Eltern, den Freund oder Partner liebe ich anders als die seelenverwandte Freundin. Gemein haben aber alle dies "Unterarten" der Liebe, das Bedingungslose, das Akzeptieren des Menschen mit seinen Fehlern, jedoch ohne dabei das Arbeiten an sich im Sinne eines gedeihlichen Fortbestandes der Beziehung zu negieren. Beziehungsarbeit muß sein, bei allen Arten, auch wenn das Wörtchen Arbeit sehr unromantisch klingt.
Eine Liebe zur Befriedigung seiner Bedürfnisse, guter Sex, gesellschaftliche Anerkennung (pfui deibl), das bezeichne ich als Berechnung und zielgerichtetes, fast schon merkantiles Verhalten und keinesfalls als Liebe.
So, jetzt fragst Du Dich, warum ich Dir widerspreche:
Neben dem bedingungslosen Hineinlassen und Aufnehmen des Anderen, das Lieben im ureigensten, ja schon fast kitschigen Sinne - verzeih das Wort - daneben gibt es noch das einseitige Verlieben, oft schwierig festzustellen, man sieht ja in den anderen nicht hinein. Manchmal kennt man den anderen ja gar nicht, Menschen verändern sich, einseitig verlieben, das gibt es.
Und dann gibt es noch das Lieben, das einem selbst nicht gut tut, weil entweder auf beiden Seiten unterscheidliche Vorstellungen über Art und Intensität bestehen, und darüber kein Konsens entsteht, oder weil sich äußere Umstände ungeahnt entwickeln und dadurch Kräfte freiwerden, die vorher nicht absehbar waren.
Wie auch immer: meine egoistische Meinung:
Sobald man sich sicher ist, daß eine Liebe, ein Partner einem nicht guttut, einen wesentlich mehr Kraft, Enerigie und Lebensfreude kostet als man daraus bezieht, sobald man eingesehen hat, daß es für die Prbleme keine Lösung gibt - üblicherweise ist dies ja ein langer Prozeß - muß man sich selbst davor schützen. Indem man den Kontakt abbricht und sich entliebt. Jaja, das klingt sehr wirschaftlich und berechnend, ist es aber nicht, es ist reiner Schutz vor der Selbstzerstörung.
Ich denke, was Du ansprichst, alles, alle zu lieben und zu verstehen, das sehe ich nicht anders, ich bezeichne es nur anders, nämlich nicht mehr als Liebe, sondern als Wertschätzung, als Achtung. Ich hege auch keine agressiven oder üblen Gedanken für den, von dem ich mich entlieben will, warum auch, schließlich ist er mir ja immer noch wert und teuer, er hat sich ja nicht verändert. Mir ist lediglich wichtig, meinen "input" zu stoppen, weil ich es auf Dauer nicht ertrage, die Schmerzen nicht aushalte.
In diesem Sinne war und ist mir ein Gefühl wie Rache grundsätzlich fremd.
Ich hoffe, mich diesmal verständlicher ausgedrückt zu haben.
niewieder