Kinky im Anzug?

Ich finde jetzt auch Neugierde grundsätzlich nicht verwerflich. Und sich gleich ein Fetischoutfit anschaffen, nur weil man mal irgendwo reinschnuppern möchte und wissen möchte, ob das überhaupt etwas für einen ist, finde ich auch übertrieben...

Ich finde aber aber auch, daß eben nicht jede Kinkyparty eine Fetischparty ist. Also da einfach genau darauf, schauen, was es tatsächlich für eine Party ist. Und wenn man unsicher ist, was den Dresscode angeht oder Möglichkeiten reinzuschnuppern, dann finde ich Kontakt zum Veranstalter aufzunehmen eine gute Variante. Dann findet sich vielleicht die ein oder andere Lösung, die der Veranstalter akzeptabel findet.

Ich glaube, das große Problem ist hier: was ist denn eine "kinky party", und was ist ein "kinky dresscode"? "Kinky" ist alles und nichts. "Kink" ist jede (sexuelle) Vorliebe abseits der Norm. JEDE. "Kinky" ist also jeder Mensch, der auf irgendwas steht, auf das die Meisten nicht stehen. Ist eine Kinky Party nun eine Party für alle, die einen Kink haben, egal welchen? Falls ja - was ist dann "Kinky Kleidung", für Menschen, deren Kink nichts mit Kleidung zu tun hat?

Hier Gatekeeping zu betreiben, weil die eigene Vorstellung von "kinky Kleidung" sich nicht mit anderen deckt, ist halt schwer. Genau darum haben viele Parties ja auch einen eher lockeren Dresscode - man soll sich halt Mühe gegeben haben und so aussehen, dass man das Beste aus sich rausgeholt hat aber mehr halt auch nicht. Eine Kinky-Party ist keine LLL-Party. Eine Kinky-Party ist nicht automatisch ein Rave. Und so weiter.
Das heißt auch: stehe ich auf LLL, kann ich auf entsprechend gelabelten Parties erwarten, dass da alle so kommen. Aber auf Parties dier halt "kinky" sind, kann ich das nicht.
Bin ich Rave-affin, und gehe auf Raves, werde ich da auf Raver:innen treffen, die angezogen sind, wie das da üblich ist. Gehe ich auf eine "Kinky Party", kann ich das nicht.

Hier schreiben Leute "auf den Raves, auf denen ich bin, könntest du das nicht tragen". Jo, gut, geht er halt nicht auf die. Vlt taugt ihm da auch die Musik gar nicht. Wer weiß.

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Der CSD ist im übrigen ein wirklich, wirklisch schlechtes Beispiel. Da geht es NULL darum, was jemand an hat. Da geht es auch NULL darum, ob jemand kinky ist. Da geht es darum, der Menschheit zu zeigen, dass es queere Menschen gibt. QUEER, nicht "kinky". Es ist dafür total wurscht, wie diese Personen aussehen. Im Gegenteil, es geht sogar auch darum, zu zeigen, dass es egal ist wie jemand aussieht.

Wer also hier sagt "wer sich nicht 'kinky' anziegt sollte nicht auf den CSD gehen", den bitte ich, nicht auf den CSD zu gehen - denn ihr seid dann aus den absolut falschen Gründen dort.

Was MICH nämlich auf dem CSD nervt sind die Leute, die glauben, das sei eine große Straßenparty mit Optionaler knapper kleidung. Newsflash: ist es nicht. Es geht um ein verdammt ernstes Thema, und es ist eine Demo. Kein Rave.

@********e_68 Naja, es kann schon ein Kink sein, auf Frauen in Fetischkleidung zu stehen, und sie aber selbst bei sich nicht so erregend zu finden.

Mir ist es im Grunde ähnlich gegangen, aber ich habe sehr früh gelernt, dass man damit im Leben nicht gut fährt, und zwar schon mit 17 oder so. Ich habe es hier schon mehrfach geschrieben, erzähle es aber gern nochmal, vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen Mann in ähnlicher Situation:

Mir war schon seit 13 klar, dass ich auf Frauen in LLL stehe, und als ich 17 war, habe ich mich getraut, das einer Freundin zu erzählen, die wie ich auch in der Gothicszene unterwegs war. Und die hat mir damals folgenden einfachen Rat gegeben: "Wenn du Mädels in Lack kennenlernen willst, kauf dir selbst ne Lackhose und geh damit aus. Denn Mädels in Lackhosen (-röcken, -kleidern) finden es doof, von Typen in Jeans angesprochen zu werden, wie geil die Lack finden. Aber wenn du selbst ne Lackhose trägst, brauchste das gar nicht sagen, sondern zeigst es schlicht und kannst die Mädels mit Gesprächen über Musik o.ä. anquatschen."

Und sie hatte völlig recht, und dieser Rat war auch noch genauso gut, wenn es zig Jahre später um Fetischpartys oder genauso um Kennenlernen hier im Joy ging. Ich kenne so viele Frauen, die hier Fetischbilder im Profil haben, die Mails von Typen bekommen, die sich in Baumwollhemd zeigen und ihnen schreiben, wie geil sie Latex finden. Und das funktioniert halt nicht. Viel besser ist es, selbst Bilder in Latex im Profil zu haben und diese Frauen hier zu anderen Theman anzuschreiben. Und genauso auf kinky Partys: Einfach selbst LLL tragen und dann "ganz normal" ins Gespräch kommen. Das selbst LLL tragen ist für den Türsteher und für die Frauen, mit denen man auf der Party ins Gespräch kommt, dann einfach nur eine nonverbale Aussage. Ob einen das selbst erregt, wenn man es trägt, ist völlig egal.

(Mich zB erregt es auch gar nicht mehr, LLL zu tragen. Ich habe 30 Jahre hinter mir an Party und Modeln in LLL, sodass LLL an mir einfach nur noch Party/Model-Kleidung ist. Die Erregung bei mir ist nur noch, wenn ich Frauen in LLL sehe und anfasse. Ich trage LLL auf Partys nicht wegen meiner Erregung, sondern einfach, um part of the scene zu sein.)

Es wird wohl darauf rauslaufen, dass man auf Events mit einem gewissen Dresscode - weil man genau diesen sehen will - auch nur mit eben diesem Dresscode reinkommt. Liegt in der Natur der Sache, irgendwie.

Will man das nicht, muss man auf allgemeinere "kinky" Events ohne Dresscode gehen und hoffen, dass man trotzdem Leute sieht, die diesen halt freiwillig tragen. CSD bzw. Pride Parades wären sicher eine Idee dafür.

Im Grunde fasst es das für mich zusammen, oder sieht das jemand anders? Ohne Dresscode auf Dresscodeparties zu gehen, geht IMHO einfach nicht zusammen.

Wenn man rein pragmatisch den Ist-Zustand betrachtet: ja.

Bleibt die Frage, wie zum Henker sich 2024 "kinky" überhaupt definiert.
Den CSD bzw die Pride Parade würde ich zB nicht als solches Event betrachten.

Da wäre das toll, wenn sich der TE @**********trakt noch einmal meldet, was genau er unter Kinkyparty versteht, die er gerne besuchen würde.

So sehe ich das auch @********iebe und finde es schade, dass gerade heterosexuelle Männer oft nicht verstehen, dass der Dresscode ein Teil dessen ist, der ihnen in die Karten spielt. Vielleicht liegt es daran, dass sie nicht erlebt haben, wie kinky Partys (die früher Fetisch/SM-Partys hießen) auch sein könnten bzw. früher waren:

Ich erinnere mich an meine Anfangsjahre in den 90ern. Da war ich teils auf SM-Partys, wo 80% Männer waren. Die meisten Männer waren allein da, ein kleinerer Teil mit ihren Frauen, auf die sie gut aufpassten. Die wenigen Frauen, die nicht mit ihren Männern da waren und die mir alters-, aussehens- und outfitmäßig gefallen haben, waren Sexworkerinnen, sprich Profidominas.
Und dann gab es aber ab der Jahrtausendwende immer mehr Fetisch/BDSM-Partys, die es geschafft haben, dass zumindest mal über 30% Frauen da waren, und eben auch jüngere Single-Frauen, die gern in coolen Fetisch-Outfits tanzen wollten. Und Gründe, warum das geklappt hat, lagen darin, dass die Veranstalter Bedingungen geschafft haben, um diese Frauen anzuziehen, und zu diesen Bedingungen gehört u.a. ein Dresscode, der dazu führt, dass diese Frauen sich eben nicht in ihren sexy Sachen exponiert wie Sexworkerinnen fühlen, sondern einfach zusammen mit anderen Frauen und Männern, die alle ähnliche Klamotten tragen, tanzen können.

Und auf den aktuellen kinky Raves ist das im besonderen Maße der Fall. Da gehen mittlerweile recht viele Frauen in ihren 30ern auch mit 2 Freundinnen hin. Und genau das wünschen sich heterosexuelle Männer doch: Eine Party, auf der sexy gekleidete, sexuell offene Frauen, tanzen und prinzipiell auch Männer kennenlernen möchten. Und ein Grund, warum sowas klappt, ist der Dresscode. Denn diese Frauen wollen eben nicht Männer in Anzügen am Tanzflächenrand stehen sehen, die sie mit einer "Ich hab das Geld, du tanzt für mich"-Attitüde anstarren, sondern lieber mit anderen Männern tanzen, die genauso wie sie selbst ihre Körper in Unterwäsche, Harnessen oder LLL zeigen.

@*****a_S
Du beschreibst da etwas, was ich persönlich nie erlebt habe und wozu ich klarerweise auch nichts sagen kann. "Party" in diesem Zusammenhang ist für mich immer etwas im BDSM-Zusammenhang, bei dem Musik und Tanzen eine absolute Nebenrolle spielen, im Gegensatz zu Dresscode, Benimmregeln aus dem BDSM-Bereich, Spielen und auch Sex.

Deswegen kann ich auch nur zu den BDSM-lastigen etwas sagen und nicht zu denen, die in diesem Jahrhundert aufgepoppt sind (und man auch dauernd auf der Forums Startseite sieht), an die Love Parades der 90er angelehnt, wie ich vermute. Wohl auch eine Generationensache. Und eine der jeweiligen Szene ... weil du "heterosexuelle Männer" ausdrücklich ansprichst, man könnte auch noch "Cis-" dazu nehmen, dann ist das "Feindbild" fertig.

Also ich würde da klar unterscheiden zwischen einer Fetischparty und einer BDSM-Playparty....
Ist auch definitiv ein Unterschied im Dresscode...

@********iebe Naja, ein "Feindbild" wird dann daraus, wenn diese Männer den Dresscode für "schwul" halten und gern in Alltagskleidung auf solche Partys wollen, aber dort dennoch gern Frauen in Unterwäsche oder Fetischkleidung sehen wollen. Und genau diese Einstellung blitzt gerade in mehreren Threads durch, und einige queerfeministische Forist*innen schießen scharf dagegen. Ich versuche eher, zu erklären, wie solche Tendenzen entstehen und Tipps zu geben, wie man dennoch zusammen feiern kann, ohne zu krass wieder eine Trennung zu fordern zwischen "echten Fetischist*innen", "guten Queeren" und "bösen Heterocismännern".

Und den düsteren Post Punkern.

@*******Punk Na, letztere kriegt man ja ganz leicht über die Musik. Ich gehe immer wieder auf Gothic-Partys, wo es eine Batcave-Tanzfläche gibt, und auf der sammeln sich dann die düsteren Post-Punker. Aber beim Selektions-Kriterium Musik ist es eben auch einfach.

Hier aber geht es um erotische Partys und die prinzipielle Möglichkeit, Frauen kennenzulernen, die eine offene Sexualität pflegen und sich in Fetischkleidung kleiden. Und das wollen eben viele Männer und nicht nur eine bestimmte Art, die einen bestimmten Musikgeschmack oder Kleidungsstil haben.

Da den Dresscode als wichtiges Kriterium zu sehen, dass vermehrt auch Frauen auf Partys kamen, ist mE eine ziemlich eingeschränkte Sicht.
Aber eigentlich ging es ja um Anzüge.

Und ich noch einmal zwischen denen und einer Tanzparty oder wie man sie nennen will (Rave etc.), ob jetzt sexpositiv oder nicht.
Das sind 3 Mengenkreise, zwischen denen es Überschneidungen geben mag, aber trotzdem sind sie untereinander ganz verschieden.

Es wäre wirklich hilfreich vom TE, wenn er klarstellen wollte, an welchen genau er nun Interesse hat. Ich tippe ja auf die Kategorie "Fetisch", und da wird es halt sehr schwer werden, reinzukommen, wenn man sich dem DC nicht selber unterwerfen will ...

@****al Ich gehe gern in einer Diskussion unter erfahrenen Besuchern von Fetischpartys. Sag mir gern, was dein Eindruck ist, warum seit den 00ern sich auch Singlefrauen auf solchen Partys wohl fühlen.

Und @********iebe Wenn es um Fetischpartys geht, funktioniert ja, wie ich weiter oben angegeben habe, auch ein Smoking oder auch ein Uniformanzug. Da sind eher die kinky-sexpositive Raves schwierig, weil die eben eher Nacktheit, Unterwäsche, Harnesse und LLL sehen wollen.

@*******ant

Das war mein Konter auf die Aussage bezüglich des WGT.
Und genau umgekehrt gemeint, als wie du es aufgefasst hast.

Man kann das WGT und den CSD eben NICHT mit einer kinky party vergleichen!

Korrekt.
Und da ich auch annehme, dass es dem TE um die ersteren geht, braucht man sich auch um die letzteren dann keinen solchen Kopf zu machen, oder?
Man muss ihm ja nicht etwas zum Vorwurf machen, was gar nie seine Absicht war, meine ich halt.

Zudem macht es einfach total Sinn, sich so anzuziehen, wie es die Frauen, die man auf solchen Partys kennenlernen will, gern sehen. Und es gibt nicht wenige erotische Partys, wo Frauen hinkommen, die selbst Abendkleider und Nylons tragen und total auf Männer in Anzügen stehen, eben echte Gentlemen der alten Schule. Liest man auch immer wieder in Frauen-Profilen hier. Die Frauen haben sw-Bilder von sich in damenhaft-erotischer Kleidung und geben im Profil an, auf Gentlemen in guten Anzügen zu stehen. Einfach mal schauen, auf was für Partys diese Frauen gehen, den besten Anzug anziehen und fertig ist die Laube!

Man sollte sich einfach fragen wie eine Kinky Party aussieht wenn jeder mit Anzug kommt. 😉 dann ist genau das was dir gefällt, nämlich kinky Outfit gar nicht mehr da.

Ich würde auch empfehlen sich in Richtung Cyber Punk umzusehen.

@*****tty Kommt halt total darauf an, was "kinky outfit" eben anf der Party konkret ist. Ich finde Cyberpunk cool, genau wie Steampunk, aber auf einer reinen LLL-Party zum Beispiel wäre auch das daneben.

Was ist den eine reine LLL Party und ist sie wirklich kinky? Kläre uns doch mal auf

LLL steht für Lack, Leder & Latex, es ist also eine Party, in der ein strenger Dressocde gilt, dass nur solche Outfits getragen werden sollen. Und natürlich ist die Kinky, wenn die Menschen da einen Kink haben solche Outfits zu tragen. Oder was macht für dich eine Party "kinky"?

Gibt auch reine Latex Veranstaltungen, da kommt man auch nicht mit Lack oder Leder rein.

Vielleicht eine kurze Erklärung zum Wort "kinky", denn das ist tatsächlich etwas schwierig, und im Moment auch in mehreren Threads implizit der Grund für Diskussionen.

Ursprünglich ist das Wort "kinky" eingeführt worden als Zusammenfassungsbegriff ähnlich dem Wort "queer". Man hatte sich geärgert, dass zB bei Schwulen-Lesben-Party/Zentrum/Club die Bisexuellen, Transgender usw. nicht mitgenannt wurden, und daher das Wort "queer" eingeführt, um eben alle aus dem LGBTQIA*-Spektrum mitzumeinen. Ähnliches ist versucht worden mit "kinky". Ganz früher hieß es SM-Party/Club, und dann BDSM, und die Fetischisten wollten aber auch mitgemeint werden, und die Polyleute auch, und daher hat man "kinky" eingeführt, um irgendwie alle anzusprechen, die keine konventionelle Sexualität leben.

Das Problem ist, dass man damit nun fast alles meint, der wer würde seine Sexualpräferenz schon für normal/langweilig halten? Nun fühlen sich also auch queere Menschen, Swinger usw. mitgemeint. Und zudem ist "kinky" jetzt ein ähnliches Modewort wie "queer". Noch nicht ganz so sehr spaltend, aber man kann an den Threads sehen, dass wir auf dem Weg dahin sind, dass "kinky" immer mehr von einigen Leuten als ausgrenzend gelesen wird, weil man sich einer vermeintlichen neuen (Meinungs-)Mehrheit nicht mehr zugehörig fühlt. Und da wird es auf einmal politisch, auch wenn "kinky" zunächst mal viel weniger politisch wirkt als "queer".

Und daher ist es auch schwierig, zu sagen, was genau eine "kinky Party" ist. Für mich als alten Besucher von BDSM/Fetisch-Partys ist eine kinky Party eigentlich nur eine kleine Erweiterung, also so eine Art BDSM/Fetisch & Friends Party. Aber für nicht wenige ist eine "kinky Party" eine Party für alle und daher geht es mitlerweile in mehreren Threads darum: "Wenn eine kinky Party doch angeblich so tolerant und für alle ist, warum werde ich ausgegrenzt, wenn ich nicht queer und fetisch genug bin und den Dresscode nicht mag?" - Ich hoffe, das hier ist dem Joyteam nicht zu politisch, in dem Fall möge es gelöscht werden. Das Problem ist, dass viele Themen nunmal doch auch politisch sind, und sich Leute implizit politisch äußern, und das kann man mMn doch auch durchaus mal kommentieren/erklären.