Erfahrungen verändern den Menschen. Und zwar sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen.
Bei schlechten Erfahrungen wird man vorsichtiger, zieht sich zurück, oder lässt etwas ganz sein.
Das ist so selbstversändlich, dass man meint, es gar nicht sagen zu müssen. Aber genau das ist der Punkt, der einem klar sein muss, wenn man in einer neuen Personenkonstellation im Bereich BDSM aktiv wird.
Und ich unterstelle einmal, dass kein Dom das Ziel hat, eine Sub zu vergraulen. Selbst wenn beide feststellen, dass sie nicht zusammen passen, hat doch keiner das Ziel, jemanden entgültig zu vergraulen. Wenn jeder das Ziel hätte, wären ja irgendwann keine mehr übrig.
Im BDSM tummeln sich Menschen. Keine Superwesen. Diese Menschen haben die gleichen Fehler / Probleme / Macken, wie jeder andere Mensch auch. Manche sind empathischer als andere. Einige sind unsicherer als andere. Manche überspielen ihre Unsicherheit. Einige können Fehler eingestehen, andere nicht.
Immer, wenn ich die Frage höre, wie ich den perfekten Dom / die perfekte Sub erkenne, denke ich, das ist doch eigentlich die Frage, wie erkenne ich den perfekten Partner. Darauf hat noch niemand eine Antwort gefunden, die wie eine Checkliste abgearbeitet werden kann.
Eine "Brat" spielt man nicht, die wird man nicht, die ist man einfach, ob man will, oder nicht. Der Schalk im Nacken, das gern provozieren, und die erzielte Reaktion, und das danach einfach nur lieb haben, das sind so tief verwurzelte Neigungen und Charakterzüge, die sind eben einfach.
Tiefe Devotion, seine Erfüllung darin finden, dem anderen zu dienen, ihm zu liebe zu ertragen, ihn damit glücklich machen, dass man es erträgt, und in diesem Glück seine eigene Erfüllung finden, auch das ist etwas, was einfach ist. Wie ich schon schrieb, das ist nicht meine Welt, aber muss es ja auch nicht.
Schmerzen zufügen, Schmerzen zu empfangen, Sadismus und Masochismus. Kann wunderbar passen, nicht meine Welt.
Mit der Erregung spielen, Emotionen steuern, Lust, Schmerz, Spannung, gepaart mit Angst, Wissen, dass man vertrauen kann, sich dennoch hingeben. Ich sehe mich als Reaktionsfetischist. Ich liebe dieses Spiel. Es beinhaltet eine Gradwanderung, das heranführen an gefühlte Grenzen, unter gleichzeitiger Vermittlung des Wissens, dass jederzeit "Stop" gesagt werden kann, aber im Wissen, dass es nicht nötig werden wird. Ich tue mir schwer damit, das zu beschreiben. Aber das ist das BDSM, das ich liebe. Ich mag keine Safewords in meinem Spiel, ein Stopp, Halt, das ist zu viel muss reichen. Kennt man sich wirklich gut, weiß man auch, wann es ernst gemeint ist. Intonation, Erregung, Atmung, all das ist mir wichtiger, als die Frage, welches Wort durch die Lippen geformt wird. Und es ist so schön, wenn es anschließend heißt, dass es weh tat, und ich im richtigen Moment aufhörte, nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Und das geht nur, wenn man sich wirklich gut kennt.
In meinen Augen gibt es nicht viel allgemeingültiges, und wenn, dann sind die Aussagen schnell so generell, dass sie überhaupt keinen Wert haben für jemanden, der keine Ahnung hat, weil sie eben nicht einfach konkret umsetzbar sind. Das hat sich hier im Verlauf der letzten zwei / drei Seiten schön im Hinblick auf "Safeword" gezeigt.
Zu "nicht wirklich devot"
Ich halte es durchaus für möglich, dass es solche Menschen gibt, die meinen, dass sie alles machen dürfen, wenn jemand nur "devot" ist. Aber vielfach habe ich die Vermutung, dass da jemand erkannt hat, dass er zu weit ging, und anstelle sich zu entschuldigen lieber zum Angriff übergeht, die Schuld also auf jemand anderen abwälzt. Letztlich egal, in beiden Fällen keine gute Voraussetzung für ein verantwortungsvolles gemeinsames Erlebnis.
Und wie nun erkenne ich einen guten Dom?
Wie war das, wie erkenne ich einen guten Ehepartner?
Drum prüfe, wer sich ewig bindet.
Tja, im BDSM geht es nicht um ewig, und trotzdem passt der Spruch gut.
Hilft das jemandem?
Nutze Deinen gesunden Menschenverstand. Das möchte ich gern sagen.
Hat mir das in meinen Beziehungen geholfen? Nicht wirklich. Naja, jedenfalls nicht immer.