„
Mit "da kam alles zusammen" meine ich nur, dass sich das zu einem ganzen Bild zusammen gefügt hat. Also hetero + dom. + sad. Diese Phantasien hatte ich als Kind schon, auch die Anziehung zu Frauen, die sex. Prägung kam dann erst mit der Pubertät. Ab da ergab es ein ganzes.
Mit meiner Neigung bzw. Devianz habe ich nie gehadert oder darunter gelitten o.ä., nur fehlte mir damals das Wissen, es im einvernehmlichen Rahmen im Sinne von BDSM ausleben zu können. Was ich dann aber auch tat. Trotzdem bezeichne ich es heute immer noch als eine Devianz, und das in meinen Augen etwas anderes als eine sex. Spielart
Dieses andere als „Spielart“ drückt sich ja schon dadurch aus, dass Du es als Neigung bezeichnest (wo es im übrigen auch fachlich eingeordnet ist.) Damit ist bereits ausgesagt, dass es dauerhaft und früh angelegt ist. Heterosexuell ist übrigens keine „Prägung“, sondern eine „Orientierung“. Wann Du sie registriert und verstanden hast, weißt natürlich nur Du; angelegt aber wurde sie weit vor der Pubertät. Genaues ist nicht klar, sicher ist aber, dass diese Orientierung spätestens frühkindlich feststeht.
Echte Schwierigkeiten habe ich mit dem Begriff „Devianz“. Wir haben als Gesellschaft wirklich lange gebraucht, Orientierungen und Neigungen nicht mehr flächendeckend abzuwerten (Diverse Aspekte des BDSM sind erst vor weniger als zwei Jahren aus dem Katalog psychischer Störungen verschwunden), da sollten wir damit als Individuen nicht wieder anfangen. Denn wenn Du Dich als „von der Norm abweichend“ definierst, impliziert das, dass es eine (!) als solche gültige Norm gebe. Konsens ist sicher eine solche in der Sexualität. Neigungen, die dagegen nicht verstoßen (wie es viele Paraphilien tun), sollten dagegen in meinen Augen nicht als un-normal bezeichnet werden. Das bedeutet natürlich, dass man sich selbst nicht mehr als etwas Besonderes sehen kann, kein:e Rebell:in mehr gegen das heteronormative Schweinesystem ist.
Und echte Schwierigkeiten habe ich mit diesen ständigen „un-true“-Abwertungen.
Wer das psychische Exosklelett braucht, das eigene BDSM für echter und wertvoller zu halten als, zum Beispiel,
-meines, dessen ich mir vor der Schule klar wurde, aber dennoch auch an Vanille sehr viel Freude habe,
-oder das meiner vorletzten Begegnung, die klar verabredet für einen klar begrenzten Zeitpunkt eintauchen wollte, um zu wissen, was da und in ihr ist, und dann um ihrer Ehe willen wieder aufzutauchen und nicht zurückzukehren,
-wer all die anderen Menschen in diesem Kontinuum (nicht: Schubladen!) zwischen 24/7 und rosa Plüschhandschellen und der Dominetta 2000 Streichelpeitsche als „Du bist nicht von meiner Art“ ausgrenzen muß,
-wer nur „“naturdevot“ akzeptiert und sich selbst als „naturdominante Persönlichkeit“ an die Spitze irgendeiner Pyramide vom Wühltisch der Brigitte-Psychologie setzen möchte,
wer also insgesamt auf diesem Kindergarteniveau von „mein KungFu ist stärker als Dein KungFu“ stehen bleibt,
soll dann bitte, wenn die Welt auch nur ein bißchen gerecht ist, NIE mehr einer:einem Anfänger:in begegnen, die so mutig war, hier mal nachzufragen.
Und ich hätte jetzt gern einen Bärchenstempel für den längsten Satz des Tages.