Das jemand grade was eigenes kompensiert lässt sich natürlich nie ausschliessen. Das würde ich auch den meisten Psychotherapeuten unterstellen. Und auch den Leuten, die hier so vehement darauf pochen, das sich doch jeder bitteschön ganz alleine selbst entwickeln muss.
Anderen zuzuhören und ihre Autonomie zu respektieren und einfach mal auch zu akzeptieren, das die Situation grade so ist wie sie ist, auch wenn sie vielleicht sogar selbstverschuldet ist sind aber grundlegende Voraussetzung um überhaupt jemandem helfen zu können. Und ja,es gibt sicher Menschen die das nicht können. Davon aber auszugehen ist sehr unfair gegenüber den Menschen, die sich einfach nur um die Menschen kümmern möchten, die ihnen am Herzen liegen.
Und das ist ja auch keine Einbahnstraße - wo wäre ich heute ohne die vielen Menschen, die mir in meiner Persönlichkeitsentwicklung geholfen haben? Und da rede ich nicht von Eltern oder Lehrern, die waren alle für den Arsch. Ich rede da von meinen Freunden und Freundinnen, von meinen Lebensgefährtinnen, die sich um mich genauso gekümmert haben.
Was machst Ihr denn, wenn ein guter Freund und eine gute Freundin zu Euch kommt und Euch sein oder ihr Leid klagt mit einem inneren Konflikt oder einer Lebenssituation, die er oder sie grade nicht zu bewältigen weiß. Sagst Ihr dann "Geh weg, das ist Dein Problem, lös' das selbst"? Oder "Damit helfe ich Dir nicht, das wäre ein Eingriff in Deine Autonomie?" Oder sitzt Ihr nur da und sagst nichts?
Und selbst wenn es um irgendwelche Traumata geht, denkt Ihr hier echt, die kriegt man im "normalen" Leben nicht ab? Wenn jemand den Ihr liebt zu Euch kommt und sagt "Es gibt da was, was ich Dir noch nie erzählt habe, aber was ich möchte das Du weisst..." und dann seine/ihre ECHTEN Kindheitstraumata auspackt, sagt Ihr dann "Geh damit zu Deinem Therapeuten"?