Beschäftigt ihr euch aktiv damit, eure Orgasmen zu verändern und was waren Methoden, die geklappt haben? Wie geht ihr mit Orgasmusdruck um? Also sowohl dem Druck, Orgasmen zu haben, als auch das sie für eine Partnerperson zurückzuhalten. Welche Rolle spielen hier auch Geschlechterdynamiken, etwa zwischen Mann und Frau?
Gab es für euch einschneidende Erlebnisse, die euer Verhältnis zu Orgasmen verändert haben?
Ja, das habe ich lange Zeit, aber aus den völlig falschen Gründen.
Sex und mein Orgasmus waren für mich viele viele Jahre, selbst bis zu diesem Jahr, etwas dass mit "funktionieren" und "Leistung" zusammenhing.
Woher kommt das?
Durch das garstige Wort "toxische Maskulinität". Ich bin schlicht in einer Generation voller Peniswitze, mit einer Sprache in der "schwul" als Beleidigung galt und mit einem sehr toxisch leistungsorientierten Gesamtselbstanspruch (du bist nur etwas, wenn du etwas leistest) aufgewachsen.
Gleichzeitig habe ich nicht den riesigsten Schwanz und nicht die längste Ausdauer, gleichzeitig aber - was mir viele Jahre peinlich war - recht viel Lusttropfen.
Ich habe mich daher lange damit beschäftigt wie ich "länger könnte" - und keine "Trainingsvariante" hat funktioniert. Damit habe ich schon vor über 10 Jahren aufgehört, weil ich vom Mindset weg wollte, dass Sex irgendetwas mit Leistung zutun haben müsste und "Training" für mich mit Sport assoziiert ist. Sex soll aber kein Sport für mich sein. Es soll etwas sein, dass Spaß macht und befreit, keinen Druck aufbaut.
Das reiner Penetrationssex mit mir keine 30+ Minuten Nummer wird habe ich versucht zu akzeptieren. Schwer fiel mir das, wenn eine Partnerin schnell auf Sex aus war und quasi "testete" wie es denn so im Bett liefe. Für mich ist Sex mehr als Penetration, gerade als BDSMler.
Lange war ich okay damit, dass Dinge bei mir sind, wie sie sind und ich "nur" die Durchschnittszeit penetrieren kann und nur einen durchschnittlichen Schwanz habe.
Problematisch wurde das, als der Sex mit meiner Ex nicht klappte, weil mein Kopf blockierte und die alten Gedanken, basierend auf meiner Sozialisation, wieder kickten. Dann kam ich nicht, obwohl ich hart war. Ich kam sehr schnell. Er wurde nicht hart oder er war hart, aber das drüberfummeln des Gummis dauerte so lange und riss mich so hart raus, dass dann nichts mehr möglich war. Und wenn das Gummi gut drüber ging dann, so doof das klingt, fühlte ich einfach wenig. Wenn ich nicht "vorgewärmt" war kam ich einfach gar nicht. Ohne Gummi kam ich aber sehr schnell. Und da waren sie dann: Die Selbstzweifel.
Leider lösten die sich auch bei meiner Ex nicht, da die Beziehung vorbei war, ehe wir das angehen konnten.
Bei meiner jetzigen Partnerin habe ich das komischerweise gar nicht.
Der Sex ist für uns beide angenehm lang, selbst wenn er mal kurz wird.
Dank Vasektomie meinerseits plus Sterilisation ihrerseits (und natürlich Checkup) verzichten wir auf das Kondom (Fluid Bonding), aber meine vorherige Sorge, dass ich dann zu schnell käme (3-5 Min.) bestätigte sich bisher nicht. Und wenn, dann war das für uns beide immer absolut okay, weil sie dennoch Spaß hatte und es bei uns nicht bei der Penetration allein bleibt, außer es wird mal ein Quicky.
Welche Methode hat also geklappt?
Eine passende Partnerin, die völlig okay damit ist, dass ich bin wie ich bin.
Wenn ich zurückhalten möchte, dann ficke ich einfach langsamer. Das klappt aber nur, wenn das veringerte Tempo sie wiederum nicht raus reißt. Es wäre nun völlig destruktiv, wenn ich durch solche Tempoanpassungen zwar länger könnte, dadurch aber ihr Spaß geschmälert würde.
Solche Dinge wie "rausziehen und unter die Eichel drücken" halfen bei mir nie und würden sie auch rausbringen.
Und Mindtricks wie "Denk an Barney Gumble in Unterwäsche" - also etwas abturnendes zum Runterkommen - fand ich stets albern. Warum sollte ich, obschon ich gerade Spaß habe, an etwas denken, dass mich anekelt nur um nicht zu kommen? Dadurch torpediere ich das Erlebnis faktisch.
Was hilft ist:
Rausziehen, Stellungswechsel, einfach zwischendrin mal lecken.
Das macht mir Spaß und nimmt etwas den Reiz vom Schwanz.