„„es fällt denke ich Bisexuellen schwerer auf Dauer mit nur einem Geschlecht auszukommen.
Das ist ein sehr altes und wiederkehrendes Vorurteil, dass bi+ Menschen nicht monogam leben könnten und auch unbedingt auf Mehrpersonenkonstellationen ständen.
Damit wird sexuelle Orientierung mit dem bevorzugten Beziehungsmodell oder sexuellen Bedürfnissen verwechselt. Das sind aber sehr verschiedene Dinge.
Es gibt bi+ Menschen, die monogam leben möchten, genauso wie hetero- oder homosexuelle Menschen in offenen Beziehungskonstellation. Demisexualität oder das Bedürfnis von Exklusivität kommen in allen Orientierungen vor, genauso wie Promiskuität oder die Lust an Gruppensex.
Ich stelle mir das wie mit Eissorten vor. Vanille und Schoko. Irgendwann habe ich Lust auf Vanille, auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist.
Sexuelles und romantisches Verlangen kommt von innen heraus. Das sind Bedürfnisse, die sich auf kurz oder lang bemerkbar machen und befriedigt werden wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man nur mit einem Geschlecht dauerhaft klarkommt, wenn man bisexuell ist. Und sei es, wenn die Freundin nach einem Dreier mit einem Mann fragt oder einen kurzen sexuellen Abstecher machen will.
Jedenfalls. Wie willst du eine sexuelle Orientierung stärken, die ein Coming Out hat und zu sich selbst stehen muss, wenn sie immer wieder mit dem anderen Geschlecht konfrontiert wird.
„„Ich verstehe nur nicht, was das Wissen um diese erforschte Anziehung zum eigenen Geschlecht (Anziehung zum gemeinsamen Schach spielen? Eis essen?) ganz konkret lesbigay- Menschen nützen soll, wenn es zwar bei allen Menschen so angelegt ist, aber nicht praktiziert wird?
Wo ist da der Mehrwert über ein
"Wusste ich's doch!" hinaus?
Ernst gemeinte Frage, nochmal.
Ja, ich bin da auch hin und her gerissen. Ich glaube schon, dass solche Studien helfen können, eigene Blockaden im Kopf zu hinterfragen und vielleicht sogar langfristig manche Schubladen aufzulösen. Aber auf der anderen Seite negieren solche Studien auch immer wieder die Existenz von Lesben und Schwulen. Ich kann hier nur aus meiner Perspektive schreiben, aber Lesben kämpfen eh immer um Sichtbarkeit und solche Aussagen helfen mir und uns jetzt nicht besonders dabei, als eigenständige Sexualität ernst genommen zu werden…
Ich glaube schon, dass sexuelle / emotionale / romantische Orientierung ein Spektrum und nicht alles trennscharf abzugrenzen ist, aber natürlich gibt es auch die „Extreme“. Zu sagen, wir alle wären bi, hilft nicht, weil dies dann auch irgendwie Bedürfnisse nach Sichtbarkeit, Definition und Zugehörigkeit schlicht als unnötig bezeichnet?
Ich lese dazu immer häufiger aus der LGBTQ Community und hetero-flexiblen das Argument, es ginge nur um den Menschen; das Geschlecht sei irrelevant. Da sind leider einige und es werden immer mehr, die nicht ganz nachvollziehen wollen und können, dass es Homosexualität gibt und daraus resultierend der Mensch und das Geschlecht gleichzeitig wichtig ist. Die sagen das aus ihrer Perspektive, weil sie ohnehin auf beide Geschlechter reagieren. Das sind Diskussionen, die meistens unter Frauen geführt werden, zwischen Lesbisch, Bisexuell und Pansexuell.
Mein Eindruck ist, lesbische Frauen erhalten nicht den Support, den sie brauchen. Primär werden Frauen aufgerufen, sich zu hinterfragen und zu öffnen, weil alle Bi und Pan sein können. Das wird durch hier verlinkte Studien befeuert, aber auch von Frauen mit unterschiedlichen Identitäten und Orientierungen. Es geht viel um Bisexualität und Pansexualität.