„Eure Erfahrungen mit einer Ehe ohne Sex.
Jo, hab ich (er).
14 Jahre hab ich mich gequält, nachdem das Wunschkind da war. Ich hab ihr ermöglicht, zuhause zu bleiben. Sie hat das gern angenommen. Ein Haushalt, ein Kind, das haben wir geteilt, so gut es ging, um den Rest hab ich mich gekümmert - also Ämter, Behörden, Finanzen, Planung, Beschaffung, Ausbau, Renovierung, Garten, Parties, Besuche, Nachbarschaft, Reparaturen, Geschäft u.a.
Sie hatte Wunschkind und Haushalt. Hat sich da eingeigelt, gleich nach der Entbindung war Feierabend mit Sex. Gespräche darüber? Um Gottes Willen! Bloß nicht! Da wurde ich richtig angefegt, wenn ich es nur wagte, das zu thematisieren. Irgendwann gab es Vorwürfe ihrerseits, wenn ich beim Zappen im TV Nacktszenen nicht schnell genug weggedrückt habe.
Musste mir sagen lassen, dass ich doch mal in Therapie gehen sollte, mit meiner Sexsucht. Sei ja unnormal, dass ein Mann in meinem Alter noch immer ficken will.
Ich hielt das aus, hoffte darauf, dass es sich wieder ändert, wieder so wird wie vor der Schwangerschaft. Hoffte 14 Jahre lang.
Ja, angeblich war ja Liebe da und irgendwann würde es schon zurück kommen, das Begehren.
Dann sprach ich mit einer Therapeutin. Die mich fragte, was für eine Art Liebe das denn sei, die meine Exfrau da für mich empfindet... Und nach längerem Nachdenken wurde mir klar, dass sie nicht mich, sondern meine Rolle als Ernährer und Unterstützer liebt.
Ja, ganz ehrlich: das hat sie geliebt. Aber nicht mehr mich.
Ich habe ihr dann eröffnet, dass ich nicht bereit bin, für den Rest meines Lebens so zu leben - sexlos.
Und sie hat die Wahl: Sie kann mich sexuell frei geben oder wieder mit mir gemeinsam Sex haben. Letzteres wollte sie nicht, ersteres lehnte sie aber auch rigoros ab. Sex sei ihr nicht mehr wichtig, aber sie könne es nicht ertragen, wenn ich mit jemand anderem Sex hätte.
Tja, lebendes Absurdistan...
Ich zog die einzig sinnvolle Konsequenz und trennte mich.
Das hat immerhin den Platz frei gemacht für meine heutige Partnerin, die mich nicht nur sexuell zu schätzen weiß, sondern auch all das, was ich sonst noch in unser gemeinsames Leben einbringe.
Ich schreibe das für all die stummen Mitleser, die vielleicht in einer ähnlichen Situation stecken. Stellt euch genau diese Frage: Welche Art Liebe kann das sein, wenn euch eure Frau die körperliche Nähe verweigert und es ihr völlig egal ist, wie ihr euch dabei fühlt - obwohl ihr alles dafür tut, ihr das Leben zu erleichtern?