Was ich Anfängern*innen mitgeben möchte?
BDSM ist ein riesiges Feld, in dem man*frau sich verlaufen kann, aber im besten Fall seine*ihre eigene Parzelle finden kann.
Zu definieren, wo BDSM anfängt (Praktiken, Setting, Gefühle, Gedanken), halte ich für individuell. Möchte jemand seine*n Partner*in mit pinken Plüsch-Handschellen ans Bett fesseln und mit einer Feder stundenlang streicheln und nennt dies sein*ihr BDSM, dann ist es das auch - egal, was ein*eine andere davon hält. Es gibt kein richtig oder falsch, kein echt oder unecht.
BDSM kann personell, zeitlich oder praktik-bezogen beschränkt sein (z.B. nur beim Sex), oder es kann in alle möglichen Lebensbereiche ausstrahlen. Auch eine noch so radikale Einschränkung verträgt es, wenn beide Partner es so möchten und so ihr gemeinsames BDSM ausformen möchten.
Nur eines ist für mich sicher: BDSM hört dort auf, wo keine Einvernehmlichkeit mehr herrscht.
Ich sehe es als wichtig an, mit dem Menschen, mit dem ich mich auf dem Feld BDSM bewegen möchte, eine Beziehung aufzubauen - ob Freundschaft, Affäre oder Partnerschaft. BDSM sollte nicht der kleinste gemeinsame Nenner sein. Die Beziehung sollte auf der größtmöglichen gemeinsamen Basis fußen.
In dieser Beziehung darf ich meiner Meinung nach nie vergessen, dass das "Etikett" Dom oder Sub nicht dazu berechtigt, den* die andere mit einen egoistischen Selbstfindungstripp zu "überfahren". Nur gemeinsam lässt sich der Weg im Feld BDSM gestalten. Habe ich das Gefühl, nicht mehr "gehört" zu werden, läuft etwas in der Beziehung falsch.
Ich gehöre zu den Menschen, die sich schon immer ihrer Neigungen bewusst waren, schon immer ihre Fantasie davon hatten, schon immer zumindest im Ansatz etwas davon erleben durften, aber relativ spät einen Namen für das Ganze erfahren haben. Seit dieser Erkenntnis kann ich gezielt nach Informationen für mich suchen und meine Reise im BDSM fortsetzen.
Ich habe wunderbare Menschen bei Stammtischen kennenlernen können, konnte mich mit ihnen austauschen. Deswegen biete ich selbst seit einigen Jahren verschiedene Stammtische an (nur Subs, nur Frauen, oder offen für alle), stehe als beratende Mentorin zur Verfügung (uns ausschließlich beratende Mentoren findet man in den Forenbereichen bestimmter Gruppen) und organisiere inzwischen seit zwei Jahren auch Playpartys, bei denen wir Anfängern auf Wunsch auch einen Paten zur Seite stellen.
By the way - Party ist nicht gleich Party. Es gibt Kinky Tanzpartys zum Schaulaufen und eventuell Zusehen, es gibt SM-Playpartys nur zum Spielen, es gibt O-Abende zur sexuellen Benutzung und es gibt tausende von Varianten dazwischen. Welche Party zu wem in welcher Situation passt, sollte man einfach mit dem jeweiligen Veranstalter besprechen.
Ob ein*e Anfänger*in sich durch Gespräche und Dates auf neutralem Boden herantasten will oder gleich eine Probe-Session bei einer Party ausprobieren möchte, ist jedem selbst überlassen. Jeder hat sein*ihre eigene Herangehensweise und sein*ihr eigenes Tempo. Ich rate dazu: höre in Dich hinein. Geht es Dir gut damit, fühlst Du Dich wohl? Oder passt irgendetwas nicht, auch wenn es noch nicht greifbar ist?
Da meiner Erfahrung nach den meisten Anfänger*innen die Worte für ihr BDSM und ihre Fantasien im Gespräch fehlen, rate ich dazu, dass Anfänger sich Notizen machen. Schreibe ich mir meine Fantasien und Wünsche auf, muss ich schon darüber nachdenken. Damit fängt die erste Selbstreflexion an. Die nächste beginnt im Gespräch mit anderen.
Und ganz wichtig:
BDSM heißt nicht, etwas zu müssen, sondern sich selbst und seine eigenen Fantasien ausleben zu dürfen mit dem passenden Reisebegleiter.