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"Elementarteilchen"

"Elementarteilchen"
Liebe Sex- und Leseratten,

ich habe gestern Houellebecqs "Elementarteilchen" zuende gelesen, wollte unbedingt das Buch vor dem Film lesen, auf den ich mich jetzt auch freue, aber von dem ich mir offen gestanden nicht allzuviel erwarte...

Wie findet ihr den Roman? Provokant um der Provokation willen? Ich finde die Analyse der Emotionsstörung verbunden mit gleichzeitiger Fixierung auf Sex ziemlich schonungslos, aber sicher als (überzeichnete?) Befindlichkeitsaufnahme unsrer Zeit nicht wirklich unangemessen. Darüber hinaus ist das Buch wohl eine der gnadenlosesten Abrechnungen mit den Illusionen und Gesinnungen der 68er, die alles gut meinten und dennoch - zumindest in der Sicht des Autors - das Falsche taten. Unbequeme Kost, eigentlich nicht passend zum Sommer, aber sie macht auch ganz schön nachdenklich, wie ich finde. Was habt ihr für Meinungen zu dem Thema? Wer hat den Film gesehen und kann ihn mit dem Buch vergleichen? Ist der Roman frauenverachtend? Eure Meinungen würden mich interessieren...

Infos über Houllebecq und seine(n) Roman(e) gibt´s natürlich bei Wikipedia.

Lg,
-gats
********nner Mann
4.902 Beiträge
tja...
offenbar tut sich so schwere Kost um diese Jahreszeit niemand rein und fast jeder hat bisher auch lieber die Geschichten von tödlichen Heißmangeln etc. gelesen, die der gute Herr King so schreibt.

Die Einsamkeit des Literaturliebhabers - wäre auch mal einen Essay wert.
*ggg*

Mir fällt dabei im Zeitalter der Ehrfurcht vor Trivialliteratur gerade ein neues Motto ein: Warum Lesen? - ich hab eine Plasmaglotze!
und...?
Doc?

Wie ist denn nun Deine Kritik über das Buch?

Ich selber habe es nach der Hälfte tatsächlich weggelegt, weil es mir einfach zu zäh war. Den Film habe ich noch nicht gesehen und über halbgelesene Bücher und ungeschaute Filme lässt sich nun mal nicht allzu gut plaudern.

Aber ich zeige dann eben auch nicht mit dem Finger auf Arztroman- oder Stephen-King-Leser...

Dein Beitrag trägt hier gar nicht oder nur sehr wenig zu Gats Thematik bei und der Sinn von Kritik an Personen, die diese Seite wahrscheinlich sowieso nicht anklicken, erschliesst sich mir auf den ersten Blick nicht...

Gefragt ist hier einfach Deine Meinung zum Buch!
Joyclub, kein Literarisches Quartett,
aber es kann doch wohl schlechterdings nicht sein, daß KEIN SCHWANZ eine Meinung zu diesem Buch hat. Also, alle setzen und stille Lektüre. Sonst liest Euch der Onkel seine Schwanzlutsch-Lieblingsstellen aus Houellebecq vor...

Herrgott, eine "Community mit Niveau" hab ich mir ganz anders vorgestellt. Ihr solltet Euch was schämen, ihr grenzdebilen Elementarteilchen...

*fiesgrins*
Ich habe das Buch ...
... verschlungen, allerdings ist das nun schon eine ganze Weile hier. Natürlich ist es keine leichte Kost, aber das wäre dann ja auch nicht Houellebecq.

Auf eine Lesung mit Lieblingsstellen würde ich mich schon sehr freuen *ggg*

Frauenverachtend, gats? Nein, sicher nicht. Es beschreibt die Gedanken eines Mannes, der noch weitere solcher Bücher geschrieben hat *zwinker* Er schreibt sich alles ehrlich von der Seele und läßt dabei sehr tief blicken. Seine Stimmungen kann ich aus seinen Büchern rauslesen und das gefällt mir. Er ist ein Romantiker. Er beschreibt Dinge aus weiter Ferne, als würde er sie ohne Emotionen einfach nur beobachten, als würden sie ihn nichts angehen und trotzdem hat er auch diese andere Seite und läßt Gefühle an sich ran, die man nicht für möglich gehalten hat. Beschreibt sie in einer Art, daß ich als Frau denke: Männer denken auch so?

Den Film habe ich noch nicht gesehen, aber unterschiedlichste Meinungen dazu gehört und gelesen. Ich werde ihn mir sicher ansehen, aber hab es damit nicht eilig. Vielleicht lese ich vorher sogar nochmal das Buch *g*, in der Sonne im Land des Autors.

Übrigens steht auf dem Buchrücken meiner Ausgabe:
Hören Sie auf, darüber zu reden. Lesen Sie es!

*blume*
Schwanz mit Meinung
Die "Elementarteilchen" sind ein schönes, lesenswertes Buch, dessen Lektüre zahlreiche Erektionen beschert, nur leider mit einem total beknackten, abgefahrenen Ende. Beklagenswerterweise beglückt uns der Autor zum Ende jedes seiner Epen hin mit irgendeiner apokalyptischen Scheiße, und bei den Elementarteilchen wird's besonders krass. Ohne diese Finalpsychose müsste man unseren Michel einfach lieben. Ein Typ wie Du und ich, mit dem man gern einen saufen würde und dann ab in den Swingerclub. -- Verfilmen kann man so was kaum, deshalb habe ich gar nicht vor, mir den Film anzusehen.

Die Elementarteilchen sind etwas schwerer zu lesen als die anderen Werke des Meisters, da hier die Biographien von zwei Menschen (Brüdern) miteinander verknüpft werden. Leichtere Kost ist da z.B. "Plattform", und wer's ganz leicht mag, greife zu "Lanzarote" (unter 100 Seiten und an einem Tag ausgelesen).
@Schwanz mit Meinung
Ich stimme dir zu, grad in bezug auf das Ende, das ist schon ziemlich daneben, aber manche Passagen sind einfach nur köstlich geschrieben, ab Seite 80 etwa wird es ein richtig gutes Buch. Seither kann ich übrigens kaum noch ernsthaft Yoga betreiben....


Habe zwischenzeitlich noch "Ausweitung der Kampfzone" gelesen. Das kann ich weniger empfehlen. Naja, jetzt liegt hier noch "Plattform", damit beende ich dann wohl das kleine Triptychon...

-gats!
Freu Dich auf "Plattform".
Auch dort gibt es zwar (wie immer) ein abtörnendes Ende, aber bis dahin ungehemmten Lesespaß. Z.B. die Stelle, nachdem unser Held aus dem Massagesalon kommt und dann den spießigen Mitreisenden darüber berichtet... Ich wünschte, ich hätte es noch nicht gelesen!
OK, freue mich drauf,
aber irgendwie schon krass, daß hier grade mal 3,5 Leute - darunter 2,5 Schwänze - den Roman gelesen zu haben scheinen, oder?
Moin,

gats, Du schreibst
es kann doch wohl schlechterdings nicht sein, daß KEIN SCHWANZ eine Meinung zu diesem Buch hat
und
daß hier grade mal 3,5 Leute - darunter 2,5 Schwänze - den Roman gelesen zu haben scheinen

Des Rätsels Lösung liegt ganz offfensichtlich darin, dass es für die Menge an JC-Mitgliedern einfach zu wenig Bücher gibt, so dass nicht alle in den Genuss kommen können, ebendiese zu lesen. Sie müssen dann halt mit ihrem Plasma-TV vorlieb nehmen. *mrgreen*

Sobald ich mein "Die neue Welt des Robert Noyce" von Tom Wolfe durchgelesen habe, werde ich mich aufmachen und Menschen suchen, die es auch gelesen haben. Ich hoffe, mehr als 3,5 Köpfe zu finden...

Flloyd
... der sich zur Sicherheit und ganz entgegen dem Trend schon 'mal ein Zweitbuch zurückgelegt hat.
Ist Houellebecq mehr als ein Pornograph?
Die Bücher von Houellebecq auf die frivolen Stellen zu reduzieren, scheint mir ein wenig kurz gegriffen zu sein, zumal es Bücher gibt, die in dieser Beziehung sehr viel ergiebiger sind. ( z. B. Opus Pistorum von Heny Miller oder Babara von Frank Newman.) Wäre Houllebecq nur ein Verfasser pornographischer Darstellungen wäre sein literarischer Erfolg und die Resonanz in der Literaturkritik kaum möglich, obwohl natürlich diese Darstellungen den Absatz des Buches sehr gefördert haben - insbesondere bei jenen, die einen reinen literarischen Porno erwartet haben und dann enttäuscht feststellen mußten, dass es eben um mehr geht. Ich denke, dass Houellebecq`s literarischer Erfolg darauf beruht, dass ein Lebensumstände und Sitten unserer Zeit nachzeichnet, in denen sich viele Menschen wiederfinden können. Und wie es sich für einen französischen Intellektuellen gehört, bietet er nicht nur ein modernes Lebens- und Sittengemälde, sonderen auch einen philosophischen Rahmen, in dem dieses moderne Leben reflektiert werden kann. Einen Aspekt von Houellebecq´s Büchern sind Menschen, die irgendwie in den Funktionssystemen unserer modernen Gesellschaft funktionieren, dabei aber fürchterlich vereinsamt sind. Als einziger Ausblick aus dieser trostlosen Einsamkeit erscheint der Sex. Sex als letztes Mittel der Trostlosigkeit der eigenen Existenz zu entrinnen. Der Swingerclub ist dann nichts anderes als ein orgnisatorischer Rahmen, in dem diese kleinen Fluchten kollektiv geschehen können. Wer dies übrigens aus psychoanalytischer Sicht behandelt hat, ist Erich Fromm in Kunst des Liebens. Fromm nimmt Bezug auf die griechischen und römischen Orgien und beschreibt sie als kollektiver Versuch der existentiellen Isoliertheit zu entkommen. Fromm hält dies übrigens nur für eine Flucht mit kurzer Halbwertzeit. Aus seiner Sicht ist nur die Fähigkeit zur Liebe die einzige Chance diesem existentiellem Problem zu entkommen. Was ich an Houellebcq schätze, ist seine radikale Ehrlichkeit. So greift er z. B. in seinem Buch "Möglichkeiten einer Insel " das Thema des Alterns auf. Der Verlust an körperlicher Attraktivität und das Versiegen sexueller Vitalität ist trostlos und lässt wenig Perspektive - insbesondere bei jenen, die den Sex als existentiellen Rettungsanker betrachten.

Hätte irgendjemand Lust auf eine gemeinsame Houellebecq Lesung?
********nner Mann
4.902 Beiträge
Och HD...
das unterscheidet mich eben von vielen Menschen: ich bin ein Assi mit Nivoh und mir geht kein Komplexfeuerwerk ab, wenn ich ab und an bloß einen King vertrage, weil die Welt schon kompliziert genug ist.

Ich hab gar keine Probleme damit, zuzugeben dass ich hin und wieder gern Trivialliteratur lese und vor komplexer Sprachverliebtheit oft Reißaus nehme. Nur halte ich den Medicus eben nicht für ein anspruchsvolles Buch. Ich weiß wenigstens, dass ich ein Banause bin.
*zwinker*

Und gegen Banausen ist ja gar nichts einzuwenden, solange sie selbst damit keine Probleme haben. Ich habe nie behauptet, sehr belesen zu sein und mich ohne weiteres mit zu den armen Unwissenden gezählt. War doch mehr als spaßige Reaktion auf das Ausbleiben von Reaktionen gemeint. Nicht gleich in die Luft gehen...
Doc...
... das hab ich doch nur geschrieben, weil der arme Gats so traurig war, dass in seinem LieblingsLattenThread nix los war!

Und wie kann man einen Strang besser beleben, als sich gegenseitig ein bisschen auf den Kopf zu hauen?

Aber nun, wo Gats seine 2,5-anteilnehmend-denkenden Mitschwanzträger zu seinem ganz persönlichen literarischen Karussel auf dem Jahrmarkt des JC zusammenführen konnte, darf ja zwischen uns wieder Ruhe einkehren und wir können uns wie gewohnt gegenseitig per Mail über die Erscheinungsdaten der neuesten Arztromane informieren!?

*troest*
Äh, hallo?
Psst, Du da. Ja genau Du, Dich meine ich. Sag Mal, wie ist denn nun das Buch? Sollte ich es nun kaufen und lesen oder kann ich mir das Geld für das Buch sparen und weiterhin fernsehenderweise dem Analphabetentum fröhnen?
@String
Weiß nicht [b]schulterzuck[/b]

Ich warte immer noch darauf, dass Gats für uns die einzig relevanten Stellen, nämlich die über die Yoga-Latte, hier zusammenfasst. Dannkann man ja immer noch wie im wahren Leben entscheiden, ob guter Sex das lästige Drumrum rechtfertigt!

*genau*
********nner Mann
4.902 Beiträge
Wie rief damals auf der Klassenfahrt ein
Mitschüler nach dem Querlesen eines Baccara-Heftchens im Bus?

"Das ist vielleicht bekloppt: für zwosiebzig bloß zweimal Geschlechtsverkehr auf sechzig Seiten. Viel zu teuer!"
Ähem HighDose,
musst Du deswegen Gats fragen *flop*

Oh bitte, sag jetzt nicht, dass DU die Person bist, die das Drumherum liest *schock*

Von Jemand der an DAS Schwein denkt, hätte ich in DIESER Beziehung mehr erwartet. *aetsch*

Guter Sex braucht kein Drumherum *achtung*

Oder habe ich da etwas übersehen *frage*
Zum Thema drumherum...
Wie nennt man das Fettgewebe rund ums weibliche Geschlechtsorgan? FRAU!
High Dose,
Ich will eine Dose von dem, was für Dein High sorgt.
@springbound,
du nervst mit deinen "beiträgen". kannst du bitte was zum thema beitragen? falls nicht, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du diesen thread hier nicht kaputt machen würdest. der joyclub-türsteher wird dir gewiß den weg zum chicken-blödel-thread weisen können.

danke für dein verständnis!
********nner Mann
4.902 Beiträge
Wo er Recht hat, hat er Recht
Also jetzt erst mal ein paar Beiträge aus der Ecke der Edelleser, die auch wirklich eine Meinung zu dem Buch haben bitte...
Gut.

Trage ich also die Kollektivschuld.

Die Frage ob es sich lohnt, das Buch zu lesen ist ernst gemeint und ich warte immer noch auf eine Antwort.

Die Verfilmung habe ich gesehen und ich fand sie relativ vielschichtig und mit verhältnismäßig viel Tiefgang für eine Literaturverfilmung.

Daher interessiert es mich, ob es sich lohnt zusätzlich das Buch zu lesen.

Dr Feelgood, bin ich aus dem Club der Edelleser verbannt, weil ich zur Zeit so triviale Sachen wie Haruki Murakami, Philip Roth oder Dschingis Aitmatov lese?

Wenn mich das Thema nicht interessieren würde wäre ich nicht hier.

Könnte also bitte jemand zum Thema zurückkommen und meine Frage beantworten?

Dann tue ich dem großen Gatsby gerne den Gefallen seinen persönlichen Bereich dieses Forums zu verlassen, damit die "Edelleser" wieder unter sich sind.


PS.: Dr-Feelgood das hier solltest Du kennen:

Mitschüler nach dem Querlesen eines Baccara-Heftchens im Bus?

"Das ist vielleicht bekloppt: für zwosiebzig bloß zweimal Geschlechtsverkehr auf sechzig Seiten. Viel zu teuer!"

Wer im Glashaus sitzt...
********nner Mann
4.902 Beiträge
Ich hatte durchaus
auch ein schlechtes Gewissen, weil ich mich von der Blödelei mit dem Drumrum hab anstecken lassen. Grundsätzlich beziehe ich einen Ordnungsruf immer auch auf mich. So und jetzt bitte etwas zum Thema! Das Teil wird doch von mehr als drei Leuten gelesen worden sein...
Danke, Mädels,
also, ich hatte meine Meinung ja schon eingangs zum besten gegeben. Eben habe ich die Yoga-Stelle gesucht, kann sie aber nicht auf Anhieb finden. Für mich war die Darstellung von Sexualität nicht "sensationell" oder gar antörnend, sondern ich fand die schonungslose Vermischung der Sexualität als Medium einer Leere der Post 68er-Generation in der Darstellung ziemlich neu und einmalig. Wenn ich die Stelle mal finde, werde ich sie gewiß posten. Dann kommt auch Mrs. Highdose endlich auf ihre Kosten, denn bei ihr droht immer die Gefahr, daß sie mangels Unterhaltung vor Kapitel 1 einschläft...

Beste Grüße,
-gats!
greatgatsby,
obwohl Du getroffen hast: knapp daneben ist auch vorbei.

Merke: ein Club von Literaturliebhabern kann Spass und Humor haben.

Eine Abrechnung mit der Generation 68 konnte ich nicht feststellen. Eher eine gute Beobachtungsgabe des stückweisen Verlustes der Ideale und Ziele mit proportional zunehmender Reflektion in Relation zum Alter, wie in jeder Generation. Da keine andere Generation die Signifikanz der 68 erreicht hat ist sie eine gute Plattform für die Beobachtungen des Authors und deren Interpretation seitens des Regisseurs.

Da Bigotterie, Selbstbetrug und Fehleinschätzung der eigenen Befindlichkeiten im sexuellen Bereich aufgrund der Tabuisierung der Thematik in der westeuropäischen Gesellschaft christlicher Prägung vorherrschend sind, verfehlt das Stilmittel der Provokation mittels Anleihen bei von der durch die homogene, heterosexuelle und auf dem Familienmodell beruhenden Gesellschaft an den Rand beförderter Gruppen, wie zum Beispiel Swinger, seine Wirkung nicht.

Es führt (den Meisten von) uns die eigene Unfreiheit im Angesicht der Freiheit und (die Meisten von) uns ängstigende Tiefe der empfundenen und zugelassenen Gefühle der "Anderen" vor und konfrontiert (die Meisten von) uns mit den eigenen Grenzen und Barrieren.

Gruß Stringbound
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