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"Wenn ich mich aber trotz dessen, dass ich (ggf.) ein Bedürfnis nach Sex habe, mich davon nicht wesentlich beeinflussen lasse, wenn sich also beispielsweise mein Denken nicht groß darum dreht,...." finde ich allerdings irgendwie unrealistisch.
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Unrealistisch wäre es, das Bedürfnis als unwichtig einzustufen, es nicht zu beachten zu wollen, sich gar nicht mehr darum zu kümmern zu wollen.
Es bleibt aber schon die Frage bestehen, ob man sich auch von schon gut feststellbaren Bedürfnissen nicht bestimmen und nicht - im Denken und Fühlen - in den Ecke drängen lässt.
Zumindest ich (und hoffentlich nicht nur ich) bin in der Lage auch wichtige Bedürfnisse trotzdem zurück zu stellen, weil jede derzeitig denkbare Lösungsmöglichkeit im besten Fall nur halbgare Lösungen bringt, in anderen Fällen nichts oder gar mehr Probleme als Lösungen.
Lebenswichtige Bedürfnisse wie trinken, essen und atmen klammere ich hier allerdings aus, weil ich mir hier ein Zurückstellen gar nicht lange leisten kann.
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Je länger ich ein unbefriedigtes Bedürfnis habe, desto eher kreisen meine Gedanken doch darum. Dagegen kann man sich als Mensch nicht wirklich wehren, das Unterbewusstsein sorgt da schon für.
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Dann müsste mein Kopf den ganzen Tag beispielsweise um das Thema "Sex" kreisen, weil da gerade nichts ist:
Nein, solchen Bedürfnissen bin ich nicht ausgeliefert und damit andere auch nicht.
(Dass da nicht alle sich davon - zumindest zeitweise - lösen können, ist zu vermuten. Zwangsweise immer mehr mit dem jeweiligen Bedürfnis beschäftigt und belastet zu sein, ist aber eben auch nicht gegeben.)
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Wenn ich lange genug Hunger habe, denke ich irgendwann doch zwangsläufig an Essen. Und je hungriger ich werde, desto weniger bin ich in der Lage, es auszublenden oder mich davon nicht beeinflussen zu lassen. So etwas ignorieren können vielleicht irgendwelche fiktiven Charaktäre aus Filmen, Büchern oder Computerspielen, aber keine echten Menschen.
Essen, trinken und atmen sind (beispielsweise) Bedürfnisse, die man nicht lange ignorieren oder zurückstellen kann. Diese lebenswichtigen Bedürfnisse habe ich bewusst ausgeklammert.
Ohne Berührungen, Zärtlichkeiten, partnerschaftliche Beziehungen, Sex usw. kann ich aber sehr wohl auch längere Zeit leben, auch wenn dieses Leben dann nicht meinen Bedürfnissen entspricht.
Ich kann aber den Umgang mit diesen Bedürfnissen schon weitgehend gestalten - und mir vergleichsweise viel Zeit lassen. Das sogar freiwillig.