Kinder bekommen alles mit, was zu Hause passiert. Sie waren schon immer Abhörspezialisten, weil sie neugierig sind.
Wer raucht, versteckt das nicht vor den Kindern, wenn man es nicht vor dem Partner versteckt. Beim Alkohol das gleiche.
Im Vergleich dazu ist Sex etwas natürliches. Es ist der Grund, weshalb es das Kind gibt. Wenn die Eltern nach der Geburt wieder Lust auf Sex haben, warum sollen sie das geheim machen? Warum nur, wenn die Kinder bei Freunden oder Oma sind? Warum verkriecht man sich dann in ein Hotel?
Wenn sie also im Säuglingsalter des Kindes hinter verschlossener Schlafzimmertür mit eingeschaltetem Babyphone Sex haben, warum sind sie dann Rabeneltern?
Und wenn das Kind älter wird, muss man ihm einfach mal ganz neutral mitteilen, dass es eine Zeit gibt, wo Mama und Papa unter sich bleiben wollen, um ein bisschen zu kuscheln. Erwachsene, die sich lieben, machen das immer mal. Und wenn man dann freudestrahlend aus dem Schlafzimmer kommt, und sich wieder um das Kind kümmert, ist doch alles gut. Es fällt uns nicht schwer, einem Kind zu sagen, dass es - anders als Papa - keinen Alkohol trinken darf. Es fällt uns nicht schwer, ihnen zu sagen, für Zigaretten sind sie zu jung (oder sollten nie damit anfangen), selbst wenn die Eltern rauchen.
Kinder lieben nichts mehr als sich liebende Eltern, weil es ihnen Sicherheit gibt. Das Urvertrauen in die Eltern, ohne die es natürlich nicht lebensfähig wäre, wird immer wieder neu bestätigt.
Und so wächst das Kind in der Familie auf, wo es ganz normal ist, dass die Eltern ab und zu hinter verschlossener Tür vögeln.
Macht man das 10 Jahre nicht und will es dann anfangen, ist das eine Änderung dessen, was zu Hause normal ist. DANN ist das umständlich zu erklären und führt zur Verunsicherung des Kindes, bis es die neuen Gepflogenheiten der Eltern akzeptieren kann. Auch ist es vielleicht eifersüchtig auf die Zeit, wo das Kind nicht im Mittelpunkt steht.
Kinder kommen in eine Welt, wo sie ohne zu hinterfragen ganz unnatürliche Dinge wie Autos und Flugzeuge als normal kennenlernen. Auch dass man im 7. Stock wohnt und die Eltern arbeiten müssen. Alles Dinge, wo wir uns nie Sorgen machen würden, was die arme Kinderseele leiden könnte. Aber beim Sex, der aus der Liebe der Eltern hervorkommt, winden wir uns als wäre es unzumutbar. Warum?
Wer es dafür hält, steht sich nur selbst im Weg. Mit Kind muss eben nicht alles anders werden. Man schimpft im Verkehr oder beim Fußball unverändert wie zuvor, etc.
Klar ist es den Kindern irgendwann peinlich, zu wissen, dass es hinter der Tür rund geht. Aber das ist Teil des Erwachsenwerdens und der eigenen Entwicklung der Sexualität.
In jedem Fall ist es besser als der unbegrenzte Zugang zu Pornografie, den wir achselzuckend zur Kenntnis nehmen.
Als meine Tochter 14 war, sagte die Klassenlehrerin, man solle mit seinem Kind Pornos schauen, um darüber zu sprechen, was der Unterschied zwischen Film und üblicher Realität unter Liebenden ist, dass die gezeigten Szenen keine Erwartungshaltung der anderen aufzeigen dürfen, etc. Ganz nach dem Motto, sie schauen es ja sowieso. Dann besser "begleitet" mit Gesprächsangebot, kein Muss. Natürlich ohne eigene Sexhandlungen, Nacktheit, etc.
Und vielleicht sind diese Familien, in denen die Eltern sich nicht den Sex verkniffen haben, auch weniger durch Fremdgehen und Scheidungen gefährdet.