„„Man fragt sich, wie unsere Vorfahren das hinbekommen haben, als man noch nicht so viel über die Klitoris wusste. Mussten alles lausige Liebhaber gewesen sein.
Vielen war es egal, ob und wie die Frau kommt, Hauptsache sie hatten ihren Orgasmus.
Die vielfach (leider noch immer vorherrschende) Ignoranz dem weiblichen Körper gegenüber zeigt genau diesem Zugang.
Das Unwissen in Lächerlichkeit abtun ist für mich ein weiterer Indikator für Unwissenheit, auf die man(n) auch noch stolz ist.
Klar, solche Typen erkennen einem vaginal-klitoralen Orgasmus bei einer Frau nicht und reinem sich irgendwas zusammen, streiten diese Form des Orgasmus ab und machen sich drüber lustig.
Aber: keine Frau muss mit solchen Typen Sex haben. Mit Männern, die nicht nur die Anatomie von Frauen kennen, sondern sich auf jede Frau einstellen können und zusammen mit ihr echt guten, geilen, intensiven Sex haben, macht das Herumsauen wirklich viel Spaß.
Mit dem Rest wäre es eine 0815 Rein-Raus Sexnummer, auf die (zumindest) ich verzichte, weil unbefriedigend und langweilig.
Das Problem, dass etliche nicht auf ihr Gegenüber achten und eher egoistisch vor allem ihre eigene Befriedigung in den Mittelpunkt stellen, ist schon Thema in der Aufklärungsliteratur meiner Jugend gewesen. Die damit verbundenen Ermahnungen an den Mann ebenso. Damals war der tatsächliche Bau der Klitoris noch nicht bekannt. Man bemühte sich da natürlich auch um anatomische Aufklärung und hätte das spätere Wissen sicher gerne aufgegriffen.
Die wesentliche Empfehlung war jedoch, auf einander zu achten, sich umeinander zu kümmern und die Bedürfnisse des anderen ernstzunehmen. Meines Erachtens ist Einfühlungsvermögen die zentrale Fähigkeit, um zu erspüren und herauszufinden, auf welche Berührungen und Bewegungen eine Frau reagiert. Das ist meistens hilfreicher, als wenn einer die "Landkarte" rausholt und dann den G-Punkt sucht und krampfhaft "Knöpfe drückt".
Mein Problem mit den Anatomieexkursen besteht nicht in dem zusätzlichen Wissen, das mir da vermittelt werden soll. Natürlich ist es interessant. Ich finde es aber schwierig, wenn da vorrangig der erhobene Zeigefinger zu spüren ist, nebst Vorwürfen anatomischer Unkenntnis. Da kommt dann das Schulmeisterliche ins Spiel: Defizitorientierung - nicht sagen, dass man Stärken habe, sondern vor allem die Makel betonen; das Belehrende; die Schimpfe und die schlechten Noten, wenn die Schüler es an Einstellung und Wissen vermissen lassen.
Und wie in der Schule vermisst man da Begeisterung. Das vermittelte Wissen wird als Pflichtstoff deklariert und jegliche Infragestellung gilt als Ausdruck einer eher negativen Einstellung der Lernenden.
Zudem ist das Thematisieren von Vulva, Vagina und Klitoris irgendwie zu einem Identifikationsthema einer politischen Bewegung geworden. Hier bei mir begegnete man dem in Form einer aufs Schaufenster gemalten 2 Meter hohen Vulva mit dem Spruch "Viva la Vulva". Der Laden ist spezialisiert auf "Weltverbesserung", also Öko, Bio und diverse andere sich progressiv darstellende Strömungen.
Es mag seine Berechtigung haben, nur erzeugt das auch Reaktanz. Und ferner stellen diese Belehrungen über die weibliche Anatomie auch gerne Männer als Trottel hin, von denen es sicher reichlich gibt, aber das Ding mit der Pauschalisierung und so. Auch das motiviert nicht, sich auf das Thema mit Freude einzulassen. Freude ist ein wichtiger Punkt, wenn jemand etwas lernen soll. Forderungen machen keine Freude.