„[...] Die Diskussion um gesetzliche, gesellschaftlich moralische oder individuelle Regeln halte ich für ein hier ganz unwichtiges Nebenthema, das nirgendwo hin führt. [...]
Das sehe ich anders: Der TE fragt ziemlich umfänglich (weil allgemein) nach einer Rechtfertigbarkeit seiner Affäre gegenüber dem Ehemann. Dies zu beleuchten diskutiert nunmal primär die gesellschaftlich-moralische, die individuelle und am Rande (weil Gesetze da heute zumindest in Dtld nicht mehr viel dazu hergeben) auch die juristische Ebene. Dass Du für Dich Treue als moralischen Wert mittlerweile generell ablehnst, ist Dein gutes Recht, aber letztlich auch nur einer von vielen individuell-moralischen Standpunkten, den man durchaus ebenso aus gesellschaftlicher und juristischer Perspektive beleuchten darf (mE sogar sollte), wenn man ihn zur möglichen Maxime für andere oder den TE erklären will.
@**********berer Unerwartetes Wiedersehen beim Festival: Kontakt halten?
Dein mE übereilt-kaltschnäuziges Kontern mit der Wertung angeblich empathieloser Unmenschlichkeit (mir egal, ob auf meine Person oder auf meinen Beitrag bezogen) hat mich nicht persönlich getroffen, da verstehste mich miss...
...aber um bei der Sache zu bleiben möchte ich gern auf Deine Fragen in aufrichtiger Wertschätzung eingehen:
[...] Mal im ernst: Verhandelst du so, wenn du eine Partnerschaft eingehst? [...]
Naja, wie Du selbst schon sagst:
So "überspitzt" und eigentlich provokativ verhandelt es sich nicht gut in romantischer Liebesbeziehung; ergo: Formal derart verhandel ich nicht, nein, übrigens weder am Anfang noch später.
Aber um was es Dir mVn eigentlich geht, ist wohl eher der Inhalt und da gibt es durchaus Möglichkeiten, auf sehr liebevoll-empathisch zugewandt menschlicher Ebene gegenseitige Wünsche, Werte und Normen abzustecken.
Dass Begriffe wie Recht und Pflicht in romantischen Beziehungen erschrecken können, verstehe ich aus einem juristisch eingefärbten Wortverständnis heraus sehr gut, ich sprach jedoch von moralischen Werten, fernab von gerichtlicher Verantwortlichkeit einfach nur bzgl dem individuell auszuhandelnden Beziehungsgefüge "Ehevertrag" (vgl "sich vertragen" als Basis für Liebe, Frieden und Gerechtigkeit...; gerecht = ausgewogene Rechte & Pflichten).
Es geht mir nie darum, etwas anklagend einzufordern, sondern etwas zu ermöglichen und anbieten zu können.
Beispiel? - Ich wurde bisher von allen "frischen Lieben" gefragt, wie oft ich am liebsten Sex will; find das ja romantisch.
Weiterhin ist in ähnlicher Weise auch Treue, Ehrlichkeit,... eindeutig und dabei gar nicht empathielos definierbar usw.
Eine Voraussetzung (oder Bedingung) für meine persönliche Fähigkeit zur erotischen Liebe ist sexuelle Exklusivität,
eine weitere ist die gelebte Erotik (ohne die mit mir in der Liebe auch kein Sex funzt), heißt: Wenn Frau Liebe&Sex von mir will (moralisch mE ihr "Recht"/ zustehendes Bedürfnis in Partnerschaft), dann muss sie mir ua erotisch und exklusiv begegnen (und schon sind wir bei Recht & Pflicht); dementsprechend: "Lieben und ehren" heißt es, ja.
Oder anders
@****87 : Wenn ich den Mülleimer rausbringen soll, dann braucht sie mich nicht anschnauzen.
Oder Volksmund: Wer f*cken will, muss freundlich sein... und-und-und. # Recht&Pflicht im menschlichen Begegnen.
Bedingungslose Liebe gibt es auch... laut Erich Fromm halt in Form allein von Mutterliebe; in der erotischen Liebe will und kann ich Bedingungslosigkeit nicht leben (sehe solch oft proklamiertes Ideal - ohne jetzt irgendwem zu nahe treten zu wollen -
für mich persönlich eher als ein realitätsfern rosa-verklärtes Ideen-Konstrukt der Postmoderne), finde aber absolut nichts liebloses oder unmenschliches daran, Bedingungen und Wünsche konkret auszudrücken und so die Liebesbeziehung auch von Anfang an auf sehr konkrete und real umsetzbare Beine zu stellen.
Offen gesagt seh ich eigentl kaum ein anderes Ziel fürs oft proklamierte "Reden" (Tacheles statt Plaudern), that's it.
Sodala, und gerecht-bedingtes Einverständnis birgt halt Ausgleich von Recht und Pflicht, mE total menschlich.
Vom Vorhalten der Rechte und Pflichten hab ich dabei nix geschrieben. Wo Liebe lebt, braucht es keine Vorwürfe.
Ansonsten meine nun wirklich bald ausufernd-fundiert argumentierten Erläuterungen noch immer als "verdrehte und 'spezielle' Auslegungen" zu sehen, sei unbenommen; - gleichfalls erkenne ich kein Wikipedia an, sry.
[...] Wie sollte eine "Monogamie-Moral" denn sonst gewesen sein, wenn nicht sexuell exklusiv?
Das ist doch eigentlich die Definition von Monogamie [...]
Monogamie = Einehe, punkt fertig; von sexueller Exklusivität steht da erstmal nix (kam später dazu, #Wertesystem);
Wie
@*******ase - besten Dank - schon anmerkte, wurde und wird noch heute Einehe unterschiedlich gelebt, in der Vergangenheit sogar sexuell mehrheitlich non-exklusiv für den Mann, seit spz Pille/ Entkopplung von Sexualität und Fortpflanzung ist verstärkte Entwicklung beobachtbar, die ähnliche Möglichkeiten der Fremdsexarrangements auch monogam lebenden Frauen zugesteht - all dies immer in systemischer Kombination von Rechten & Pflichten (zB Mann durfte viele Frauen haben, musste alle ernähren können). Aus solchen oder weiter genannten Beziehungsmodellen das ganze Wertesystem (= Recht &! Pflicht) nur teilweise berücksichtigend eine angeblich allgemeingültige (nicht nur individuelle) Moral zu basteln, wird der dahinter liegenden Gerechtigkeit nicht gerecht; an dieser neuen Ethik dann obendrein andere Werte/ Normen zu messen und bei Nichtentsprechung irgendwie abzuwerten, ist nicht nur sehr dünn und - ja - inkonsequent, sondern steht mE auch niemandem zu.
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Mal wieder noch bisschen weiterdenkend: Moral ist immer im Wandel gewesen und abhängig von der Lebensweise der Menschen in unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen und Zeiten. Absolute und zeitlos
unumstößliche wie global einheitliche Werte oder Normen kenne ich genauer betrachtet nichtmal aus den großen Weltreligionen, die allesamt sehr stark dem typisch gründerzeitlichen Drang unterlagen, eine einheitliche Kultur zu formen, um friedliche Gesellschaften aufbauen zu können. - || -
"Gewissen ist eine sehr individuelle Angelegenheit." (copyright Tramp)