„Das Thema Alleingänge ist nun wieder vermehrt auf dem Tisch und bringt mich absolut an meine Grenzen. Ich habe massive Verlustängste die mein Kopf mit Flucht in die Autonomie und Trennungsgedanken löst und damit ein enormes Leid bei mir/uns auslöst.
Die Trennungsgedanken haben nichts mit ihm zu tun, sondern mit dem Leid. Bei Trennungen geht es in der Regel um die Trennung von den eigenen Gefühlen, nicht um die Trennung von einem Menschen, der diese Gefühle lediglich auslöst.
„Mit meinem Partner bin ich in sehr gutem Austausch. Er kennt all dieses Leid und ist sehr verständnisvoll und steckt zurück, worauf ich mich aber nicht dauerhaft ausruhen möchte, weil mir seine Bedürfnisse ebenso wichtig sind wie meine.
Sein Zurückstecken ist zwar gut gemeint, doch leider pflegt bzw. vermeidet er damit deinen Konflikt.
Du hast ihn nicht zufällig ausgesucht. Du hast ihn unbewusst ausgesucht, weil die Zeit gekommen ist dich deinen Konflikte zu stellen, um sie aufzulösen. Genau dafür ist er für dich wichtig, weil er diesen Konflikt in dir auslöst. Er ist nicht der Verursacher dieses Konflikts, sondern nur der Auslöser. Somit würde dich eine Trennung von ihm im Zusammenhang deines Konfliktes nichts bringen. Dein Konflikt bleibt damit erhalten und zeigt sich eventuell beim nächsten in einer ähnlichen Situation.
„Ich habe vor drei Monaten eine Therapie angefangen um meine Vergangenheit und damit die Ursache der Ängste aufzuarbeiten. Theoretisch bin ich auch schon ein gutes Stück weiter, aber praktisch stellt sich das alles sehr schwierig dar. Ich möchte ihm sein Bedürfnis nach fremder Haut ermöglichen, gerate aber immer in den Autonomie-Trennungs-Modus, selbst wenn Vorschläge in diese Richtung von mir kommen und sich beim aussprechen dieser Vorschläge alles gut und richtig anfühlt.
Eine Therapie löst deine Konflikte nicht, sie zeigt dir im besten Fall wie du Sie für dich selbst auflösen kannst. Das Auflösen ist deine Aufgabe. Die Schwierigkeit an Therapien sehe ich im Grundsatz, weil sich derartige Ursachen nicht intellektuell auflösen lassen. Auf der Verstandesebene entstehen die Konflikte, die Lösung liegt jedoch woanders. Therapeutische Ansätze können den Umgang mit der Auswirkung durchaus erleichtern, die Ursache jedoch bleibt in den meisten Fällen bestehen.
Das Motiv ihm seine Bedürfnisse zu ermöglichen halte ich für dich selbst nicht als zielführend. Dein Motiv sollte eher deine eigene emotionale Autonomie im Fokus sein, damit deine Gefühle nicht von Handlungen und Verhaltensweisen anderer abhängig sind. Über das Auflösen deines Konfliktes kommst du selber in erster Linie wieder in deine Kraft, deine innere Mitte und Souveränität. Allein dadurch entsteht schon ein viel größerer Beziehungsraum für euch beide, um mehr Möglichkeiten und Fülle erleben und leben zu können.
„Ich möchte wissen, ob ich hoffen kann und ob es Menschen gibt, die anfänglich ähnliche Probleme mit dem Loslassen hatten und es geschafft haben, diese zu überwinden? Wie lange hat der Lernprozess bei euch gedauert und ist es euch gelungen tatsächlich frei von diesen Ängsten und dem negativen Kopfkino zu werden? Habt ihr vielleicht eine Strategie die der Game-changer war?
Das Thema emotionale Abhängigkeit ist nicht nur Beziehungsbedingt. Der Weg in die emotionale Autonomie vergrößert nicht nur den Beziehungsraum, sondern ändert die gesamte Lebenseinstellung, wie auch das Selbst- und Weltbild grundlegend. Die Frage sollte sich jeder vorher bewusst stellen, ob er auch bereit ist alle damit verbundenen Konsequenzen zu tragen. Bei der emotionalen Autonomie und dem Loslassen können geht es nicht um einen besonderen Fall im eigenen Lebensbereich, sondern um ein Prinzip das sich auf alle Lebensbereiche auswirkt.
Die längste Zeit, meist Jahre und Jahrzehnte beansprucht das Erlernen, wie Ursachen und Konflikte aufgelöst werden (können). Danach können in der Regel tiefe Konflikte in wenigen Tagen aufgelöst werden, was erstmal eine gute Nachricht zu sein scheint. Das Blöde ist nur, dass es unzählige Konflikte gibt, die immer schwieriger aufzulösen werden, weil Sie sich in tieferen Bereichen befinden, womit dieser eigene Weg in die Autonomie das Ziel wird der nicht zu enden scheint. Es sei denn, man hat für sich selbst einen StatusQuo erreicht, mit dem man zufrieden und glücklich sein Leben leben kann.