Da er sich seit jeher als rein hetero definiert hat, ist er natürlich auch mit den eigenen Fantasien etc überfordert.
Von ihm wurde relativ klar der Wunsch geäußert, dieses Experiment erstmal alleine für sich zu starten (im Rahmen eines Dates zb) und auch seine Erklärung, dass er sich durch meine Anwesenheit gehemmt fühlen würde und er Angst hat, dass ich ihn im Anschluss anders sehe, kann ich zu 100% nachvollziehen und möchte diesem Wunsch gerne den nötigen Raum geben.
Ersteinmal danke für Deine reflektierten Beiträge zu diesem schwierigen Thema. Ich finde es toll, wie sehr Du "bei Dir bleibst" und bei Dir nach Lösungen suchst. Andererseits gibt es eventuell auch einen Ansatz bei Deinem Partner und seiner Sorge, von Dir gesehen zu werden. Ich kenne diese Sorge recht gut, denke ich, und auch wenn es toll und notwendig ist - leider genügt es nicht, einen wunderbaren und unterstützenden Beziehungsmenschen zu haben, wenn man jahrelang verinnerlicht hat, dass etwas "nicht okay" ist.
Vielleicht kann er noch etwas nachfühlen, wo die Sorge bei ihm herkommt, ob da etwas am eigenen Männlichkeitsbild rührt und wie ein Mann in einer Partnerschaft zu sein hat (vielleicht sogar hierarchisch gedacht), ob tief verwurzelte heteronormative Glaubenssätze hervortreten, ob das "sich einem Mann (sexuell) "unterzuordnen" wie in der Tierdoku auch bedeuten könnte, die eigene Partnerin an diesen "abzutreten" usw.
All das soll auf keinen Fall irgendwie wertend sein, mich würden solche Gedanken und Gefühle auch bei einem eigentlich sehr progressiven Menschen nicht überraschen (und vielleicht ist mir manches davon selbst nicht so fremd, wie ich es gern hätte...). Niemand kann etwas für seine frühesten Prägungen und niemand entkommt ihnen einfach so.
Was mir in einer Partnerschaft in einer ähnlichen Situation geholfen hatte, war, alle meine Sorgen und Gefühle konsequent auszusprechen,
insbesondere wenn ich mich für die teilweise krassen Widersprüche zu meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst geschämt habe. Uns hat es auch geholfen, sich an die Situation in der Fantasie heranzutasten. Zum Beispiel haben wir uns zusammen konkret vorgestellt, wie es mit einer bestimmten Person wäre (aus einem Film, einem Porno, der Typ von der Party oder der da hinten im Bus...), was wir konkret alles miteinander machen könnten und dann haben wir detailliert auseinandergedeöselt, was die entstehenden Bilder für Gefühle in uns auslösen. Das hat mir nach und nach etwas den Schrecken genommen und wir haben tatsächlich auch ganz schöne Bilder für uns beide gefunden.
Die Anwesenheit des Partners wird natürlich immer die Situation irgendwie verändern und vielleicht ist das auch nicht immer optimal. Aber vielleicht hilft es Dir ja, wenn er Dich die ersten Schritte seiner aufregenden Entdeckungsreise mitgehen lässt, dass Du Dich sicher genug fühlst, ihn auch mal allein zu lassen?