„„Es wird aber auch heute noch suggeriert, dass eine hohe Lust bei Frauen etwas "schmutziges" sei, mit dem sich eine Frau abwerte, während das bei einem Mann als etwas völlig normales wertfrei behandelt wird.
Gut, unser aller Wahrnehmung ist auch selektiv. Aber ich sehe es nicht, wo heute suggeriert wird, dass hohe Lust bei Frauen etwas schmutziges sei.
Nicht unbedingt hier in meinem Umfeld. In meiner Bubble nicht. Das ist halt eher die akademisch geprägte Großstadtbubble.
Und da hört man auch so etwas nicht:
denn Frauen machen so etwas nicht. Das ist schliesslich "schlampig" und "promiskuitiv", also unmoralisch.
Die gehen dann ins "Kitty" (Kitkatclub) und leben ihre kinks auch aus. Oder besuchen andere, ähnliche Orte. Oder haben halt Sex.
Ich will hier kein einseitiges Bild malen. Ich glaube durchaus, dass viele Frauen mit den Fesseln ihrer konservativen Erziehung zu kämpfen haben. Gleichzeitig gibt es diejenigen, die freier aufgewachsen sind. Die Gesellschaft ist kein monolithischer Block. Es gibt vermutlich Gegenden, wo ein miefiger vorsintflutlicher Geist vorherrscht. In anderen Gegenden geht es modern und liberal zu.
Das ist auch der Grund, warum ich der "sozialen Erwünschtheit" da nicht so sehr diese Macht einräumen mag. Wenn alle nur aufgrund von sozialer Erwünschtheit antworten würden, wären sie wie Automaten, ohne jegliche individuelle Regungen. Zugleich müssten die Antworten unterschiedlich je nach Region ausfallen.
Ich schrieb:
Mir wurde das so kommuniziert.
Das du das wiederum subjektiv nicht so siehst ist wiederum deine Wahrnehmung.
Aber schaue dir auch entsprechende Berichte von Frauen einmal an.
Dazu sei gesagt, dass das nicht jede Frau so empfindet, pauschal absprechen lässt es sich aber nicht.
Zudem wir hier auch nicht exklusiv von Menschen aus der Kinky-Community sprechen, weshalb das Beispiel von Menschen, die in Swingerclubs oder in das "Kitty" gehen nur Teilausschnitte sind.
Und selbst da mag es sein, dass diese Menschen ihre anerzogenen und darüber internalisierten pseudomoralischen und überholten Werte überwunden haben. Das bedeutet aber nicht, dass die Umgebung anders wertet. Siehe den Unterschied, der sich heute noch schnell ergibt, wenn ein Mann sagt "ich habe am Wochenende eine auf ner Party abgeschleppt und flachgelegt" kontra einer Frau die dasselbe sagt, etwa in ihrem Vanilla-Freundeskreis.
Es ist völlig richtig, dass man einer "sozialen Erwünschtheit", also dem "Diktatur des man" ("man" macht das nicht, "man" verhält sich anders) keine Macht einräumen sollte. Sie ist aber zunächst gegeben. Es gibt diese Wertungen und Frauen werden, in Bezug zur ausgelebten eigenen Sexualität und/oder bei der Exposition, bzw. des Umgangs mit der eigenen Lust, noch immer gesellschaftlich anders gewertet. Es werden ihnen zudem andere Wertvorstellungen anerzogen, eben weil die Moral der Mehrheitsgesellschaft andere Maßstäbe an sie ansetzt als etwa bei Männern.
Männer gaffen auf die halbnackten Modelle in der Werbung oder im Netz, aber wehe sie erkennen dort eine Person, die sie wirklich persönlich kennen, dann wird überlegt "von wem die sich wohl alles flachlegen lässt und wie nötig die das wohl hat".