„„Dazu sei gesagt, dass das nicht jede Frau so empfindet, pauschal absprechen lässt es sich aber nicht.
Das würde ich auch nicht tun. Ich nehme das ernst, wenn Frauen davon berichten, dass sie in einer Umwelt groß geworden sind, wo weibliche Sexualität negativ bewertet worden ist. Das gibt es leider.
Ich lebe selber in einem doch eher liberalem Umfeld. Und hier trifft man auch auf selbstbewusste Frauen. Was wenig mit Szenen zu tun hat, weil diese Leute sich meistens nicht in speziellen Umgebungen wie dem Joyclub bewegen.
Worauf ich hinauswollte: Es ist nicht homogen. Man kann das Aufwachsen in erzkatholischen Gegenden in Österreich vermutlich schlecht mit dem Aufwachsen in sehr religionsfernen Ecken in Ostdeutschland vergleichen. Natürlich trifft man auch in liberaleren Umwelten auf Frauen, die auf dem Lande in höchst konservativen Umgebungen groß werden mussten. Ich meine, dass es viele Gleichzeitigkeiten gibt. Die konservativ-prüde Abwertung weiblicher Sexualität neben der offenen Haltung. Da hängt es sicherlich auch davon ab, in welcher Familie man aufwächst. Wie gebildet die Eltern sind bzw. wie gut es den Eltern gelungen ist, sich selber frei zu machen von ihren Prägungen. Das ist sehr unterschiedlich (auch Gebildete können heftig konservativ sein, Bildung allein ist nicht der Schlüssel).
Ich selber habe erkennbar meine issues mit einem negativen Männerbild. Mit dem bin ich großgeworden. Ich bin nicht in einer Umgebung großgeworden, die Männern alles zugestanden hat. Vielmehr gab es viel Schuldgefühle. In anderen Familien mag das anders gewesen sein, so dass es auch wieder Gleichzeitigkeit gab: Männer, die sich ihrer Männlichkeit schämten neben Männern, die aus tiefster Überzeugung Frauen als "Schlampen" abwerteten, wenn sie sich wie Männer verhielten.
Aufgrund meiner eigenen nicht gerade geringen Scham- und Schuldgefühle bin ich eben ein bisschen empfindlich, wenn so ein Schwarz-Weiß-Bild gemalt wird.
Wie ich bereits schrieb habe ich nicht pauschalisiert, sondern sprach unmittelbar eingangs an, dass meine Wahrehmung auf anekdotischen Evidenzen beruht.
Natürlich ist die internalisierte Bewertung der eigenen Sexualität und Lust nicht zu pauschalisieren.
Ein gesamtgesellschaftliches Bild jedoch schon. Und natürlich hat das wiederum Ausnahmen.
Ausnahmen bestätigen hierbei die Regel. Und natürlich gibt es diese millieubedingten Ausnahmen.
Natürlich finde ich in einem gentrifizierten Viertel im Hamburg ganz andere Normenwerte als in einem konservativen Dorf in Bayern. Es hat aber Gründe warum wir immer wieder, auch in gentrifizierten Gegenden, etwa über öffentliches Stillen, noch immer sehr tabubehaftet sprechen.
Und auch in mir bekannten liberalen Umgebungen kommt, zumindest in den mir bekannten, die nicht gleichzeitig auch kinky sind, irgendwann eine pseudomoralische Wertung. Die kommt dann nur später.
Dort redet man dann vielleicht offen über die Sexualität von Frauen, aber wehe eine Frau sagt, dass sie non-mongam und aktive Swingerin ist, die zum Spaß jedes Wochenende in einem Club mit unterschiedlichen Männern vögelt. Selbst in kinky-communities sorgt das mitunter für Stirnrunzeln. Kinky sein, gerne "aber doch nicht sooo sehr".
Der Begriff "promiskuitiv" wird dabei, wie hier im Threadverlauf mehrfach zu lesen, negativ konnotiert.
Mit "ich hatte eine promiskuitive Phase" wird dann gerne gemeint, dass man sich sexuell auslebte. Aber irgendwie doch "zu sehr". Eigentlich hat man sich genauso verhalten wie Männer sich oftmals(! nicht immer und nicht jeder) immer verhalten, aber bei Frauen ist das dann gleich eine "Phase ungezügelter sexueller Lust" und die hat man einfach nicht zu haben, oder wenn dann nur temporär und erklärbar muss sie dann sein. Es muss Gründe dafür geben.
Daraus ergibt sich ein breites Bild dem folgend Frauen eigentlich, siehe diverse Statistiken, genauso ein Lustempfinden haben, genauso auf Pornos reagieren - was noch einmal ganz eigenes Themas ist, da das Zielpublikum der meisten Pornos einfach Männer sind. Zur Qualität der meisten Pornos sage ich besser gar nichts. -, genauso viel Spaß am Sex haben und idR. statistisch genauso oft an Sex denken wie Männer, dies aber nicht so artikulieren, weil damit Wertung einhergehen, denn "Frauen machen das nicht".
Erneut plakativ gesprochen:
Im normalen Umfeld, sofern dieses etwas lockerer drauf ist, würde es normal wirken, wenn man, nach einem Urlaub mit Freundinnen als Mann gefragt würde ob man die "weggeflankt" hat und wie man 14 Tage mit Frauen auf engem Raum, etwa bei nem Segelausflug, zusammenleben konnte "ohne das was lief".
Eine Frau würde nie gefragt werden von wem sie sich da habe "flachlegen" lassen und wenn, dann wäre das wiederum negativ konnotiert, da Frauen, die mit vielen Männern Sex haben und einen hohen Sexdrive haben kritisch betrachtet werden, während das bei Männern ein "Achievement" wäre.