Liebe ist...
Die Frage, was Liebe ist, versuchten schon zig Philosophen, Anthropologen, Biologen, Bio-Chemiker, Esoteriker, Glaubenslehrer, Kulturhistoriker, Dichter, Sachbuchautoren etc. über Jahrhunderte, vielleicht schon Jahrtausende zu ergründen. Ich habe gestern Abend einen Vortrag von Bestseller-Auto Richard David Precht auf 3Sat gesehen, der über die verschiedenen Erklärungs-Ansätze und die Entwicklung der Bedeutung der Liebe referierte. Sehr unterhaltsam, sehr empfehlenswert, gibt's bestimmt auf youtube oder Buch "Liebe - ein unordentliches Gefühl" von ihm lesen.
Liebe wird individuell sehr unterschiedlich empfunden und ich kenne auch verschiedene Gefühle von Liebe. Das fängt an mit Gefühlen starker Zuneigung, Sympathie, Verbundenheit, Achtsamkeit, Respekt, Vertrauen... das bezeichne ich durchaus als Liebe, aber mehr die Liebe, die mich mit den Menschen allgemein, besondern Familie und Freunden verbindet.
Dann gibt es die Liebe, bei der zu den obigen Eigenschaften noch Harmonie, gemeinsame Interessen, eben die berühmte stimmige Chemie und auch schon ein tieferes Zusammengehörigkeitsgefühl dazukommt - z.B. beste Freunde, Vertraute... kann auch sehr weit gehen, auch eine hohe Form der Liebe sein, aber eben nicht mit sexuellem Hintergrund.
Und dann gibt es die Liebe, bei der zusätzlich die sexuelle Komponente ins Spiel kommt. Anfängliche Verliebtheit entwickelt sich zu tiefem Gefühl. Schmetterlinge im Bauch, wohlige Gänsehaut bei kurzer Berührung, Lust aufeinander, Begehren, Sehnen, Vermissen, nicht mehr wissen, wie man hatte existieren können, bevor dieser Mensch ins Leben „plumpste“ - wohl wissend, dass sich das verändern kann, dass die Bedeutung der einzelnen "Komponenten" nicht immer gleich bleibt, dass Prioritäten sich verschieben können, dass mit zunehmender Gewohnheit nicht mehr alles gleich aufregend bleiben wird. Wichtig ist aber, dass man sich gegenseitig Aufmerksamkeit schenkt, dass man Veränderungen beachtet, miteinander auf vielfältige Weise kommuniziert und sich gemeinsam, aber trotzdem individuell, weiter entwickelt, und idealerweise eifersuchtsfrei.
Es stimmt, das "ich liebe dich", das ich mit 13 sagte, war anders, als das "ich liebe dich", das ich heute mit 43 sage und meine. Dazwischen liegen 30 Jahre Erfahrung, extreme Glücksgefühle, extremer Herzschmerz und Enttäuschung, Achterbahnen der Gefühle, Vernachlässigung des eigenen Willens, Entwicklung der Persönlichkeit, Entwicklung des bewussten Umgangs mit den eigenen Worten und Gefühlen, der Umgang mit anderen Menschen usw. Das alles prägt einen Menschen und verändert das Liebes-Empfinden und auch die Art und Weise, Liebe zu schenken und Bereitschaft, sie zu empfangen.
Ach, auch das ist nur ein leidlicher Versuch, eine Erklärung zu finden... Ich glaub, selbst wenn ich hier noch 100 Jahre weiter schreibe, hab ich den Kern immer noch nicht getroffen…
Vielleicht spricht man deswegen auch von dem „Geheimnis der Liebe“?