Ich schätze ja die Kunst des berührungslosen Berührens.
Ein angedeuteter Handkuss, ein Atemhauch im Nacken, ein etwas zu langer Blick, ein Duft im bedeutungsvoll-langsamen Vorübergehen, eine gehobene Augenbraue, ein Lächeln im Mundwinkel, ein anerkennendes Nicken, wortlos geblähte Nasenflügel, um den Duft aufzunehmen, eine beiläufig zarte Berührung am Stoff der Kleidung, nicht auf der Haut... Ich mag es sogar am liebsten, wenn der Mann lediglich Interesse signalisiert und ich mich ihm vorsichtig annähern kann, körperlich. Sofern ich das möchte. Das weckt meinen Ehrgeiz und meinen Jagdinstinkt, und fordert mich dazu heraus, Möglichkeiten auszuloten. Es ist ein Spiel.
Anfassen, anzügliches Grinsen, vielsagend gierige Blicke, das ist mir persönlich viel zu plump.
Ausnahme: Man kennt sich schon gut und kleine Grenzüberschreitungen können zugeordnet werden. Ein langjähriger Bekannter fordert mich oft zum Tanzen auf, indem er sich von hinten anpirscht, mich in den Nacken fasst und mit den leisen Worten "Widerspruch zwecklos - folge mir zur Tanzfläche!" ebendorthin dirigiert. Und letzten Mittwoch stand ich an der Bar und wartete auf mein Getränk, als plötzlich jemand in meinem Rücken (ebenfalls ein Bekannter, wie sich herausstellte) unvermutet die Fingerspitzen leicht auf meinen Kopf/mein Haar legte und sie ganz sacht über Schultern und Rücken hinunter rieseln ließ. Die Frau an der Bar neben mir war so begeistert, die wollte auch gleich mal.
Wie auch immer, die einen sind für sensiblere Annäherung empfänglich, andere brauchen es deutlicher oder sogar gröber. Da bleibt einem nun nichts übrig, als das im Einzelfall auszuloten. Und das ist eigentlich auch alles, was man dazu sinnvollerweise sagen kann.
Davon ab kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass jeder erwachsene Mensch mMn über ausreichend Flirterfahrung verfügen sollte, das selbst schon bemerkt zu haben.