Nämlich das es eine Form von Liebe gibt, die ausschließlich für EINEN Menschen bestimmt ist. Weil allein aus der Art der Liebe heraus, da kein Raum für eine zweite Liebe ist.
Hmmm...., also mir geht es da wie Venice, ich kann heute noch sagen, dass ich meine monoamoren Expartnerinnen noch liebe, allerdings ist kein Raum mehr für eine Beziehung da.
Beziehungen brauchen Räume, die Liebe dagegen nur ein Annehmen dieses sonderbaren Gefühlszustandes.
Mein Eindruck bei den Diskussionen, die zum Thema Polyamorie/Monoamorie geführt werden ist, dass oftmals keine wirkliche Differenzierung zwischen Liebe und Beziehung praktiziert wird.
Die allgemeingesellschaftlich propagierte Monoamorie scheint Liebe mit partnerschaftlicher Beziehung gleichzusetzen, während ich bei dem Großteil der Beiträge von sich als polyamor lebend bezeichnenden Menschen eher den Eindruck gewinne, dass dazwischen differenziert wird. Sicherlich existiert bei der zuletzt genannten Gruppe auch der Wille, diese weitere Liebe ebenfalls mit einer Beziehung zu koppeln, allerdings nicht auf Kosten der vorhandenen Beziehungen.
Und genau hier entstehen dann die Streitpunkte, denn jede Beziehung erfährt eine Wechselwirkung mit der, die neu dazukommt.
Es ist demnach eigendlich nicht möglich eine zweite Beziehung zu eröffnen, ohne der ersten Beziehung nicht ein wenig Raum abzuverlangen.
Schauen wir mal ein paar Jahre zurück, da gab es eine ganze Reihe von Frauen (Anhängerinnen des allgemeingesellschaftlich propagierten Monoamoryglaubens), die nachdem Ihr Mann, die große Liebe, im Krieg gefallen war, nie wieder eine neue Liebe akzeptiert haben. Der Raum für eine Beziehung wäre da gewesen, schließlich endete die alte Beziehung mit dem Tod des Partners. Die Liebe allerdings überdauerte den Tod. Durch die Gleichsetzung von Liebe mit partnerschaftlichen Beziehung, war es ihnen unmöglich eine neue Beziehung zu führen.
Andere wiederum haben es geschafft einen neuen Partner zu finden, dadurch verschwand allerdings nicht die Liebe zu dem Verstorbenen.
In dieser Konstellation wird deutlich, das Liebe und Beziehung zwei verschiedene Dinge sind.
Eine monoamoristische Erklärung wäre, Der geliebte Mensch ist tod und der neue Partner ist nur eine Beziehung und wird nicht geliebt, was wiederum die Differenzierung von Liebe und Beziehung bedeutet. Um jetzt wieder Liebe und Beziehung gleichsetzen zu können, muß man diesen Frauen nachsagen, dass mit dem Tod des geliebten auch die Liebe nicht mehr vorhanden wäre, ich glaube, dass sich das niemand anmaßen möchte, denn im ersten Beispiel akzeptieren wir auch die den Tod überdauernde Liebe.
Eine polyamoristische Erklärung wäre hingegen, sie hat eine weitere Liebe entdeckt und sie parallel zu der alten hinzuaddiert.
Niemand würde im Traum daran denken, an der Liebe zu beiden Menschen zu zweifeln oder sie sogar als polyamor zu bezeichnen. Allerdings würde auch niemand dieser Frau das Lieben absprechen, wenn sie an ihren verstorbenen denkt.
Bei anderen Gefühlen wie Wut und Hass sind wir in der Lage ganz deutlich zu beschreiben, aus welchen Empfindungen sich diese Gefühle zusammensetzen.
Ein Gefühl ist demnach die Zusammensetzung vieler Empfindungen, die in das entsprechende Gefühlsraster bzw. in die entsprechenden subjektiven Definitionen passt.
Liebe ist ein Gefühl, dass bei jedem Menschen gleich und doch wieder anders zu sein scheint und wenn man mal genau auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers achtet, setzt sich auch die Liebe aus einer Vielzahl von Empfindungen zusammen.
Wenn man als monoamorer Mensch diese Vielzahl von Empfindungen auf die verschiedenen Expartner vergleichen würde, würde man ebenfalls feststellen, das die Liebe zu den anderen Partnern in der Zusammensetzung der Empfindungen differieren. Allerdings ist man sich jedes mal sicher, dass es Liebe ist. Nur scheint sich die Definition der Liebe jedesmal zu verändern.
Nimmt man jetzt an, dass nur eine bestimmte Zusammensetzung von Empfindungen Liebe ist, eine andere leicht differierende Zusammensetzung aber nicht, bekommt man den Eindruck, dass es nur eine Liebe gibt, allerdings vergisst man, dass man zu früherem Zeitpunkt eine differierende Zusammensetzung auch als Liebe empfunden hat.
Polyamor liebende Menschen erkennen verschiedene, ähnliche Empfindungszusammensetzungen als Liebe an, der Begriff Liebe erhält dadurch eine erweiterte bzw. weitergefasste Definition der Liebe.
Und jetzt wird vielleicht auch die Frage nach der Intensität deutlicher, die Intensität richtet sich nach der Summe der Empfindungen, die ins Raster bzw. in die Definition passt.
Wir Menschen sind also in der Lage, die Definitionen von Gefühlen zu verändern, dadurch ist es uns möglich, Gefühle praktisch nicht existent zu gestalten.
Die Frage die sich daraus entwickelt ist, wie differenziert kann ich meine Empfindungen wahrnehmen? Dies ist nötig, um die Zusammensetzung der Gefühle bestimmen und somit die subjektiven Definitionen anpassen zu können.
Da sich der Begriff Polyamory aus Viel und Liebe zusammensetzt sollte man auch hier über die Liebe sprechen und nicht über Beziehung.
Allerdings wollen Monos und auch Polies ihre Liebe in Beziehungen manifestiert sehen, somit kommt man nicht drum rum, sich auch mit diesem Thema zu beschäftigen, man könnte dann von "praktischer Anwendung der Liebe" sprechen.
Was sich nun bei den Polies als recht einfach anfäßt, mehrere Menschen, durch Weiterfassung der Definition Liebe, zu lieben, erweist sich bei Monos, durch die enger gefasste Definition, als schwieriger.
Auf der anderen Seite haben wohl Polies, gegeben durch die Wechselwirkung der Beziehungen die größere Herausforderung im Bereich der Manifestation der Liebe in Beziehungen.