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Meer & Nymphen

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****012 Frau
516 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

**********n5572 Mann
742 Beiträge
Macht Lust auf mehr!
Und hoffentlich bald!
*********nDoe Mann
115 Beiträge
Sehr anregend geschrieben, ich würde mich über eine Fortsetzung freuen. Bin gespannt welche Richtung die Geschwindigkeit nimmt.
red
*******tee Frau
7.203 Beiträge
Ein spannender und sehr vielversprechender Anfang. *bravo*
Ich verstehe nicht, wieso der Text auf FSK 18 steht?

Zitat von **********n5572:
Macht Lust auf mehr!
Und hoffentlich bald!

Macht Lust auf Meer* *zwinker*
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****012 Frau
516 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für Euer tolles Feedback! Ich werde immer einen oder zwei Tage Pause machen und dann eine neue Episode einstellen, bis wir alle 7 zusammen haben. *smile*

Das mit dem FSK18 soll übrigens ein Bug sein, habe ich gehört. Vielleicht kriegen sie das wieder hin. Wenn aber jemand die Geschichte lesen möchte und vor verschlossener Tür steht: Meldet Euch gerne per PN bei mir.

Die Geschichte habe ich übrigens für eine spezielle Veranstaltung geschrieben: Die wunderbare @**********light liest im Livestream regelmäßig Texte von mir, ab und zu auch welche aus ihrer eigenen Feder oder von anderen Autoren. Das macht uns immer viel Spaß. Und ihre Stimme verleiht meinen Geschichten eine besondere Note, wie ich finde. Wenn Ihr also Lust auf einen Vorleseabend habt, schaut gerne mal vorbei. Der nächste Termin steht noch nicht fest, aber wir kündigen das immer auf unseren Pinnwänden und auch unter der jeweils letzten Veranstaltung an. In dem Fall also hier: Wortzauber von Kea Ritter
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****012 Frau
516 Beiträge
Themenersteller 
Meer & Nymphen
Kapitel 2

Es klang ein bisschen wie der Name eines Pubs: „Rose & Crown“. „George & Dragon“. „Sea & Nymphs“. Vielleicht hatte das Etablissement ja vor langer Zeit irgendwo an einer wilden schottischen Küste gestanden, Fischer und Seeleute bewirtet und Reisenden eine Übernachtungsmöglichkeit geboten. Oder tat es das immer noch – nur eben mit einem neuen Schild vor der Tür? Durchaus möglich, dass ein Sturm die Planke abgerissen und in Strandgut verwandelt hatte. Oder dass ein neuer Besitzer sie in einem Anfall von Modernisierungswahn abgenommen und weggeworfen hatte. Vielleicht steckte auch etwas ganz anderes dahinter, irgendein schottisches Drama. Ein Rosenkrieg. Eine uralte Fehde. Ein Verbrechen?

David konnte sich plötzlich jede Menge Geschichten vorstellen, die dieses alte Brett erlebt haben mochte. Und alle erzählten vom Meer. Lächelnd klickte er auf die Datei mit seinem Artikel, löschte den Anfang und begann noch einmal von vorn. Es war, als hätte er einfach nur diese kleine Inspiration gebraucht. Ein Satz floss zum nächsten. Und noch bevor sich die Dämmerung durch die Fenster stahl, war er zufrieden und schickte den Text an die Redaktion.

Am nächsten Morgen stellte er allerdings fest, dass er offenbar langsam zu alt für solche Nachtschichten wurde. Er hatte ein bisschen Kopfschmerzen, und der Schlafmangel ließ ihn ein paar Meter neben sich stehen. Er würde sich gleich wohl noch ein bisschen hinlegen. Sicherheitshalber warf er vorher noch einen kurzen Blick in seine Mails. Ja: Die Kollegen hatten den Artikel schon gelesen und äußerten sich sogar ziemlich begeistert dazu. Na also!

Sonst war eigentlich nichts Wichtiges im Postfach. Ebay hatte ihm natürlich eine dieser automatischen Mails geschickt, um ihn daran zu erinnern, was er sich zuletzt angesehen hatte. Da war sie wieder, die rettende Planke! Sie hatte über Nacht nichts von ihrer Faszination verloren, lockte und wisperte Seegeschichten. Warum gehörte sie eigentlich noch nicht ihm? Sie stand nicht in einer Auktion, man konnte sie direkt bestellen. Ein Preis war allerdings nicht angegeben. Verhandlungssache also. Kurzentschlossen schrieb er den Verkäufer an, fragte nach dessen Vorstellungen und bat um weitere Informationen über den geheimnisvollen Strandfund.

Als er am frühen Nachmittag seine Sinne wieder halbwegs beisammen hatte, war die Antwort schon da: „Selkie“ hatte geschrieben. Wahrscheinlich war es eher eine Verkäuferin. Würde sich ein Mann nach einem schottischen Fabelwesen nennen? Das war doch eine Selkie, oder nicht? Wenn man wie David aus dem Süden Englands stammte, konnte man in der komplexen schottischen Mythologie schon mal den Überblick verlieren.

Aber nein: Ein paar Klicks bestätigten seine verschwommene Erinnerung. Es handelte sich um Meereswesen, die normalerweise wie ganz normale Robben aussahen. Doch an manchen Tagen streiften sie ihr Fell ab und verwandelten sich in wunderschöne Frauen. Wenn man so ein Fell fand und versteckte, so hieß es, konnte man eine Selkie zum Bleiben zwingen. Aber wenn sie es wiederfand, würde sie sofort wieder in den Wellen verschwinden. Denn die Sehnsucht nach dem Meer verlor sie nie.

Derzeit schien die einzige ihm bekannte Selkie allerdings auf dem Trockenen zu sitzen. Jedenfalls hatte sie offenbar keine Mühe, zu tippen und Mails zu versenden. Auch wenn sie nicht sonderlich mitteilsam war. Wenn er ehrlich sein sollte, fand er die knapp gehaltene Nachricht tatsächlich ein wenig enttäuschend. Die Verkäuferin schrieb, dass sie das Objekt auf keinen Fall per Post versenden könne. Er müsse sich schon herbemühen. Dann werde sie ihm aber gern erzählen, was sie über die Planke wisse. „Ein bisschen schottisches Seemannsgarn spinnen“, wie sie sich ausdrückte. Über den Preis werde man sich schon einig werden.

Unter normalen Umständen hätte David ein derart vages Versprechen mit einem Achselzucken abgetan. Auf keinen Fall wäre er auf die Idee gekommen, sich deswegen ins Auto zu setzen und stundenlang zu einem Ort am Ende der Welt zu fahren, der nicht einmal auf einer Karte zu finden war. Und an dem ihn wahrscheinlich nur eine Enttäuschung erwarten würde. Doch irgendwie war er in der Stimmung für einen kleinen Ausbruch aus dem täglichen Trott. Er hatte zu viel gearbeitet in letzter Zeit. Was also sprach gegen einen Wochenendausflug nach Schottland?

Drei Tage später wären ihm da durchaus ein, zwei Argumente eingefallen. Angefangen vom üblichen Verkehrschaos rings um London bis zum wenig verheißungsvoll klingenden Wetterbericht. Doch es war zu spät. Er war unterwegs nach Norden – und wild entschlossen, das Beste aus seinem Wochenende zu machen. Selbst wenn es Bindfäden regnete und er die kommenden zwei Nächte im Auto verbringen musste. „Selkie“ hatte zwar versprochen, dass sie ihm vor Ort eine günstige Unterkunft reservieren würde. Aber wer konnte wissen, wie zuverlässig die Frau war? WENN sie überhaupt eine Frau war. Streng genommen hatte er dafür ja keinerlei Anhaltspunkte.

Je länger er unterwegs war, je enger und gewundener die Sträßchen wurden und je kryptischer die Wegbeschreibung, umso lauter tönte die Stimme des nörgelnden Realisten in seinem Kopf. Der versicherte ihm wortreich, dass die ganze Sache ohnehin eine Schnapsidee gewesen war. Rausgeschmissenes Geld! Doch die Luft roch nach Salz. Das Meer rauschte, als werde es dafür bezahlt. Und die Szenerie mit ihren steilen Klippen, steinübersäten Stränden und schäumenden Wellen ließ trotz des grau verhangenen Himmels nichts zu wünschen übrig. Vielleicht verliehen die Wolken der Landschaft sogar erst den richtigen Touch von leicht düsterer Dramatik.

Die kaum befahrene Piste wurde allerdings immer schlechter, die Schlaglöcher vertieften sich. Aber es konnte jetzt nicht mehr weit sein. Wenn ihn nicht alles täuschte, musste der Treffpunkt da vorn hinter der nächsten Kurve liegen. David verlangsamte das Tempo und machte sich auf alles gefasst.


... Fortsetzung folgt ...

© Kea Ritter, Juni 2024

****06 Frau
6.132 Beiträge
*bravo* ich freue mich auf meer Meer. ; )
******ico Paar
5.895 Beiträge
*bravo* *zugabe*
In Erinnerung an Scotish single track roads. *gg* (Rico)
**********er669 Mann
372 Beiträge
Bitte weiter so romantisches Seemannsgarn spinnen.....
Danke
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****012 Frau
516 Beiträge
Themenersteller 
Sooo, dann will ich gleich mal das Spinnrad holen und mit dem Seemannsgarn weitermachen... *ggg*
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****012 Frau
516 Beiträge
Themenersteller 
Meer & Nymphen
Kapitel 3

Die Bucht war so malerisch und einsam wie aus dem besten Schottland-Klischee. Eine wilde, ungezähmte Landschaft, die Menschen nur als gelegentliche Besucher zu dulden schien. Wenn sie gerade in der Stimmung dafür war. So wie jetzt anscheinend. Das legendär wechselhafte schottische Wetter gönnte David zur Begrüßung eine Regenpause, sogar ein paar Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken und ließen die Küste in eindrucksvollen Farben leuchten. Das Kreischen der Möwen klang beinahe einladend.

David lächelte. Der freundliche Empfang musste wohl ihm persönlich gelten. Denn weit und breit waren keine anderen Autos zu sehen. Keine Touristen, die wanderten oder Picknick machten, die Vögel beobachteten oder todesmutig schon einmal die Temperatur des Wassers testeten. Es war offenbar kein Ort für Ausflügler. Zu abgelegen vermutlich. Doch es schien zumindest früher einmal Menschen gegeben zu haben, die diese naturgewaltige Einsamkeit zu schätzen wussten. Denn die Piste endete kurz vor einem Haus, das sich nur wenige Schritte vom Strand entfernt zwischen die Felsen duckte.

Mit seiner gedrungenen Gestalt und den dicken Bruchstein-Mauern wirkte es stark und unbeugsam. Als habe es seit Jahrhunderten mit steinerner Sturheit den Elementen getrotzt. Doch wenn man genauer hinsah, erkannte man Spuren des Zerfalls. Hier ein bröckelndes Mauerstück, dort ein vernageltes Fenster. Verlassen war es aber offenbar nicht. Denn aus dem windschiefen Schornstein kräuselte sich Rauch. David stieg aus, um sich die Sache näher anzusehen – und war nach wenigen Schritten versucht, gleich wieder auf dem Absatz kehrt zu machen. Verarschen konnte er sich alleine!

Direkt neben dem Eingang hatte jemand ein Gestell aus Treibholz gezimmert. Und daran hing das Schild. SEIN künftiges Schild, wie er bis eben gedacht hatte. Es gab keinen Zweifel, Motiv und Aufschrift waren unverwechselbar. Doch zu verkaufen war es offenbar nicht. Mit dicken Nägeln war es an den meergeschliffenen Stämmen befestigt, als hänge es seit Jahrhunderten da. Und würde es auch weiterhin tun. Wie zum Teufel hatten sie die Planke so fotografiert, dass man das nicht sah? Und vor allem: Warum?

„Was soll der Scheiß?!“, blaffte er die Frau an, die soeben die schwere Eichentür geöffnet hatte. Eine ungewöhnlich attraktive Frau, wie er im Hinterkopf registrierte. Doch dafür hatte er jetzt keinen Sinn. „Sie haben wirklich einen seltsamen Sinn für Humor, Selkie! Sie sind doch Selkie, oder?“ Er ließ ihr keine Zeit für Ausflüchte. „Sie sind vielleicht lustig! Ich lasse mich von Ihnen dazu überreden, wegen einer verdammten Ebay-Anzeige Hunderte Kilometer bis ans Ende der Welt zu fahren. Nur um dann festzustellen, dass das fragliche Objekt gar nicht zu verkaufen ist?! Was ist das hier? Irgendeine bescheuerte Internet-Challenge, die ich noch nicht kenne? Werde ich nachher als Idiot des Tages auf Instagram landen?“

„Nein, ich glaube nicht. Ich bin nicht bei Instagram, wissen Sie.“ Sie lächelte freundlich, wenn auch etwas unbestimmt. „Willkommen im Meer & Nymphen, David. Jetzt kommen Sie doch erstmal herein! Ich lade Sie zum Abendessen ein und erkläre Ihnen alles. Vielleicht werden Sie dann verstehen, warum ich zu diesem kleinen Trick greifen musste.“

„Und wenn nicht, fahre ich wutentbrannt mitten in der Nacht los und stürze von dieser halsbrecherischen Piste über die Klippen?“

Ihr Lächeln wurde breiter, und in ihren blaugrauen Augen glitzerte es. Unwillkürlich musste er an das Meer denken, auf dem Sonnenstrahlen tanzten. „Wenn nicht, legen Sie sich nach ein paar ins Ordinäre abgleitenden Schimpftiraden ins Bett und schlafen sich aus. Morgen können Sie dann immer noch abreisen. Ich gebe Ihnen auch das beste Zimmer, das wir im Meer & Nymphen zu bieten haben. Deal?“ Sie trat beiseite und wies einladend ins Innere des Gebäudes.

Es handelte sich also tatsächlich um ein Gasthaus. Auf welche Art von Kundschaft hatte man wohl spekuliert, als man es vor Jahrhunderten errichtet hatte? Lichtscheues Gesindel zweifellos. Schmuggler? Piraten? Rebellen? Normale Reisende hatten sich wohl kaum hierher in die Einöde verirrt – und taten es anscheinend bis heute nicht. Von weiteren Gästen war jedenfalls nichts zu sehen. Und das am Wochenende! Eine touristische Goldgrube schien das Meer & Nymphen nicht gerade zu sein.

Das mochte den etwas heruntergekommenen Zustand des Gebäudes erklären. Was die Qualität des angebotenen Zimmers anging, war er daher nicht sonderlich optimistisch. Aber die Aussicht, sich jetzt gleich wieder auf den Weg machen und anderswo eine Unterkunft suchen zu müssen, lockte ihn zugegebenermaßen noch weniger. Mit einem nicht mehr ganz so gereizt klingenden Knurren drehte er sich um und holte seine Reisetasche aus dem Auto.

Kurz darauf musste er allerdings zugeben, dass der erste Eindruck ihn auf eine falsche Fährte geführt hatte. Das Zimmer, das seine Gastgeberin ihm zuwies, war zwar einfach, aber keineswegs heruntergekommen. Es strahlte eine ländliche Gemütlichkeit aus, die ihm durchaus gefiel. Vor den Fenstern rauschte die Brandung. Und durch den Türspalt stahl sich ein äußerst appetitanregender Geruch nach Gebratenem. Sein Magen knurrte vernehmlich. Rasch streifte er sich einen frischen Pullover über und folgte der duftenden Einladung in die Gaststube.

Auch hier herrschte ein eher rustikales Ambiente mit alten Holzdielen, getünchten Wänden und einem großen Kamin. Das fließende, grün-blaue Seidenkleid, das die Figur seiner Gastgeberin umschmeichelte, wirkte in dieser Umgebung ungewöhnlich, fast eine Spur overdressed. Auch wenn er zugeben musste, dass es ihr ausgezeichnet stand. Ob sie wohl etwas darunter trug? Oder streifte der kühle, glatte Stoff über ihre nackte Haut? Kitzelte er bei jedem Schritt ihre Sinne? Genoss sie dieses heimliche, kleine Vergnügen? Und… war er eigentlich noch ganz dicht?

... Fortsetzung folgt ...

© Kea Ritter, Juni 2024

*********vibus Mann
1.017 Beiträge
Zitat von ****012:
Kurz darauf musste er allerdings zugeben, dass der erste Eindruck ihn auf eine falsche Fährte geführt hatte.
Die falsche Fährte scheint ein Leitmotiv zu werden. Spannend!
******ico Paar
5.895 Beiträge
Einen frischen, immer noch ganz leicht nach Schaf riechenden Pullover aus Hawick angezogen, und das spannende wie leckere Mahl kann beginnen.
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****012 Frau
516 Beiträge
Themenersteller 
Meer & Nymphen
Kapitel 4

Wenn eine völlig fremde Frau ihn zu solchen Spekulationen reizte, musste sein Hunger doch mehr Dimensionen haben als gedacht. Er schüttelte den Kopf über sich selbst.
„Hunger?“, fragte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
Er würde den Teufel tun und irgendeinen zweideutigen Unterton in dieses banale Wort hinein fantasieren. „Wie ein Wolf.“ Für seine eigene Stimme konnte er in Sachen Zweideutigkeit leider keine Garantie übernehmen.
„Mögen Wölfe gegrillten Fisch und Meeresfrüchte?“
„Wenn es sich um Seewölfe handelt, auf jeden Fall.“

Sie musterte ihn mit einem seltsamen Blick, den er nicht so recht deuten konnte. Wahrscheinlich war ihr nun auch aufgefallen, dass er dummes Zeug faselte. Aber sie schien sich nicht daran zu stören, eher im Gegenteil: Sie schlug einen vertraulicheren Ton an.
„Dann setz dich.“ Sie wies auf einen Tisch am Fenster, von dem aus man einen atemberaubenden Blick über die See hatte. „Ein Bier?“
„Sehr gerne!“

Sie stellte eine Flasche und ein Glas vor ihn hin. „Sehr zum Wohl! Das Essen ist auch jeden Moment fertig. Ich bin gleich zurück!“
Mit wiegenden Schritten ging sie quer durch die Gaststube, die Verführung auf zwei Beinen. Seine Blicke folgten ihr, bis sie durch eine Tür verschwand. Jede ihrer Bewegungen schien eine kleine Provokation zu sein. Allein dieses fließende Rollen ihrer Hüften – ein wenig stärker, als es unbedingt nötig gewesen wäre… Machte sie das bewusst? Spielte sie mit ihm? Oder verstrickte er sich gerade in Fantasiegespinste? Was war bloß los mit ihm? Vertrug er das schottische Klima nicht?

Irgendwie schienen seine Instinkte ungewöhnlich stark auf diese Frau zu reagieren, die er absurderweise immer noch nicht nach ihrem richtigen Namen gefragt hatte. Vielleicht war sie ja tatsächlich eine Selkie, an Land gestiegen mit der Gier der See in ihrem Körper. Bereit, jeden menschlichen Widerstand mit der Gewalt einer Sturmwoge ins Meer zu reißen. Nicht, dass sie in seinem Fall mit sonderlich viel Widerstand zu rechnen hätte! Wenn er erst ihre meeresfeuchten Hände in seinem Nacken spürte… ihre feuchte Zunge in seinem Mund… ihre feuchte Spalte, pulsierend im Rhythmus der Gezeiten… ihre gischtschäumende Lust…

Sein Mund wurde trocken, und er trank rasch einen Schluck Bier.
Joah, großartig, David! Jetzt auch noch Alkohol auf nüchternen Magen! Konnte man so machen. War dann halt Kacke. „Reiß dich zusammen, verdammt nochmal!“ Sein stummer Fluch verhallte ungehört. Er wusste selbst nicht, ob er ihn an sich selbst gerichtet hatte oder nur an seinen Schwanz. Sonderlich viel Wirkung zeigte er jedenfalls in beiden Fällen nicht.

Er starrte aus dem Fenster aufs Wasser und versuchte, auf andere Gedanken zu kommen. Wenn er sich nicht bald wieder einkriegte, würde er sich hier jeden Moment zum Deppen machen! Doch selbst die Wellen gaukelten ihm Meereswesen mit wogenden Haaren, üppigen Brüsten und schimmernden Flanken vor. Sinnliche Nymphen, die einen in erotische Strudel zogen, aus denen es kein Entrinnen mehr gab.

„Stimmt was nicht?“ Die Stimme seiner Gastgeberin fuhr ihm in seine Gedanken. In einer Mischung aus Besorgnis und Spott, wie ihm schien. „Du siehst ein wenig blass aus. Komm, lass uns einen Happen essen!“

Damit setzte sie sich ihm gegenüber und stellte zwei Teller aus blauer Keramik auf den Tisch. Darauf angerichtet waren knusprig gegrillte Fischstücke und eine Art Auflauf aus Meeresfrüchten, dazu frisches Brot und ein Salat, der aus Algen zu bestehen schien. Erleichtert griff David zu Messer und Gabel, um sich einem weniger verfänglichen Vergnügen zu widmen. Er spießte ein Stück Fisch auf und kostete.
„Hmm! Wirklich ausgezeichnet!“
„Das freut mich!“ Sie wandte sich mit sichtlichem Appetit ihrer eigenen Portion zu.

„Ich bin aber nicht hier, weil du ein Loblied auf deine Kochkunst hören willst, oder?“
Sie warf ihm einen ihrer unergründlichen Blicke zu. „Geduld gehört nicht gerade zu deinen Stärken, was? Aber keine Sorge: Der Journalist in dir wird auch noch auf seine Kosten kommen.“

Woher wusste sie, dass er Journalist war? Er konnte sich nicht daran erinnern, das in ihrer kurzen Konversation erwähnt zu haben. Wozu auch? Wahrscheinlich hatte sie nach seiner ersten Mail einfach nach seinem Namen gegoogelt und war auf ein paar Artikel von ihm gestoßen. Er fühlte sich ein bisschen geschmeichelt. Denn die hatten ihr offenbar gut genug gefallen, um ihn unter einem Vorwand hierher zu locken. Und damit war auch klar, was er hier sollte. Sie brauchte schlicht und einfach Publicity, um mehr Gäste in ihr Haus zu bekommen. Ein Artikel in einer großen, überregionalen Zeitung konnte da durchaus etwas bewirken.

„Ich hoffe, die Geschichte ist gut“, sagte er zwischen zwei Bissen.
„Das musst du schon selbst beurteilen. Ist eine Geschichte gut, die von alten Geheimissen handelt, von der Magie des Meeres und der Macht erotischer Ekstase?“

... Fortsetzung folgt ...

© Kea Ritter, Juni 2024

********8104 Frau
248 Beiträge
... mmmh... macht Lust auf me(h)er... liebe @****012 *herz*
*********gel65 Frau
228 Beiträge
Oh ja.....die Geschichte ist guuuuut @****012 *anbet*
*********nDoe Mann
115 Beiträge
Wow, super spannend geschrieben. Du hast mich mit nach Schottland genommen. Ich bin neugierig auf dei weitere Entwicklungen. Danke
*********vibus Mann
1.017 Beiträge
Eine Geschichte über die
Zitat von ****012:
Macht erotischer Ekstase
klingt nach einem verheißungsvollen Versprechen!
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****012 Frau
516 Beiträge
Themenersteller 
Meer & Nymphen
Kapitel 5

Warum musste sie seine mühsam eingefangenen Gedanken jetzt schon wieder auf dünnes Eis locken? „Na ja: Sex sells“, gab er trocken zurück. „Das weiß ja jeder. Und diese Geschichte spielt nicht zufällig in einem entlegenen Gasthaus namens Meer & Nymphen?“
„Natürlich tut sie das!“ Ihre Stimme klang plötzlich rau wie Meeressand. „Man sagt, dass hier früher ein geheimer Treffpunkt war.“
„Für Schmuggler oder Piraten?“

Sie sah ihn leicht ungeduldig an. „Der Beruf der Gäste war doch vollkommen unerheblich! Klar kamen Schmuggler und Piraten. Aber auch Polizisten und Richter, Ärzte und Handwerker, Lehrerinnen und Marktfrauen, Huren und Damen der Gesellschaft. Entscheidend waren nur zwei Dinge: Sie mussten erstens Menschen aus Fleisch und Blut sein. Und zweitens eine echte Schwäche für lasterhafte Ausschweifungen haben.“ Ein feines, beinahe sehnsüchtiges Lächeln erhellte ihre Züge. „Denn sonst wären sie ja vollkommen überfordert gewesen. Die Meeresbewohner, die sie hier trafen, waren anspruchsvoll, verstehst Du?“
„Äh… ehrlich gesagt: Nein!“

Sie sah ihn an, als sei er erschreckend schwer von Begriff. „Wer die meiste Zeit unter den Wellen lebt, wird sich niemals mit einem stumpfen Rein-Raus zufrieden geben“, erklärte sie. „Es soll ja eine faszinierende Welt sein da unten. Aber kühl. Zumindest, wenn man nicht zufällig in der Nähe einer heißen Quelle lebt. Und von denen gibt es ja nicht so viele.“

Ein Vortrag über die Beschaffenheit des Meeresgrundes war jetzt nicht unbedingt das, wonach David der Sinn stand. Dieser Gedanke hatte sich wohl auch in seine Gesichtszüge geschlichen. Denn er glaubte erneut, ein spöttisches Funkeln in ihren Augen zu erkennen.
„Die meisten Wasserwesen sind sehr sinnliche Geschöpfe“, fuhr sie fort, als handele es sich um eine wissenschaftliche Tatsache. „Und Geilheit ist ihre zweite Natur. Das gilt übrigens für alle Geschlechter. Wassermänner zum Beispiel stehen den legendären Nymphen in dieser Hinsicht in nichts nach.“

David verkniff sich die naheliegende Frage, wie es mit den Selkies stand. Als Journalist musste man wissen, wann man die Klappe halten sollte, um den Erzählfluss nicht zu stören. Das würden manche Kollegen nie begreifen.

Ihre Stimme plätscherte sanft dahin, als sie ihm die erregenden Möglichkeiten einer wogenden Seegraswiese beschrieb. Wurde heftiger, wilder, wenn sich ihre Protagonisten in die Strudel der Lust stürzten oder in gefährliche Spiele zwischen scharfzackigen Felsen verstrickten. Sie begleitete sie auf die Höhen ihrer Orgasmen und in die dunklen Tiefen ihrer erotischen Abgründe. Und David folgte ihr.

Sie war eine gute Erzählerin, das musste man ihr lassen. Zumal ihr das Thema zu liegen schien. Er grinste in sich hinein. Ihm war keineswegs entgangen, dass sich ihre Brüste sehr deutlich unter dem zarten Stoff ihres Kleides abzeichneten. Und je länger sie sprach, umso härter wurden ihre Knospen. Ein faszinierendes Schauspiel, das seine Wirkung auf ihn nicht verfehlte.

Trotzdem bemühte er sich, nicht pausenlos auf ihre Titten zu starren. Nicht unbedingt, weil sich das nicht gehörte. Eher, weil er den Verdacht hatte, dass sie es genau darauf anlegte. Die Art, wie sie beim Reden ihre Arme und Schultern bewegte und den fließenden Stoff über ihre Haut gleiten ließ, war sicher kein Zufall. Er hatte keinen Zweifel mehr daran, dass sie mit ihm spielte. Aber so leicht würde er es ihr nicht machen: Man konnte ja zumindest versuchen, ein würdiger Gegner zu sein! Also hob er den Blick – nur um an ihren feucht schimmernden Lippen hängenzubleiben. Was seine Lage natürlich keinen Deut verbesserte.

„Das alles sind nur Hintergrundinformationen für Dich“, sagte sie gerade. „Damit Du die Geschichte dieses Gasthauses richtig einordnen kannst.“
„Ja. Natürlich. Das Gasthaus. Klar!“

Sie lächelte hintergründig. „Die Sache ist ganz einfach“, erklärte sie. „So erregend all diese Wasserspiele sind, sie können keine Wärme erzeugen. Keine lebenswichtige Energie, auf die alle wechselwarmen Lebewesen angewiesen sind. Also greifen die Geister und Götter des Meeres zu einem naheliegenden Mittel, um ihren Hunger nach Hitze zu stillen.“ Sie zuckte nonchalant die Schultern. „Sex mit Menschen. Regelmäßig und in allen Varianten, die man sich so vorstellen kann. Wenn sie es häufig und ausgefallen genug mit Warmblütern treiben, können sie Jahrhunderte alt werden.“

In ihren blaugrauen Meeresaugen schien plötzlich ein türkisfarbener Schimmer zu leuchten. Offenbar hatte sie sich von den absurden Windungen ihres frisch gesponnenen Seemanngarns selbst ein bisschen einwickeln lassen. Bei ihm war ihr das jedenfalls mühelos gelungen. Wenn sich alle Interviewpartner so viel Mühe gäben, ihm eine gute Geschichte zu präsentieren, wäre sein Job das reinste Vergnügen. Er beschloss, auf das Spiel einzugehen.


... Fortsetzung folgt ...

© Kea Ritter, Juni 2024

Me 2
*********ld63 Frau
8.541 Beiträge
Zitat von ****012:
In ihren blaugrauen Meeresaugen schien plötzlich ein türkisfarbener Schimmer zu leuchten. Offenbar hatte sie sich von den absurden Windungen ihres frisch gesponnenen Seemanngarns selbst ein bisschen einwickeln lassen. Bei ihm war ihr das jedenfalls mühelos gelungen. Wenn sich alle Interviewpartner so viel Mühe gäben, ihm eine gute Geschichte zu präsentieren, wäre sein Job das reinste Vergnügen. Er beschloss, auf das Spiel einzugehen.

Jetzt wird es aber richtig spannend, liebe @****012! *anmach* *bravo*
*********gel65 Frau
228 Beiträge
*popcorn* oh ich bin ja sooo gespannt , wie es weiter geht......
******ico Paar
5.895 Beiträge
Das Netz aus Seemanns-, pardon Seefraunsgarn wird immer dichter gesponnen.
Fein-sinnig!
(EinR)
******exy Mann
18 Beiträge
Toll geschrieben! Nicht nur David will sich bereitwillig ins das Netz einspinnen lassen…
*********vibus Mann
1.017 Beiträge
Zitat von ****012:
Er beschloss, auf das Spiel einzugehen.
Und ich auch, solange das "Seemansgarn" so solide gesponnen bleibt *zwinker*
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****012 Frau
516 Beiträge
Themenersteller 
Ich freu mich sehr, dass Ihr so mitfiebert! *g*


... solange das "Seemansgarn" so solide gesponnen bleibt...

Vorsicht, @*********vibus: Seemannsgarn kann sehr tückisch sein und ganz schnell reißen! *ggg*
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