Zitat von *********ER_HH:
„Kurzform: Übersättigt trifft es nicht, eher gelangweilt, teilweise auch befremdet.
Langform (Vorsicht, Boomerkommentar):
Die Partyszene existiert nicht im luftleeren Raum, sondern spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen wider. Wir leben in einer Zeit, in der das individuelle Urteilsvermögen von Menschen zunehmend in Frage gestellt wird. Als moralischer Bewertungsmaßstab dient nicht mehr menschlicher Anstand, sondern politische Haltung. Damit ist auch das Private wieder politisch geworden. Es gehört zum guten Ton, nicht mehr Toleranz, sondern Haltung zu zeigen, indem man ausgewählte Formen des sexuellen Andersseins (LGBTQIA+) demonstrativ feiert. Offensichtlich gibt es den verbreiteten Wunsch, dass auch Partys dem Rechnung tragen sollen. Sind diese Partys dann überhaupt noch Rahmen für sexuell abweichendes Verhalten oder nicht vielmehr für gesellschaftlich erwünschtes? Als Angehöriger einer Subkultur sehe ich die Entwicklung zur zeitgeistkonform kuratierten Devianz eher kritisch.
Jeder Veranstalter hat das natürliche Interesse, seine Partyreihen am Leben zu halten oder möglichst noch erfolgreicher zu machen. Kommerzielle Zwänge führen einige in Versuchung, möglichst alles für jeden sein zu wollen. Im Laufe der Zeit wird das Verhalten eines immer größeren Teils der Gäste eher von Konsumhaltung geprägt, während die coolen Leute längst weitergezogen sind. Kein Dresscode kann diese Entwicklung verhindern, denn das Erwerben des entsprechenden Outfits setzt ebenfalls nur Konsumbereitschaft voraus und keine bestimmte Neigung. Einigen geht es dabei ums Gesehenwerden, den meisten nur um das optische Verschmelzen mit der Masse.
Aus meiner Sicht sind viele der kommerzialisierten Kinky-Partys mittlerweile zu Karnevalsveranstaltungen mutiert, auf dem der sich selbst als progressiv erlebende Teil des Mainstreams seine vermeintliche Coolness und Toleranz inszeniert. Beliebigkeit ist auf Dauer kein tragfähiges Konzept. Früher oder später wird es daher wohl wieder zu einer stärkeren Fragmentierung kommen, sollten die Swinger- und BDSM-Szenen die Kraft finden, sich selbst zu erneuern. Dass so etwas möglich ist, zeigen andere Subkulturen. Allerdings muss man dabei erfahrungsgemäß eher in Dekaden als in Jahren denken.
Der Boomerkommentar zeigt eine gewisse Tendenz der sozialpsychologischen Betrachtung , ggf. sogar entwicklungspsyschologische (um den Rahmen abzustecken) .
Zudem finde ich den gesellschaftskritischen Part herausragend.
Im Großen und Ganzen stimme ich zu.
Ich denke, selbst die „kinky“ Szene muss sich neu erfinden.
Denn Karnevalsveranstaltungen gibt es wie Sand am Meer. Alleine dieses Wochenende findet aus meiner Sicht das Paradebeispiel für die Anbiederung an den Mainstream statt- in Hamburg. Eine Reihe und ein Veranstaltender , welche ich mittlerweile einfach meide.
Dieser Entwicklung folgen andere veranstaltende, sehen das Geld - Gewinn soll ja auch irgendwie erwirtschaftet werden- und gleichen sich an.
Vielleicht wirklich eine Idee, etwas eigenes zumindest in Erwägung zu ziehen. Oder zu versuchen , veranstaltende wie „Klub Verboten“ wieder nach Hamburg zu lotsen.