Ein Plädoyer
Also ich habs auch gelesen und fand es amüsant. Es ist wahrlich keine literarische Kunst, ich glaube ich war noch nie so schnell mit einem Buch fertig. Aber es las sich halt so weg und ich hab den Kauf nicht bereut. Ich werds sicher auch irgendwann nochmal lesen.
Die Sache ist einfach, dass man glaube ich schon ein Freund der Art und des Humors von Charlotte sein muss. Sie hat eine sehr besondere Art zu denken, und mir ist und war das nie fremd. Mit diesem Hintergrund liest man - so meine Vermutung - das Buch einfach anders.
(Als Vergleich fällt mir sowas ein wie ein Vampir-Roman von Farin Urlaub, mit dem ich thematisch und inhaltlich so gar nichts anfangen könnte, das aber seine Fans auch mit ganz anderen Augen lesen würden.)
Wenn man jemand ist, der im Prinzip sexuell unprovozierbar ist (ich nenne so jemanden immer "Gedankenschlampe"), dann bekommt man erst mit, wie sie andere Leser, die sich provozieren, blenden oder durch die schiere Perversität anturnen lassen, permanent vorführt und ihnen ihren kleinen, angekratzten rosa Taschenspiegel vorhält, mit dem sich ihre Protagonistin sonst genüsslich beim Einführen der Avocadokerne beobachtet. Der nimmt ihr auch ab, dass es zwischen Charlotte und Helen keine infiniten Gemeinsamkeiten gibt, wohl aber genügend, um die eine in der jeweils anderen wiedererkennen zu können.
Wer die eigene kleine Helen in sich selbst kennen gelernt und sich mit ihr angefreundet hat, der hat in "Feuchtgebiete" viel zu schmunzeln. Über sich und über andere Perverse, über Spießer und Normalos. Das Buch ist menschlich. Aber nicht jeder Mensch ist gleich. Bücher isst man mit den Augen. Und nicht jeder mag Avocados.