Suche Rat beim Navigieren einer Freundschaft
Ich muss mir da was von der Seele schreiben. Ich kenne da einen Mann, mit dem ich schon seit fast einem Jahr Kontakt habe. Unser erstes, persönliches Treffen erfolgte auf Blind - Date - Basis. Er hatte aber vorher schon Bilder von mir gesehen gehabt. Wir haben uns getroffen und vorher auch mehrmals telefoniert. Beim Treffen hatte ich das Gefühl, dass er von mir nicht sehr angetan war. Seine Reaktion auf mich, als er mich erstmals sah, war für mich eindeutig. Auch seine ganze Körpersprache, als wir dann geplaudert haben, hat eher danach ausgeschaut, als wolle er recht schnell wieder weg. Das Treffen war auch recht schnell beendet. Als ich daheim war, hab ich dann die ganze Geschichte revuepassieren lassen und bin zu dem Entschluss gekommen, ihm mitzuteilen, daß wir nicht zueinander passen, das hab ich auch getan. Ich wollte mir die Schmach einer Abfuhr ersparen und hab ihm den sprichwörtlichen Korb gegeben. Es vergingen ein paar Tage, als plötzlich eine Nachricht von ihm kam, wo er sich nach mir erkundigte. Wir haben dann auch telefoniert und uns danach fast wöchentlich auf freundschaftlicher Basis kommuniziert. Mich hat das völlig überrascht, ich dachte eigentlich, das hätte sich nach dem Treffen von selbst erledigt. Kürzlich hatten wir uns wieder getroffen und hatten einen sehr witzigen, gemütlichen Abend. Ohne irgendwelche Anmachversuche oder sonstige derartige Aktionen. Einfach nur quatschen. Ich habe irgendwie das Gefühl, ich kann ihm alles erzählen. Wir reden auch über Sex (natürlich nicht auf anzügliche Weise). Ich hab ihm von meinem Sexleben erzählt (nicht, daß ich ein recht aufregendes hätte), er mir über seins. Also keine Details, aber halt über seine sexuellen Abenteuer aus der Vergangenheit. Er hat mir auch über seine Angewohnheiten erzählt, mit einigen davon gehe ich nicht ganz konform. Bei dem Treffen ging mir eigentlich die ganze Zeit durch den Kopf, daß deswegen aus uns nie was wird. Im großen und ganzen war der Abend aber doch recht erfreulich und wir haben viel gelacht. Ganz ohne Anmache, schließlich sind wir ja erwachsene Menschen und er ist ja auch mit jemandem zusammen, es ist aber keine Lebensgemeinschaft. Seitdem muss ich ständig an ihn denken, obwohl unsere Lebensweisen so gar nicht zusammenpassen, geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß irgendwie nicht, wie ich das einordnen soll, ich fühle, daß ich diesem Menschen wirklich alles erzählen kann und er erzählt mir auch private Dinge über sich. Wie es Freunde halt tun. Ich weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll und vor allem weiß ich nicht, wie ich mein Mitteilungsbedürfnis ihm gegenüber stillen kann. Ich hab seit dem Treffen fast täglich irgendwas, was ich ihm mitteilen möchte. Wie krieg ich das Chaos in meinem Kopf wieder geordnet? Mein Hirn sagt "lass es", das Herz sagt was anderes. Würde ich es ihm sagen, würde ich damit eine Freundschaft ruinieren, so viel ist sicher. Soll ich das aufs Spiel setzen? So. Das musste einfach mal raus.