Grenzen gönnen
Das beschriebene Dilemma ist sicherlich nicht leicht zu lösen, da es sehr persönliche und intime Bedürfnisse sowie Grenzen berührt.
Es ist bereits ein guter Ansatz, die Bedürfnisse des Partners zu respektieren und gleichzeitig die eigenen Wünsche ernst zu nehmen. Ein Patentrezept für die perfekte Lösung gibt es wohl nicht, aber einige wichtige Zutaten.
An erster Stelle steht das offene Gespräch – ein erster, aber auch schwieriger Schritt. Schließlich offenbart man sich und möchte gerne ein positive Ergebnis. Also nicht unbedingt Zustimmung, aber auch keine generelle Ablehnung der persönlichen Wünsche oder gar das Infragestellen der Beziehung.
Die Dosierung ist auch immer so eine Sache, wenn man zB die Neugier und Gedanken (mit)teilt. Schließlich will man auch keinen Druck ausüben. Der lässt sich vielleicht minimieren, wenn man nicht drauf besteht, sondern erklärt, dass die Erfahrung reizt und nicht das unmittelbare Machen.
Das könnte den Weg zu einer gemeinsamen Lösung eröffnen, mit der beide leben können.
Vielleicht durch Rollenspiele, Literatur, Event-Beschreibungen, Club-Surfing im Netz, Info- oder erotische Filme – innerhalb der Komfortzone, aber dennoch spannend für den Partner?
Sollte dies Türen öffnen, könnte ein Ausflug zu einer erotischen Show, einem Sauna-Club, einer thematischen (Erotik-)Messe oder zu einem gewagten Tanzevent, bei dem das Beobachten anderer möglich ist, eine Option sein.
Wichtig ist, dass die Atmosphäre entspannt ist und kein Zwang besteht – eher wie ein Theaterbesuch.
Auch könnte man als Paar – oder einvernehmlich allein – den Kontakt zu erfahrenen Swingern aufnehmen und sich informativ austauschen.
Nicht so schlau, weil meist mit vielen Nebenwirkungen verbunden: Alternativen finden, die den Wunsch befriedigen. Doch da sind schnell die Grenzen des Partners oder der Beziehung überschritten.
Wenn man seine persönlichen Wünsche und Fantasien anspricht, sollte man dies nie mit Ja- oder Nein-Fragen tun.
Es ist auch ratsam, vorher in sich zu gehen und zu reflektieren, welche Bedeutung die Umsetzung oder Erfüllung des Wunsches hat. Was genau triggert den Wunsch, einen Swingerclub zu besuchen? Geht es darum, von anderen gesehen zu werden, andere zu beobachten, mit anderen zu interagieren, einfach mal dort gewesen zu sein, erotische Outfits zu tragen, das Essen zu genießen oder eine frivole Tanzfläche/Bar zu erleben?
Gibt es vielleicht auch andere Wege, diesen Wunsch zu erkunden?
In einer harmonischen Beziehung könnte das eine oder andere durchaus möglich sein.
Die hohe Kunst besteht darin, die Beziehung – sofern von Interesse – an erster Stelle zu lassen und dabei das eigene Wohlbefinden und das des Partners nicht zu vernachlässigen. Beide sollten in einer Beziehung das Gefühl haben, gehört und respektiert zu werden.
Egal, ob es um einen Swingerclub oder andere „brennende Themen“ geht: Es hat sich bewährt, in kleinen Schritten auf den anderen zuzugehen – achtsam, ohne sich selbst oder den anderen zu überfordern. Das gelingt nicht immer. Wenn der Knoten zu gordisch wird, es zu schwierig wird, könnte man in Erwägung ziehen, gemeinsam mit einem Paartherapeuten oder Sexualtherapeuten zu sprechen.
Jedenfalls ist weder der Wunsch, einen Swingerclub zu besuchen, noch der Wunsch, diesen zu meiden, per se falsch oder richtig.