@******one
Schüchternheit ist in der Regel eine Folge der Erlebnisse und damit auch ankonditioniert. Nicht absichtlich, also nicht mit dem Ziel der Schüchternheit. Wer z.B. erlebt hat, dass er in der üblichen Sturm und Drang Zeit nur Körbe erhalten hat, mag das so schmerzhaft empfunden haben, dass er irgendwann nicht mehr fragen will, um nicht noch eine solche schmerzhaft empfundene Abfuhr zu bekommen. Dann lieber das Risiko nicht mehr eingehen und keine Frau mehr ansprechen.
Das kann auch als Kind schon in der Familie so konditioniert werden, wenn das Kind nichts zu melden hat. Wenn seine Wünsche und Bedürfnisse klein gehalten wurden, wenn zu allem "Nein" gesagt wurde. Und, wenn man keine Chance gesehen hat, dagegen zu rebellieren, sondern den Weg des Akzeptierens gegangen ist, weil man meinte, das sei angenehmer.
Tatsächlich war ich ein sehr schüchterner Mensch, war froh, irgendwann eine Partnerin zu haben, mit der ich eine langjährige monogame Beziehung hatte, wo aber der sexuelle Pep total fehlte. Sie war sexuell null aufgeschlossen und jede Idee meinerseits, mal etwas auszuprobieren, wurde im Keim erstickt. Sie war nämlich total prüde erzogen worden (konditioniert). Sex im Dunkeln, und nur so, dass es keiner mitbekommt. Akustisch, wie auch im Hinblick auf verräterische Spuren des Treibens im Bett. Auch später in der eigenen Wohnung, bzw. im eigenen Haus. Da hätte man im Flur nichts von unserem Sex gehört.
Mehrfach habe ich angesprochen, dass ich es gerne etwas wilder hätte oder vielseitiger, aber bereits Oralsex wurde als eklig abgetan (bei ihr und bei mir, ganz egal) und nach dem Sex wurde sofort ein Tempo reingesteckt, damit nichts rausläuft, was Flecken machen kann. Offen gestanden verging mir im Lauf der Zeit die Lust sukzessive.
Aufgrund der schlechten Erfahrungen in meiner Jugendzeit, was das Anbandeln mit dem weiblichen Geschlecht angeht, habe ich niemals in Erwägung gezogen, jemand anderes kennenzulernen. Auch nicht, als ich mit den Jahren immer unzufriedener wurde.
Durch Zufall lernte ich dann doch jemand kennen. Ganz harmlos, aber sie ganz klar Interesse an mir. Die Signale verstand ist, doch meine uralte Schüchternheit ließ mich zögern, wo sie schon längst jemand im Bett gehabt hätte. Nach 6 Tagen täglicher Treffen (!) geschah es dann doch, wir hatten Sex. Und es war für mich eine ganz ungewohnte Art von Unkompliziertheit, ohne dass es deshalb wild und mit exotischen Praktiken verbunden war, oder so.
Er ergab sich eine kurze, heftige Affäre. Sie erzählte mir, auf was sie alles stehe und ich war hin und weg. Meine blühendsten Fantasien würden mit ihr in Erfüllung gehen. Ich war über alle Haarspitzen in sie verknallt und dachte, die lässt du nie wieder los. Aufgrund der Entfernung hatte ich sogar schon über die Möglichkeit eines regionalen Arbeitsplatzwechsels nachgedacht, die Trennung von meiner Frau war im Hirn sowieso schon klar. Wie gesagt, ich war voll im Rausch.
Da kam sie mit der Idee, dass wir am nächsten Wochenende einen Swingerclub besuchen werden. Ich war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite machte mich die Idee total an, ich wollte das unbedingt kennenlernen. Auf der anderen Seite wusste von ihren Erzählungen, dass sie da oft mit ihrem Mann gewesen war, er sie dort auch richtiggehend zur Verfügung gestellt haben soll, ohne dass sie "Nein" sagen durfte, weil er auswählt, wer sie ficken durfte, etc. Wir haben darüber gesprochen, was denn dort passieren soll, ob sie mit anderen Männern vögeln will, oder was das Ziel sei. Sie sagte, sie möchte herausfinden, ob das mit mir ginge. Sie habe es immer sehr genossen, möchte es aber nur, wenn auch ich mich dort wohlfühlen kann. Aber dazu müsse man es versuchen. Und es geschehe nur das, was ich zulassen würde. Ich dürfte jederzeit Einhalt gebieten, etwas stoppen, oder auch sagen, dass wir gehen sollen. Sie würde sich ggfls. treiben lassen und wäre selbst irgendwann vielleicht nicht mehr in der Lage vorher festgelegte Grenzen einzuhalten, wenn ihre Geilheit zu groß sei. Aber sie wäre mir nicht böse, wenn ich das unterbinde. Ich dürfe und solle das tun, bevor es gegen mich ginge. Ihr Ziel sei nicht, von anderen gefickt zu werden. Aber es kann sich ja trotzdem ergeben und ich würde dann entscheiden dürfen. Gleichzeitig hätte ich alle Freiheiten der Welt.
Ich war immer noch hin- und hergerissen, denn ich sah die Möglichkeiten, sah aber auch meine Eifersucht in dieser aktuellen total Verknalltheit, wo ich sie nicht teilen will, aber auch nicht verlieren. Totales Dilemma. Aber wenn ich kneife, was ist dann? Bin ich dann zu verklemmt?
Also wir fuhren hin und es war super. Wir waren zu zweit auf einer kleinen Spielwiese und es gesellte sich ein jüngeres Paar zu uns. Erst blieb jedes Paar bei sich, dann fielen die Grenzen. Es war aber nur gegenseitiges Fummeln, quasi als zusätzlichen Reiz beim Ficken des eigenen Partners. Ein toller Einstieg in die Welt mit Fremden.
Später wären wir auf der großen Wiese und ein Mann krabbelte an ihr rum. Ich ließ ihn gewähren, hatte ich mittlerweile links und rechts gesehen, dass das so üblich sei. Außerdem schien es ihr zu gefallen. Als er jedoch irgendwann ein Kondom rausholte, beendete ich das Treiben zu seiner Verärgerung und fickte sie selbst. Sie sagte mir hinterher, ich hätte das genau richtig gemacht. Fand ich wunderbar. Logo.
Später folgten weitere Clubbesuche, wo diese Grenze schnell gefallen ist, und wo auch ich mit anderen Frauen Sex hatte, was für sie gar kein Problem war. Das musste ich erst lernen, dass die Liebe zwischen zwei Personen den Sex nicht auf die zwei Personen limitieren muss. Auch, dass - wenn man sich einig ist - es keinen Grund für Eifersucht gibt, weil es kein Verlustrisiko gibt. Man wird trotzdem allein geliebt. Sex mit anderen ist als Hobby zu bezeichnen, wie Tennis, wo auch keiner die Nase rümpft, wenn man es mit einem anderen Paar spielt.
Wer einmal im See fast abgesoffen ist und dennoch hinterher nicht schwimmen gelernt hat, wird ewig Angst vor tiefem Wasser haben. Auch das ist ankonditioniert. Selbstverständlich könnte dieser Mensch Schwimmen lernen. Und mit der Sicherheit, dass ihm nichts mehr passieren könnte, würde auch hochwahrscheinlich Freude am Wasser (zurück-)gewinnen können. Eigentlich schade, dass man sich das nicht ermöglicht.
Das alles kann man lernen, und damit auch sich so umkonditionieren. Bei mir war diese Frau der Katalysator, die Person, die das ins Rollen gebracht hat. Seitdem sehe ich meine Mitmenschen ganz anders, überlege mir manchmal zum Spaß, wie mögen die es vielleicht treiben. Früher dachte ich, bestimmte Praktiken gibt es nur im Paysex, kein normaler Mensch würde das machen. Totaler Quatsch. Sie hat mein Leben verändert, weil damit alles bisherige aus den Fugen geriet. Jahrzehntelang schlafende Begierde wiedererweckt.
Es können auch Freunde sein, die einem den Weg zeigen. Aber, wer das abblockt, sich nicht offen zeigt, Widerstände der bisherigen Denke nicht überwinden kann, der kann sich eben nicht darauf einlassen.
Körperliche, genetische Veranlagung ist das aber nicht. Dazu muss man weder schlank, noch blond, noch jung, nicht besonders groß oder besonders beweglich sein. Nicht einmal gutaussehend.