Die Spaziergehdates entstanden ja während der Corona-Zeit, und damit waren sie keinesfalls eine Folge schmaler Geldbeutel. Grundsätzlich finde ich den Gedanken auch immer schön, Menschen kennenzulernen, während man in Bewegung ist und etwas tut. Und ich bin oft ein wenig mehr ich selbst, wenn ich in der Natur bin und nicht umgeben von lauter Menschen.
Allerdings gibt es dann wieder lauter Fallen: Schrittlänge, Körpergröße, Stolpergefahr beim Gehen. Und man kann das Gesicht des andere nicht sehen, es sei denn, man wendet sich einander zu, und dann ist schon kein Tisch mehr als Sicherheitsabstand zwischen zwei Körpern.
Tatsächlich hatte ich in der Corona-Endphase ein wunderschönes Erstdate mit Picknick am Fluss, zu dem beide etwas mitgebracht haben. Dem folgten zwei weitere Dates, die beide zeigten, dass er sich eindeutig Mühe und Gedanken gemacht hatte, hübsche Spazierwege zu finden, mit denen er mir eine Freude machen konnte. Am Ende sprang einfach der letzte Funke nicht über. Aber auf der Grundlage dieser Erfahrung hätte ich gedacht, klar, jederzeit wieder Erstdate mit Picknick und Spaziergang. Es war ein toller Mann und ich habe überhaupt nicht vermisst, dass Leute in der Nähe waren, die für Sicherheitsabstand hätten sorgen können. Im Gegenteil. Ich fühlte mich frei und konnte einfach ich selbst sein und mit ihm lachen.
Das zweite derartige Date hatte dann allerdings völlig andere Vibrations. Da fühlte er sich dann irgendwie frei, körperliche Nähe aufzubauen, sobald ich nicht klare Abstand-Signale sendete. Normale Entspanntheit meinerseits (eine natürliche Reaktion auf die Nähe von Wasser und Bäumen bei mir) wurde immer wieder als Einladung zu Körperkontakt interpretiert, und auf der Picknickdecke konnte ich ja auch schlecht aufstehen und weggehen. Das, was bei dem anderen Outdoor-Date völlig normal und entspannt funktioniert hatte, eine sanfte, langsame Annäherung, bei der man sich wohl und sicher fühlen konnte, schien hier unmöglich, weil die Abwesenheit anderer irgendwie zu bedeuten schien, dass man sich schneller nahekommen könnte.
Die Vibrations waren nicht mal "Sex und sonst nichts", aber ...
Es war unangenehm. So sehr, dass ich heilfroh war, als ich es hinter mich gebracht hatte, und hinterher habe ich noch eine Woche gebraucht, um mich von diesem diffus unangenehmen Gefühl zu erholen.
Deswegen wird in Zukunft auch der beste Mann der Welt ein Erstdate nur noch in einem Café oder Ähnlichem bekommen, und wenn es schön und sanft und friedlich mit uns ist, können wir dann immer noch mal herausfinden, wie wir uns miteinander verstehen, wenn wir am Fluss picknicken, um das Wasser und die Natur zu genießen.