@*******rund Berührungen im Club zur Kontaktaufnahme noch zeitgemäß? Schade, dass der Thred bald voll ist, denn hier wird's nochmal interessant.
Du sagst, die gesellschaftlichen Regeln sind Aushandlungssache - darin widerspreche ich gar nicht, im Gegenteil, habe das ebenfalls schon so formuliert, aber sie werden nicht allein im individuellen Begegnen ausgehandelt, sondern auch gesamtgesellschaftlich (#Tradition, Gesellschaftswandel, ...).
Es geht bei Normen weniger darum, was dem Individuum passt (zB ungefragt berührt zu werden), sondern eher darum, was der breiten Mehrheit angenehm ist (zB nicht ungefragt berührt zu werden, s. gesellschaftlicher Usus) und was sich aufgrund dessen im großen Stil durchgesetzt hat (Sozialisation). Als respektlos wird auch von Individuen vor allem Verhalten empfunden, das die Gesellschaftsnormen missachtet, bei Missachtung individueller Befindlichkeiten spricht man häufig von "woher soll er das wissen" (zumal ja fremd).
Wenn Menschen einander noch nicht kennen, können sie individueller Grenzüberschreitung wenig ausweichen, wohl aber sind sie bei entsprechender Sozialisation in der Lage, einander im Rahmen der Gesellschaftsnormen Respekt zu zollen, was letztlich eben auch auf dem Weg des
Signalisierens von Wertschätzung funktioniert (#Symbolik).
Und (wie ich schon sagte): Das Maß der Dinge ist nicht zu missachten. Es scheint mir deutlich zumutbarer, nicht ungefragt berührt, als ungefragt berührt zu werden (obwohl man jedes jeweils nicht will). Deshalb hat sich "nicht ungefragt berühren" wohl hierzulande (und davon spreche ich aufs Thema bezogen) gesellschaftlich besser durchgesetzt.
Übergriffigkeit ist ein Begriff, den ich zumindest auch gesellschaftlich verstehe, nicht nur individuell.
Aber: Auch das individuelle Aushandeln, ob einander ungefragt berührt werden darf, fällt bei ungefragter Berührung als Erstkontakt weg... insofern ist es eher eine Frage dessen, was als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann und was der Normative gerecht werdend erst verhandelt werden müsste (vgl oben).
Nun, dass es mal Usus gewesen sein mag, sich im SC einander ungefragt zu berühren, liegt mBn noch an einer anderen Begebenheit, nämlich daran, dass die Swingerszene noch nicht immer so boomte, wie teilweise heute. Je kleiner die Peergroup, desto intimer können auch die Gepflogenheiten sein, ohne dabei übergriffig zu werden. Heute ist vor allem in die großen Clubs eine gewisse Anonymität eingezogen und verlangt nach mehr Vorsicht bei Kontaktaufnahme, eine Norm, die auch auf kleinere SCs ausstrahlt.