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Die Geschichte der Walddämonin

**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Die Geschichte der Walddämonin
Meine Geschichte spielt in einer Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat. Aber es ist eine dunkle Zeit. Wer kann wirklich sagen, welche Wünsche jemand im Herzen trägt, bevor er nicht gezwungen ist, sich ihnen zu stellen?

Wenn du mein Märchen hören willst, musst du mit mir in ein anderes Land kommen. Siehst du die nebeligen Ebenen unter uns? Weit hinten, dort, wo die Berge den Horizont verdecken, liegt der verzauberte Wald. Seit Menschengedenken ist niemand mehr von dort zurückgekommen. Man erzählt sich, dass dort eine Dämonin haust. Sie ernährt sich vom Leben und den Herzen all jener, die leichtsinnig genug sind, sich in Wald zu verlaufen …

*

Manchmal erwachen junge Männer bei Nacht, lassen Frau, Kinder und Hof hinter sich zurück und gehen fort, gerufen von einer seltsamen Sehnsucht in ihrem Herzen. Wenn man sie fest hält, kämpfen sie nicht, aber sie essen und trinken auch nicht mehr und sehen die Menschen nicht mehr an, die um sie herum sind und sie lieben. Aber besser ist es, so sagt man, ihre Körper verhungern zu lassen, als ihre Seelen an die dunkle Waldgöttin zu verlieren.

Geh nicht in den Wald!

Natürlich bist du doch gegangen.

Unter den Bäumen umgeben dich feine Nebelschwaden; eine Feuchtigkeit voll Waldboden, Fichten und seltsam unpassenden Duft wie von Orangenblüten steigt aus dem Boden hoch und umgibt dich, füllt deine Lungen mit dem Gefühl von Sehnsucht und Dringlichkeit. Trotz der Dunkelheit stolperst du nicht und findest den Weg so sicher, als ob du geführt werden würdest. Sind es Äste, die unter deinen Füßen zerbrechen, oder die Knochen jener, die vor dir hier gewandert sind? Sind es Steine, über die du stolperst, oder die Schädel von anderen Männern, die zu mutig waren und nun nie wieder zurückkehren werden?

Irgendwo vor dir malt ein Feuer warme Reflexe auf einzelne Baumstämme, lässt einzelne glänzende Blätter als Konturen aus der Dunkelheit hervorschimmern und sich im nächsten Windhauch wieder verbergen. Du kommst näher, trittst heraus auf die Lichtung. Das brennende Feuer ist groß, größer als du gedacht hättest. Wer würde einfach so mitten im Wald so viel Holz verfeuern? Es ist kein Fest, zu dem man geladen hätte, und du weißt von niemandem, der hier im Wald lebt! Gehen die Fäden der Magie, die die Unschuldigen in die Dunkelheit locken, von hier aus? Fast kannst du sie spüren, diese Magie, die sich wie Fesseln um deine Haut legt und dich immer näher zieht.

Vor dem Feuer hockt eine junge Frau, ganz klein zusammengekauert und in einen Mantel mit Kapuze gehüllt.

„Mir ist kalt“, sagt sie leise, als du näher trittst. Du beugst dich herab und setzt dich neben sie ans Feuer. Sie dreht sich zu dir und ihre Stimme flüstert: „Magst du mich nicht wärmen?“ Ihre Augen rufen dich näher. Irgendwie möchtest du sie auf einmal in den Arm nehmen, sie an dich ziehen, ihr die Kleider vom Leib reißen. Noch während du diesen Gedanken zu unterdrücken versuchst, schiebt sie eine Schulter nach vorne, so dass ihr Umhang darüber fortrutscht. Unter dem Mantel ist sie nackt, und sie kommt dir näher.

„Das geht mir zu schnell“, sagst du nervös und willst etwas zurückweichen, als sie ihre Hand auf deinen Arm legt. Unter ihren Fingern beginnt das Blut in deinen Adern zu pochen.

„Leg dich hin“, sagt sie leise und drückt dich nach hinten, so dass du dich nahe beim Feuer auf den Rücken sinken lässt. In deinem seltsamen Traumnebel gefangen kommt die Situation dir gar nicht so seltsam vor, wie sie es müsste, und als unter ihren schmalgliedrigen Händen deine Kleidung zu Straub zerfällt, lächelst du nur leise. Ein spitzer Stein bohrt sich in deinen Rücken, aber als sie sich auf deinen Schoß setzt und sich über dich beugt, um dich zu küssen, spürst du die Steine und die kalte Nacht nicht mehr. Ihr schimmernder, einladender Mund über ihrem niedlichen spitzen Kinn lächelt geheimnisvoll, als sie mit der linken Hand ein magisches Zeichen in die Luft über dir webt. Tief in deinem Kopf weißt du, dass du dich fürchten müsstest, aber es ist, als wäre die Furcht von dir abgetrennt und nicht länger ein Teil von dir.

„Siehst du die Sterne über uns?“, wispert sie mit sanfter Stimme. „Spürst du den Wind auf deiner Haut?“

Jetzt fühlt es sich an, als ob deine Angst unter ihren Händen langsam mit dem Blut durch deinen ganzen Körper fließt. Sie füllt dich aus wie eiskalte Lava, sickert aus deinem Rücken in die Erde und strömt durch deine Nase hinaus in den Wind. Langsam atmest du ein und aus, und mit jedem Atemzug strömt mehr von deiner Seele hinaus in die Nacht, fließt mehr von dem dumpfen Frieden unter den Bäumen hinein in dich und verwandelt die ängstliche Beklemmung in verstohlene, unheimliche Lust. Nur einmal zuckst du kurz, als eine neue Woge von Angst zu schnell dein Herz erreicht, willst aufspringen, doch sie schnalzt missbilligend mit der Zunge.

„Bleib!“
*******a80 Frau
126 Beiträge
Lieben Dank, dass du deine Geschichte teilst🌼 Du beschreibst das Gefühl des jungen Mannes so nachfühlbar, dass Erinnerungen wach werden.
*******000 Mann
13 Beiträge
sehr gut und einfühlsam geschrieben
Danke, du hast Talent
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Sie richtet sich mit geschlossenen Augen auf und legt den Kopf nach hinten. Die verbrennenden Knochen deiner Vorgänger werfen flackerndes Licht auf ihre vollendeten Brüste und du kannst den Blick nicht von ihren kleinen, hoch aufgerichteten Nippeln wenden. Hypnotisiert fährst du dir mit der Zunge über die Lippen. Sie beginnt mit einem leisen, tonlosen Lied und webt mit ihren Händen einen neuen Zauber in die Luft. Obwohl du nie fähig warst, Magie zu erkennen, siehst du jetzt die nebligen roten Fäden von ihren Fingern ausströmen, die über deinen Kopf hinaus in den Wald fließen. Dann öffnet sie die Augen und macht mit den Fingern einen Ruck wie ein Angler, der seine Schnur einholen will.

Fasziniert beobachtest du, wie sich Ranken in dein Blickfeld schieben, die den Büschen oberhalb deines Kopfes entspringen. Dornen und Rosenknospen nähern sich langsam deinem Körper, streicheln sanft darüber und legen sich darum. Deine Handgelenke werden zusammengeführt und über deinem Kopf festgehalten, während sich die Dornen tief in deine Haut bohren. Weitere Ranken kommen herbei, binden deine Füße, schieben sich über deinen Körper und schlagen die widerhakenbesetzten Dornen tief hinein, während die Rosenblätter lindernd über deine nun an vielen Stellen blutende Haut streicheln. Immer fester wird der Druck deiner Fesseln, immer quälender schneiden sie in deine Haut, immer süßer wird das Streicheln ihrer Finger.

Als sie sich auf dich setzt, um deine sengende Lust tief in sich zu fühlen, glaubst du zu sterben. Mit groß aufgerissenen Augen starrst du hoch in den Nachthimmel. Auch an der Innenseite deiner Schenkel fließt jetzt Blut herab und benetzt den Waldboden, an den Handgelenken und deinem Hals entspringen weitere Quellen. „Jetzt gehörst du mir“, seufzt sie und beginnt sich langsam auf und ab zu bewegen.

Dornen bohren sich in deine Stirn und hindern dich sogar daran, den Kopf hin und her zu werfen, um dir Erleichterung zu verschaffen. Alle Spannung und aller Schmerz in deinem Körper kann nur nach unten fließen, dorthin, wo sie dich mit ihrem eigenen Körper gefangen hält und deine Lust längst jedes Maß überstiegen hat, das du bisher kanntest. Doch sie erlaubt dir nicht, dir endlich in einem Höhepunkt Erleichterung zu verschaffen. Immer weiter wächst deine Erregung, und ihre Magie vermag es, von den Einstichstellen der Dornen alle Erregung immer mehr zu diesem einen Körperteil zu lenken, der dir mittlerweile schmerzhaft eng mit viel zu hellem Licht gefüllt erscheint, das bald explodieren wird.

Wenn das passiert, wirst du sterben. Merkst du nicht, wie sie alles Leben in deinem Körper gefangen hält und in Lust verwandeln will? Ahnst du denn gar nicht, was geschehen wird, wenn diese Lust sich in einer Explosion entlädt und all deine Lebenskraft sich in ihrem Körper verströmt? Wie kann man so dumm sein wie du! Was bleibt denn von einem Menschen, dessen Lebensenergie gestohlen wurde? Nichts weiter als ein Körper, der den Waldboden düngt, und Knochen, die ihr Feuer für eine einzige Nacht nähren! Willst du das wirklich? Soll das dein Schicksal gewesen sein?

Aber welche Wahl hast du denn jetzt noch?
*******tte Frau
988 Beiträge
Er hatte wohl nie eine Wahl, denn offensichtlich hatte auch er ihre Stimme gehört.
Irgendwo, hunderte von Kilometern entfernt in seinem Heimatdorf.
Und deshalb hat er sich auf den Weg gemacht, sie zu suchen und zu finden.
Und sich ihr zu ergeben, auf Leben oder Tod.


Vielen Dank für auch diese wundervolle Geschichte 👍👍👍👍
*******a80 Frau
126 Beiträge
Ja, welche Wahl hat er denn? Hat er noch die Chance seine Lebensenergie zu bündeln, um ihr die Energie zu schenken, die sie braucht, damit ihr endlich wieder warm wird, länger als würde sie nur seine Knochen für ihr Feuer nutzen?
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

**********pioGJ Mann
781 Beiträge
Sei gegrüßt Harfenspielerin

Mit magischen Klängen und Worten führst du uns in diese tiefsinnige, erotische Geschichte.

Welchen Preis will Mann für seine Lust zahlen?
Wie Stark ist sein Wille der dämonischen Verführung zu widerstehen?
Kann er seinen Stolz überwinden und die Chance zum Rückzug nutzen und aus dieser Erfahrung lernen?

Oder…?

Mit deinem wunderschönen Schreibstiel hast du mich bereits gefesselt und ich will dem Sog dieser Geschichte nicht entkommen.
Und ich Hoffe durch Beobachtung Erfahrung zu sammeln.

Lieben Gruß
Mystik Scorpio GJ
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Ihre Augen sagen etwas anderes. 'Wenn du mich besiegst, wird all meine Macht dir gehören', wispert ihre Stimme unhörbar in deinem Kopf. 'Natürlich kannst du jetzt fortgehen, aber willst du das? Nie erfahren, warum dieser Wald verzaubert ist, mir niemals die Macht rauben, die mir für viele Jahrhunderte Unsterblichkeit verliehen hat – willst du jetzt wirklich einfach zurück durch den Wald in dein Bauernleben gehen? Du wirst dich für den Rest deiner Tage fragen, was geschehen wäre, wenn...'

„Du kannst gehen, mein Liebster“, sagt ihre Stimme, und deine Gedanken überschlagen sich.

Wie hat sie dich gerade genannt? Ist das der Schlüssel?

Vielleicht... Vielleicht kannst du sie wirklich besiegen. Sie hat versucht, dir deine Lebensenergie zu stehlen, als sie dich gefesselt und geliebt hat. Vielleicht ist das der Schlüssel dafür? Denn sie hat dir doch verraten, dass es eine Möglichkeit gibt, genauso mächtig wie sie zu werden. Du willst dir nicht eingestehen, dass es vor allem die immer noch in deinem Körper tosende Lust ist, die dich so etwas denken lässt. Denn wenn der körperliche Akt der Schlüssel dazu ist, die Energie zu rauben, dann...

„Leg dich hin“, sagst du rau zu ihr und siehst nicht das triumphierende Lächeln in ihren immer noch auf den Boden gerichteten Augen. Langsam lässt sie sich nach hinten auf den Boden sinken. Mit großen Schritten gehst du zu ihr, kniest dich zwischen ihre geöffnete Beine und hältst mit einer Hand ihre Handgelenke über ihrem Kopf zusammen. Mit geschlossenen Augen legt sie den Kopf in den Nacken und wartet darauf, dass du in sie eindringst, dass du sie küsst und besiegst und all ihre Macht zu deiner machst.

Es ist unglaublich intensiv. Anders als vorhin hast du nicht mehr das Gefühl, ein hilfloses Opfer zu sein, sondern du spürst selber die Energie und Macht der Nacht um dich herum. Spürst die Macht dieser Frau, die sich hilflos in deine Hand gegeben hat und sich dir hingibt, fühlst deine Fähigkeit, ihr diese Macht zu entreißen, wenn du nur weiter und weiter machst und trotz der Entfernung vom Feuer langsam zu schwitzen beginnst.

Die kalte Nachtluft auf deinem Rücken... Das Gefühl von feuchter Walderde unter deinen Knien... Ihre Lippen auf deinen Wangen, ihr Atem in deinem Ohr... Es ist so intensiv, so unglaublich! Ob sie jetzt für immer dir gehören wird?

Du richtest dich ein wenig auf, blickst wieder in das Gesicht deiner kleinen Waldgöttin, auf ihren feuchtschimmernden Mund, den sie verstohlen mit der Zunge benetzt. Schaust in ihre Augen unter den fein gezeichneten Brauen, möchtest ihr sagen, dass du für immer bei ihr bleiben wirst, und siehst... Oh, ihr Götter, ihre Augen haben sich nicht verändert! Rote, gelbe, weiße Funken drehen sich darin, genau wie zuvor, und du glaubst wieder Verzweiflung und Wahnsinn dahinter zu spüren.

Da lacht sie auf und du siehst zum ersten Mal ihre Zähne, lange und spitze Eckzähne, ein Gebiss wie von einem Luchs. Sie presst ihre Brüste, ihre hart aufgerichteten Nippel an dich, schlingt ihre Beine enger um dich und umarmt dich so fest wie sie kann, um dich ein letztes Mal zu spüren. Als sie ihre Zähne in deinen Hals schlägt und die Welt hinter deinen Augen weiß wird, spürst du einen gewaltigen Energieblitz, der durch deinen ganzen Körper fließt, und dein letzter Gedanke ist: „Natürlich, das war zu leicht.“
*******a80 Frau
126 Beiträge
... ja, das war zu leicht...
Wäre es die Liebe gewesen, die in ihm schlummert und nicht gegen seine Lust ankommt?

❤️- lichen Dank für deine Geschichte. Für seine Geschichte. Für ihre Geschichte.
Ich glaube, wir erleben sie so oft zwischen Frau und Mann, dass ich weinen könnte.
Jedenfalls gehen meine Gedanken zu deiner Geschichte in diese Richtung.

✨️🥀🌔
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Und? Gefällt dir mein Märchen? Eigentlich könnte ich an dieser Stelle schon aufhören zu erzählen, nicht wahr? Bisher befandest du dich nur in der Gewalt einer sexuell anziehenden Frau voller Magie, und ich weiß doch aus dem realen Leben, wie sehr du das liebst.

Lass mich einen Schluck Wasser trinken, meine Stimme tut schon weh. Dann komm mit mir in die dunklen Wälder, dorthin, wo die Illusionen zerbrechen und die hübsche Maske ewig glatter Haut zerfällt...
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Die Burg der Dämonin ist aus den Knochen der Erde gehauen, jener Erde, die darunter leidet, dass ein Schatten über ihr liegt und ihre Bäume nur vom Mondlicht beschienen werden. Seit Jahrhunderten schon darf das Grün der Waldgöttin nicht mehr in der Sonne flimmern.

Diese Burg ist nicht ihr Zuhause. Es ist ein düsterer Ort, der nur dazu dient, das umliegende Land zu beherrschen. Wenn sie überhaupt ein Zuhause hat, dann ist es der Wald, die Lichtung am Feuer, von wo sie schon länger als sie zurückdenken kann ihren Ruf aussendet. Weit fort über den mit Knochen und Zweigen bedeckten Waldboden in die Ebene, wo die sterblichen Menschen leben und von der Sehnsucht nach dem Schatten des Waldes krank werden. Ja, ihr Zuhause ist der Schatten jener Bäume, durch deren Wurzeln sie der Erde die Lebensenergie entreißt. Hier überlebt sie die einsamen Wochen und Monate, in denen kein Mann kommt, um ihr die Wärme seines Blutes zum Erhalt ihrer ewigen Jugend zu schenken.

Im Innern der Burg ist sie abgeschnitten vom Nachtwind, dessen sanftes Streicheln auf ihrer Haut die unendliche Einsamkeit erträglich gemacht hat. Tief im Labyrinth dunkler Gänge, deren Verlauf nie jemand ganz ergründet hat, liegt das Allerheiligste. Es ist ein Raum mit fünf Wänden aus grob behauenem Basaltquadern, an denen kleine runde Flechten wachsen. An vier der fünf Wände hängt ein Skelett an rostigen Eisenketten, die Arme und Beine wie auf einem Andreaskreuz gespreizt. Die Knochen von zwei Skeletten werden noch von ledriger, langsam zerfallener Haut zusammengehalten, das dritte nur noch von seinen vertrockneten Sehnen. Das Skelett an deiner rechts benachbarten Wand kannst du nur schwer erkennen, es hängt anscheinend aber schon am längsten hier.

Während du langsam wieder zu dir kommst und die Reste der dunkelblonden Haare des früheren Opfers halb links von dir betrachtest, merkst du, dass auch deine Arme und Beine an der Wand hinter dir festgekettet sind. Aber anders als die nackten toten Männer, in deren Brustkorb immer noch ein Ritualdolch mit einem großen Rubin am Griff steckt, trägst du eine Rüstung aus festen Eisenplatten.

„Du hattest deine Chance“, sagt sie und kommt aus der Mitte des Raumes langsam auf dich zu. Aber wie sehr hat sie sich verändert! Nichts ist von dem verlockende Waldgeist mit dem spitzen Kinn übrig geblieben, der dich so verzaubert hat. Ihr Gesicht ist zu einer faltigen Fratze verzerrt, die farblosen Lippen hängen kraftlos seitlich vom Luchsgebiss herab und die vorher so ordentlich geflochtenen Haare bilden jetzt eine wilde, fransige Mähne um den hässlichen Kopf und die grotesk hervortretenden Wangenknochen.

Irgendwie findest du die Kraft, „Warum“ zu fragen.

Sie bleibt stehen und fletscht die Zähne. „Seit Jahrhunderten ernähre ich mich von der Lebenskraft all der Männer, die so leichtsinnig sind, in meinen Wald zu kommen“, grinst sie und macht durch die Nase ein schnarrendes Geräusch. „In all der Zeit waren nur vier Männer stark genug, meinem ersten Versuch zu widerstehen. Aber sie sind hier gestorben, sie waren zu dumm zum Fliehen und ihre Leichen hängen immer noch an meinen Wänden. Keiner war stark genug, mich zu besiegen. Auch du bist stark, aber das bedeutet nur, dass du mich wie all jene vor vielen Jahrzehnten für einige Wochen nähren und stärken wirst, bis mein nächstes Opfer sich in den Wald verirrt.“

Mit gefletschten Luchszähnen kommt sie weiter auf dich zu, den Ritualdolch in ihren krummen, klauenartigen Fingern haltend. Die Nägel sind dunkelbraun und erinnern an die Krallen einer schmutzigen Wildkatze. Deine Rüstung wird dich schützen, hoffst du, aber noch während du das glaubst, fährt die Dämonin mit dem Dolch über deine Brust und das Eisen weicht zurück.

Langsam streicht sie mit der Klinge über deine Haut, bringt die einst schützende Rüstung Stück für Stück dazu, vor ihrer Schärfe zurückzuweichen. Jetzt bist du völlig schutzlos. Feine rote Linien zeichnen sich ab, erste Blutperlen schmücken dich und du beißt die Lippen vor dem brennenden Schmerz zusammen. Mit deiner Haut zerstört sie auch den letzten Rest Sicherheit, der deine Seele davor bewahrt hat, zu ihrem Eigentum zu werden.

„Wo fange ich an?“, fragt sie dich, scheinbar gleichgültig, und mit einem Mal riechst du selber deine Angst, doch es beschämt dich nicht mehr. Du bist über Gefühle wie Angst oder Scham hinausgewachsen. „Soll ich erst die Adern deiner Finger öffnen, damit das Blut langsam die Wände herablaufen kann? Oder würde es dir mehr Freude bereiten, mein armes Opfer, wenn zuerst ein tiefer Schnitt über deine Stirn die warmen Tropfen in deine Augen laufen lässt?“ Die Klinge fährt kitzelnd über deine Gänsehaut. Mit tiefen Atemzügen trinkt sie deine Angst in sich hinein.

“Warum quälst du mich so?“, schreist du sie an.

Ihr schnarrendes Lachen ekelt dich an. „Weil es mir Freude macht, du unreifer Junge, und weil ich es kann!“

„Warum machst du nicht einfach ein Ende?“

„Weil deine Angst für mich so süß ist wie der flüssige Honig für die Bienen! Warum soll ich dir meinen Dolch jetzt schon in die Brust stoßen, wenn ich mich noch viele Wochen von deiner Angst ernähren kann? Du wirst hier hängen, deine Vorgänger betrachten, dir vor Angst deine Hosen beschmutzen, und du wirst nie wissen, wann ich zurückkomme, um dir doch noch den Dolch in die Brust zu stoßen! Woche für Woche werde ich mich an deinem Blut laben, und während du schwächer und schwächer wirst, werde ich erstarken und mit deinem Blut all deine Macht und Stärke zu meiner machen.“ Das Kichern klingt so wahnsinnig, dass du entsetzt die Augen schließt.

„Ihr Götter, bitte steht mir bei“, flüsterst du ganz leise, aber sie hat es doch gehört.

„Beten hilft dir nicht, du dummer Mann! Die Götter sind weit fort von jedem Ort, an dem ich bin. Hier unten können sie dich nicht hören.“ Sie wedelt mit dem Messer vor deinen Augen herum, als ob sie jeden Gedanken an deine Götter abwehren möchte. Du wünscht dir mit einem Mal, mehr auf die Priester gehört zu haben. Das einzige Mittel zur Abwehr von Dämonen, dass dir einfällt, ist Weihwasser, aber hier wirst du keines finden.

Du bist völlig hilflos, erkennst du. Du bist ihr ausgeliefert, nicht einmal nur körperlich, denn die schimmernde Klinge des Dolches kann dir aus jedem Schnitt in deine Haut deine Lebenskraft und deine Seele entziehen. Wenn sie dir immer wieder ein wenig Zeit zum Regenerieren gibt, wirst du hier lange, lange hängen bleiben...

Du wünscht dir plötzlich, du hättest Zeit gehabt, dich von deiner Mutter zu verabschieden. Denn so, wie es aussieht, ist diese hässliche Dämonin das letzte Lebewesen, dass du in deinem Leben sehen wirst. Das erscheint dir noch viel ungerechter als die grausame Art, auf die du sterben wirst. Es wäre leichter, wenn dein Leben ganz in den Händen einer grausam-schönen Göttin wäre, nicht in der Hand von so einem hässlichen Monster...

„Warum bist du so?“ Schweren Herzen, voller Angst vor dem, was du erblicken wirst, schaust du wieder in ihre Dämonenaugen. Da erstarrst du innerlich, blinzelst und schaust noch mal. Denn in diesen Augen schimmert kein Wahnsinn mehr, keine Verzweiflung, nur noch unendliche Traurigkeit und Einsamkeit. Alles an dieser Gestalt ist abstoßend, nur die Augen nicht mehr, die dunkel und sehnsüchtig verraten, was ihre Worte nicht gesagt haben. In ihren Augen ist all die Schönheit und Fähigkeit zur Liebe, die ihr Körper nicht länger vorzugaukeln vermag.

„So ist es immer gewesen“, sagt sie leise und hebt den Dolch.

„Du willst es doch gar nicht mehr!“, rufst du erstaunt aus, aber du bist dir absolut sicher, in ihren Augen die Wahrheit gelesen zu haben. Selbst, wenn es nur ein einziger Augenblick war. Dort war gar kein Hass, kein Hunger, keine Verachtung oder Grausamkeit mehr. Nur noch Sanftheit und Sehnsucht, so groß und tief und dunkel, dass du gleich wieder die Lider senkst. Plötzlich fühlst du einen anderen Schmerz als das Schaben der rostigen Fesseln an deinen Handgelenken.

„In Wahrheit bist du gar keine grausame Dämonin mehr, du Allerschönste, ist das nicht so? Vielleicht bist du es nie gewesen? Du kannst dich noch so gut verstellen, ich weiß, was ich weiß. Denn ich habe gerade eben in deinen Augen deine Seele erkannt.“

„Was behauptest du da?“, fragt sie, aber sie hat mit dem Dolch innegehalten. Seine Spitze schwebt jetzt ein kleines Stück über deinem Herzen, denn dein Leben gehört immer noch ihr.

„Du bist dieses Spiel längst Leid, das behaupte ich“, sagst du und redest schnell weiter. „Im Grunde deines Wesens bist du ganz anders, als du mir hier weiszumachen versuchst. Du bist sehr wohl fähig, jemanden zu lieben. Hör auf mit deinen Spielen.“

Der Dolch macht eine schnelle Bewegung und ritzt die Haut über deinem Herzen auf, ohne tiefer zu schneiden, und du schreist auf. „Du bist ein kluges Kerlchen“, sagt sie spottend und dreht sich um. Rauch steigt aus dem Boden auf, hüllt euch ein und du musst husten. Es gibt einen großen Knall und deine Fesseln fallen von der Wand ab. Während du dich zusammenkrümmst, reibst du deine wundgescheuerten Handgelenke und schließt die Augen, die im Rauch zu brennen beginnen.
*******tte Frau
988 Beiträge
Wird er erlöst werden?
Bitte, bitte !

Liebe heilt alles, sagt man.
Wird es ihm gelingen, IHREN Panzer zu durchbrechen und ihr verwundetes Herz zu retten und damit sich selbst ?

Es wäre zu schön !
Das Leben braucht Optimismus und Erfolge.

Lass ein Wunder geschehen, Frau Harfenspielerin *anbet*
*******a80 Frau
126 Beiträge
...ja,, die Welt braucht Optimismus. Liegt es nicht an uns was daraus zu machen?

Danke für dein Märchen liebe Harfenspielerin. Danke auch für die Möglichkeiten die du mit deinen offenen Enden lässt. So können die Worte im Geist noch etwas nachweisen und eigene Möglichkeiten eröffnen🌹☀️❤️
*******ant Frau
30.596 Beiträge
@**********lerin
Danke dir dafür, dass du mich wieder einmal lehrst oder darin bestärkt, meine Assoziationen und Gedankenbilder zunächst mit mir selber auszumachen.
Danke für die Reisen und die Abgründe.
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Meine Stimme ist ganz rau geworden... Ich muss wieder etwas trinken.

Schläfst du schon? Dein Kopf liegt so schwer auf meiner Schulter. Das ist schon in Ordnung. Schlaf weiter, schlaf sicher in meinen Armen. Ich beschütze dich vor allem Bösen. Noch leuchten unsere Kerzen und die Dunkelheit hat nicht gesiegt. Das wird sie erst ganz am Ende tun.

Ich glaube, ich möchte dir das Ende meines Märchens trotzdem noch erzählen. Vielleicht hörst du es ja in deinem Traum. Eigentlich ist es mir sogar lieber, wenn du dabei schläfst. Denn ich habe Angst vor dem Teil, der jetzt noch kommt, Angst davor, vom Tod des Mannes zu erzählen...
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Schließlich verzieht sich der Rauch und du kannst wieder frei atmen. Wie eine weiße Orchidee der Fäulnis eines vermodernden Baumes entsprungen steht sie da vor dir, klein, schutzlos und wunderschön. Sie ist nicht älter als fünfzehn Jahre, siehst du erstaunt, gekleidet in ein weißes Gewand und geschmückt mit langen, dunkel glänzenden Locken. Ihr ebenmäßiges Gesicht mit den viel zu großen Augen lächelt dich an.

„Danke, dass du mich befreit hast!“, sagt sie.

„Du siehst ... Du siehst ganz anders aus“, stammelst du und beißt dir auf die Lippen, weil dir nichts Klügeres zu sagen einfällt. Ist das jetzt ihre wahre Gestalt?

„Vor vielen hundert Jahren hat ein böser Zauberer mich verflucht und in eine menschenmordende Dämonin verwandelt“, erzählt sie. „Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass jemals einer kommen und mich befreien würde. Viele Männer sind auf mein Rufen hin gekommen, aber die meisten haben es nicht einmal bis in meine Burg geschafft. Nur vier konnten sich am Lagerfeuer meiner Macht widersetzen und mich durchschauen, aber sie erstarrten vor Angst, als sie mein Dämonengesicht sahen und verloren den Verstand. In fünf Jahrhunderten bist du der erste gewesen, der hinter der schrecklichen Fratze meine einsame Seele erkennen konnte.“

„Du bist wunderschön“, flüsterst du und hebst die Hand zu ihrer Wange, doch zuckst dann wieder zurück. Sie sieht so rein aus, und deine Hand ist noch mit Walderde und Rost von deinen Ketten beschmutzt. Wenn du sie jetzt berühren würdest, würdest du auch packen und ihr das weiße Kleid vom Leib reißen, um sie für ihre ewigen Spiele zu bestrafen, und weil dieser Gedanke dich sehr erregt, lässt du es lieber.

„Komm mit!“, lacht sie glücklich. „Ich will dir mein Reich zeigen, all die Länder, deren Prinzessin ich vor langer Zeit gewesen bin, als der Zauberer mich verfluchte!“

Sie legt ihre kleine Hand in deine große, schmutzbedeckte und läuft auf schneeweißen Füßen durch die Gänge zu einer engen, steilen Wendeltreppe, die sie mit gerafftem Gewand nach oben steigt. Du folgst ihr weiter und weiter nach oben und siehst, dass ihre Fußsohlen trotz des Staubes auf dem Treppenboden hell und rosig bleiben.

Schließlich kommt ihr auf der Spitze eines schmalen, unnatürlich hohen Turmes an. Der Mond steht immer noch am Himmel, aber du kannst nicht sagen, ob es noch die gleiche Nacht ist, in der du dich an ihrem Lagerfeuer verloren hast.

Ihr schaut über die unendlichen, waldbedeckten Berge, die ihre Burg umgeben, und eine Zeitlang ist das Schweigen friedlich und glücklich. Langsam kommst du nach dem weiten Weg die Treppe herauf wieder zu Atem, während ihre Brust sich die ganze Zeit leicht und gleichmäßig hebt und senkt. Schließlich dreht sie sich um und geht zu anderen Seite der schmalen Turmspitze und lehnt sich mit dem Rücken an die Zinnen. Von dort blickt sie dich ernst an. Diese Augen... Sie sind noch dunkler und tiefer, als du geglaubt hattest, auch wenn sie auf den ersten Blick klar und dunkel wie ein Waldteich wirken. Wer kann erkennen, welche Geheimnisse auf dem Grunde des Wassers liegen? Welche Juwelen liegen dort, welche Fäulnis modert seit Jahrhunderten abgeschnitten von Luft und Sauerstoff?

„Alles das gehört mir und ich werde es dir schenken. Du hast die Prüfungen bestanden, mich besiegt und befreit, und deswegen soll all meine Macht dir gehören.“ Ihr unschuldiges Gesicht strahlt hell im kalten Mondlicht. Die kleinen Brüste zeichnen sich unter dem weißen Stoff ab.

„All das soll mir gehören?“, fragst du und schaust über die sich endlos um die Burg erstreckenden Wälder. So viel ... So weit ... Was sollst du damit?

Magie und Energie flimmern um euch herum, inzwischen kannst du sie ganz deutlich wahrnehmen. Du spürst ihre Macht in dein Herz eindringen, wie einen warmen Strom voller Lebensenergie von ihr zu dir. Sie füllt dich aus, heilt deine Wunden und macht dein Augenlicht so klar, dass du über ihren uralten Wald bis hin zum schwarzen Horizont blicken kannst. Jedes sich im steten Wind leise bewegende Blatt kannst du erkennen, jedes dunkle Loch zwischen den Bäumen, in das der Mond dieser Nacht nicht eindringen kann. Du blickst wieder in ihre Augen, so groß und dunkel, vertrauensvoll und hilflos ...

„Nur eine letzte Prüfung wartet noch auf dich“, sagt sie und lächelt, streckt ihre Arme aus als ob sie dich segnen wolle. Ein plötzlicher Magiestoß bringt dich dazu, die Augen zu schließen. „Du musst mein Herz durchbohren.“

Als du die Augen wieder öffnest, liegt auf ihren vorgestreckten Armen ein großes, böse aussehendes Schwert. Seine Zacken müssen schreckliche Wunden reißen, wenn sie zarte Haut verletzen, und für eine Sekunde kannst du nicht glauben, was du siehst und gehört hast. Die Luft um die Waffe flimmert grünlich.
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Entsetzt weichst du zurück. „Das kann ich nicht!“

Jetzt, wo du sie endlich befreit zu haben glaubst? Das geht nicht, das darf sie nicht von dir verlangen!

Doch das Schwert zieht deine Blicke an. „Ergreife mich“, flüstert es in deinem Kopf. „Nimm mich nur einmal in die Hand! Natürlich wirst du sie leben lassen, aber mich kannst du trotzdem mitnehmen! Ich werde dich zum größten Krieger aller Zeiten machen! Ich werde dir Macht verleihen, größer und furchtbarer als du sie dir heute vorstellen kannst!“

Ihr Lächeln wirkt so glücklich, als ob sie endlich am Ziel ihrer Wünsche angekommen wäre. „Fürchte dich nicht! Wenn du mutig und stark genug bist, werde ich weiterleben. Es ist nur die letzte Prüfung, die du bestehen musst. Nimm es! Ich kann es nicht mehr lange halten.“

Was ist es, was da in ihren Augen schimmert? Glück? Zufriedenheit? „Nimm es!“

Als du den Griff berührst, lässt die in dich einfließende Macht dich fast ohnmächtig werden.

„Bitte tue es jetzt! Es ist meine letzte Prüfung für dich. Nur so kannst du den uralten Fluch brechen, der auf mir liegt. Nur so werde ich diese hübsche Gestalt behalten können. Und zur Belohnung dafür, dass du diese Prüfung bestanden hast, wird all meine Macht auf dich übergehen, damit du ewig leben kannst.“

Wenn diese Vorstellung dich nicht so faszinieren würde, wäre es leichter, abzulehnen!

„Willst du das wirklich?“, fragst du und spürst, wie das Schwert in deiner Hand einen eigenen Willen entwickelt und ganz von alleine einen Satz auf sie zu macht, mit seiner Spitze ihre Brust berührt und dort einen roten Fleck zeichnet. Erschrocken reißt du die Waffe zurück. War es wirklich nur der Wille des Schwertes oder hat deine Hand es geführt?

„Ja, ich will es“, sagt sie leise und entschlossen. „Nur so kann der Fluch gebrochen werden. Ich will keine Dämonin mehr sein und den Menschen das Leben rauben, um selber jung zu bleiben. Ich will wieder das sterbliche Mädchen werden, dass ich einmal war.“

„Und was wird geschehen, wenn ich deinen Wunsch erfülle?“ Jede Sekunde musst du dich darauf konzentrieren, das Schwert festzuhalten, das bereits einmal in ihre Brust gefahren ist und es wieder tun möchte. Es kommt dir so vor, als ob bei dieser einen Berührung bereits viel von ihrer Macht in deinen Arm geflossen ist und dich von innen erhitzt.

„Damit beendest du meinen Fluch. Bitte tue es endlich... Ich habe schon viel zu lange darauf gewartet.“
Etwas ist falsch, etwas ist furchtbar falsch hier. Etwas ist gelogen an dem, was sie gesagt hat. Es ist tatsächlich eine Prüfung, das ist die Wahrheit, und du hast nicht mehr viel Zeit sie zu bestehen, weil die Magie immer dichter und beklemmender um euch flimmert. Aber was wird hier geprüft? Ist es jetzt wirklich deine Aufgabe, diesem schutzlosen Mädchen das Schwert ins Herz zu bohren, um den Fluch zu brechen, den der Zauberer vor vielen Jahrhunderten über sie gelegt hat?

Das Schwert kämpft darum, genau das zu tun. Ganz tief im Schatten deiner eigenen dunklen Seele erregt dich diese Vorstellung, so viel Macht über Leben und Tod zu haben. Aber so lange du nicht begriffen hast, wie ihre Spielregeln tatsächlich funktionieren, wirst du störrisch bleiben und es festhalten. Die dritte Prüfung muss schwerer sein, nicht leichter als die davor.

Loslassen und es geschehen lassen ...

Denk nach, befiehlst du dir. Denk nach, denk nach, denk nach. Du bist kein Junge mehr, der Mädchen auf ein Podest hebt und sie für unfehlbar hält. Was auch immer sie behauptet hat, es kann nicht die ganze Wahrheit sein. Was für eine Prüfung ist das hier?

Drei Prüfungen, hat sie gesagt.

Die erste war die des Feuers, und es lodert immer noch in dir und macht deinen Schwanz hart, der zuckt wie das Schwert in deiner Hand, das sich in sie bohren will, um sie für immer zu deinem Eigentum zu machen. Hunger, so viel Hunger, etwas ganz Archaisches und Verletzliches, so hart und verletzlich wie ein steifer Schwanz, den ein abfälliges Wimpernzucken in sich zusammensinken lassen würde, entmannt und gedemütigt vor den Augen der Begehrten. Hier ist nichts dergleichen passiert, im Gegenteil. Du hast es nicht geschafft, die Kontrolle über dich zu behalten.

War genau das die Prüfung, die du am Feuer bestehen musstest, um zum Mann zu werden? Solltest du dich ausliefern und mit deiner körperlichen Sehnsucht nach einer Frau verletzlich machen, mit diesem wilden, naiven Hunger, der die Frau dazu brachte, ihre spitzen Luchszähne in deinen Hals zu schlagen, genauso überwältigt vom Nachtwind und dem Knistern wie sie, weil du dich tief in dir danach sehntest, willkommen zu sein?

Wenn das die Prüfung war, verstehst du, warum so viele Männer daran gescheitert sind!

Die zweite Prüfung war die des Herzens, und wieder ging es darum, verletzlich zu werden. Zu fühlen und dem Fühlen zu vertrauen, anstatt sich auf das Offensichtliche zu konzentrieren und damit zufrieden zu geben. Ganz egal, wie sehr dein Herz beim Anblick ihres Lächelns und des roten Flecks auf ihrer Brust schmerzt, du musstest fühlen. Nicht dort, wo dein Geist den Weg gebahnt hat und ihn für sicher hält, sondern dort, wo du schwach und verloren wirst und trotzdem liebst.

Grüne Magieschwaden flackern um euch und wollen deine Sinne verwirren. Du kämpfst um jeden klaren Gedanken. Feuer und Tod. Liebe und Vertrauen.

Wenn das hier die dritte Prüfung ist, darfst du sie nicht mehr mit dem Schwert lösen. Das wäre eine Rückkehr nach unten. Die dritte Prüfung ...

Es ist die Prüfung des Geistes, begreifst du. Sie ist anders, als du erwartet hättest. So ein zartes Mädchen, verwundet und lächelnd und voller Sehnsucht nach dem Tod ...

Was ist hier geschehen?

Du schließt die Augen und legst die Fingerspitzen zwischen die Augen. Ein Licht flammt dort auf und du hebst das Schwert nach oben gen Himmel, um den Schleier der Illusionen zu zerschneiden, der dich gefangenhält. Vor deinem inneren Auge erscheinen drei Schatullen. Drei Wege, die du von hier aus gehen kannst. Auf der einen Schatulle prangt das Symbol des Feuers, auf einer das des Herzens und auf der dritten eines, das du noch nie zuvor gesehen hast.

Mit der rechten Hand reckst du das Schwert weiterhin gen Himmel, um die Illusionen von diesem Ort zu vertreiben, doch deine linke Hand schwebt etwas zu lange über der Schatulle des Feuers. Unendliche Lust. Unsterbliche Macht. Junge Frauen mit weichen Brüsten und kurvigem Hintern, verlockend, weich, verletzlich und auf seltsame Weise zart. Die Macht, sie auf die gleiche Weise in den Bann zu ziehen, wie du selbst in den Wald gelockt worden bist ...
**********pioGJ Mann
781 Beiträge
Der Klang der Harfe webt eine traumhafte Illusion. Deren Schleier soll die Täuschung verbergen, welche dahinter liegt.

Wird die Enttäuschung den weiteren Weg offenbaren?
Oder ist die Illusion doch zu schön und verlockend?

Wohin führen die drei Wege?
Was bedeuten die Symbole?

Steht Feuer für Lust und Macht?
Steht das Herz für Liebe und Vertrauen?
Wofür steht das unbekannte Symbol? Für Neugier und Wissen?

Wenn es allein diese drei Wege gibt, welchen der Mann gehen kann, welcher sollte dann gewählt werden?

Lust und Macht scheint der schnellste und verlockendste Weg zu sein.

Neugier und Wissen würde wohl auf einen längeren und wohlmöglich schwereren Pfad führen.
Doch Wissen ist Macht. Führt dieser Weg wohlmöglich wieder auf den Weg des Feuers? Mit dem Unterschied, zuvor Wissen erlangt zu haben?

Der Weg von Liebe und Vertrauen liegt zwischen den beiden Anderen. Dieser ist wohl der Unübersichtlichste und Längste. Dieser ist wohlmöglich verästelt und führt scheinbar in Sackgassen. Doch führen verborgene Pfade von Liebe und Vertrauen wohlmöglich auf die beiden anderen Wege und wieder zurück auf diesen?

Oder führen alle Wege in eine Illusion und Täuschung? In die Selbsttäuschung auf einem dieser Wege bestehen zu können?
Wer will dann zurückweichen und stehen bleiben? Auf der Stelle verharren?
Oder wird zuversichtlich und hoffnungsvoll einer der Wege beschritten?



Ich will meinen Weg, meine Reise durchs Leben weiter gehen. Dabei will ich mich an einem Stern, einem Ideal orientieren und mich an folgende Worte erinnern:

„Ideale sind wie Sterne. Man kann sich an ihnen orientieren, sie jedoch Niemals erreichen.“
(aus einem Rollenspiel-Forum)
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Fast gegen deinen Willen zuckt dein Schwert nach vorn, aber es ist ein fast, in dem etwas unglaublich Bitteres mitschwingt. Ein Teil von Dir wollte es. Macht, die über alles hinausgeht, was Du je für möglich gehalten hättest. Rache. Rache an all den Frauen, die dich verletzt haben, manipuliert, verformt und beschimpft. Frauen können grausam sein, und egal, wie erwachsen du bist, tief in dir ist ein 14-jähriger, den die Welt gedemütigt und verletzt hat. Ein Ehemann, der zurückgewiesen wurde, weil seine Funktion wichtiger war als sein Menschsein, der diesen Schmerz zu ertragen gelernt hat und sich einredet, es tue nicht weh.

Ein Mann, mit dem man zu oft Spielchen getrieben hat.

Ein Mann, dem man zu viele Male beigebracht hat, dass man Frauen niemals wehtun darf, ganz egal, wie grausam sie mit ihm umspringen.

Nur eine Sekunde lang rollt die Welle aus Wut und Zerstörung zurück, die deinem Mannsein die Kraft zurückgeben soll, doch es ist zu spät. Das Schwert zuckt nach vorn und durchbohrt das unschuldige Herz der Dämonin. Sie sinkt zusammen, und das hinter ihren Rippen verkantete Schwert wird dir aus der Hand gezogen.

"Nein", stammelst du und versuchst, sie festzuhalten, doch das Leben entweicht aus ihrem Körper. Alles, was zurückbleibt, ist eine Statue aus Marmor, so kalt und leblos wie die Steine des Turms, auf dem du stehst und über die nächtlichen Wälder blickst. All ihre Macht würde dir gehören, hat sie dir versprochen, und im Augenblick der Verzauberung klang es großartig.

Aber welche Macht hat sie denn besessen?

Willst du wirklich den Rest deines Lebens in diesem Nachtwald verbringen, unsterblich wie sie, mit der Macht versehen, junge Frauen zu dir zu rufen und ihnen nach einer Nacht voller Lust das Leben und die Zukunft zu rauben?

Für eine Sekunde blitzt vor deinem Auge das Bild einer sehnigen, schlanken Jägerin auf, die durch den Wald rennt, fort von dir, auf der Flucht, tränenüberströmt, weil du nicht stark genug warst, die Prüfung zu bestehen, und du ahnst, dass dein leichtsinniger Schwertstoß ihr Leben keineswegs beendet hat. Du hast den Fluch gelöst, der auf ihr lag.

Doch die Zukunft, die jetzt auf dich wartet ...

Tränen entspringen den Augen der Marmorstatue, rinnen über ihre Haut, ihre Füße und tropfen stetig und unaufhaltsam den Turm hinab, doch du kannst nicht entkommen. Von jetzt an bist du ein Gefangener der Schatten, wie sie es war, im Dunkeln gefangen bis auf die seltenen Augenblicke körperlicher Lust, die deine Macht über andere Frauen dir ermöglicht.

Vielleicht, nur vielleicht, wird irgendwann eine kommen, die dich erlöst. Daran musst du glauben, ansonsten würde dein Verstand zerbrechen.

Du steigst den Turm hinab und beginnst damit, den Zauber zu weben, der dein erstes Opfer zu dir rufen soll ...
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Du zitterst am ganzen Körper, als die Illusion von dir abfällt. Noch immer stehst du vor den drei Schatullen, doch deine Hand hat die Feuerschatulle nicht berührt. Was für ein Glück! Das ist nicht der Weg, den du gehen willst.

Aber welcher Weg ist der richtige?

Du wendest dich der nächsten Schatulle zu, und während deine Hand noch über ihr schwebt, kehrt die Realität zurück. Die Muskeln in deinem rechten Arm leisten Schwerstarbeit und du stemmst dich in den Boden. Noch immer zeigt die Schwertspitze auf der Herz der Frau, die ihre Spielchen mit dir gespielt hat, seit du ihren Wald betreten hast.

Es wäre so leicht ... Du müsstest einfach nur für eine einzige Sekunde nachlassen, dann würde die Macht der Dämonin das Schwert in ihr eigenes Herz treiben. All die dunkle Energie würde mit einem gewaltigen Strom in deinen Körper fließen und dir Macht und Unsterblichkeit schenken, weit über alles hinaus, was du dir vorstellen könntest. Und ein Teil von dir will genau das.

„Bitte tue es jetzt!“, wispert sie und Tränen fließen klar wie ein schmaler Bach aus ihren waldteichdunklen Augen. „Ich wünsche es mir so sehr!“

Etwas daran scheint dir noch immer falsch. Es ist schwer, den genauen Grund dafür zu finden, wenn du mit deiner ganzen Muskelkraft gegen den Willen des Schwertes ankämpfen musst, das nach vorn springen und ihr Herz durchbohren will. Außerdem ist es so verlockend, dieser Gedanke an die viele Macht, die deine sein könnte ...

Und schon ruckt das Schwert wieder auf sie zu, aber das macht nichts mehr, denn du hast begriffen, wo der Fehler liegt.

Zumindest glaubst du das.

„Du warst nie sterblich“, sagst du schließlich und machst einen Schritt nach hinten. Noch während du die Worte sagst, gewinnst die Sicherheit, dass du damit richtig liegst. „Es gab nie einen Fluch oder einen Zauberer, ist das nicht so? Es war immer nur dein eigener Wille, so zu leben, kleines Dämonenmädchen. Eine Zeitlang war es aufregend, Macht aus den Menschen zu ziehen und für immer jung zu bleiben. Aber irgendwann hast du dich einsam gefühlt und dir gewünscht, dass jemand kommt und es für dich beendet.“

Ihre uralten, tiefen Augen blicken dich an, erstaunt und fast ungläubig. „Du hast beinahe Recht, aber nicht ganz“, sagt sie leise und lächelt mit wieder aus ihren Augen fließenden Tränen. „Also tue es bitte!“

Die Überzeugung, Recht zu haben, gibt dir die Kraft, das Schwert gegen sein ständiges Drängen ein weiteres Stück von ihrem Herzen fortzuziehen, wo der rote Fleck auf ihrem weißen Kleid langsam größer wird.

Du lachst auf.

„Was soll ich mit all deiner Macht, kleines Magiermädchen? Ich bin stark genug, meine Kämpfe selber auszukämpfen. Deine Macht gehört dir selber, denn du hast dafür gekämpft und gelitten, und du hast kein Recht, sie jetzt einfach aufzugeben und jemand anderem zu schenken.“ Du reißt das Schwert mit einer schnellen Bewegung nach hinten, um es fortzuschleudern, weit weg von diesem einsamen Turm. Für eine Sekunde siehst du es über die Bäume schweben, bevor es in die Tiefe und Dunkelheit stürzt und dich alleine lässt. „Behalte deine Macht! Und wenn du in dieser hübschen Gestalt nur bleiben kannst, wenn ich dir dafür ein blutiges Schwert in die Brust stoßen muss, dann wechsele sie wieder. Ich fürchte mich nicht vor deinem Dämonengesicht, denn deine Augen und deine Seele sind auch dann schön, wenn du grausam und hässlich aussiehst.“

Sie schreit auf und reißt die Arme vors Gesicht, um sich zu schützen, und ihr Schrei geht unter in dem noch lauteren Grollen, das die Steine des Turmes zum Zittern bringt. „Der Turm stürzt ein!“

Die Steine bewegen sich voneinander fort. Der Zauber, der sie zusammengehalten hat und den Turm so schmal und unnatürlich hoch wachsen ließ, ist gebrochen. Wenn ihr aus dieser Höhe herabstürzt, werdet ihr beide sterben, das weißt du, aber es macht dir nichts mehr aus. Mit deinem letzten klaren Gedanken greifst du nach ihr, ziehst sie an dich und versuchst, sie mit deinem Körper zu schützen. Vielleicht, wenn du sie fest genug hältst, werden die herumfliegenden Steine statt ihrer dich treffen? Nach diesem letzten Gedanken wird es schwarz um dich und du fällst in die Dunkelheit. Du spürst, wie deine Knochen brechen, aber es tut nicht mehr weh.
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Als du wieder zu dir kommst, blickst du nach oben in frühlingsgrüne Blätter, die sich im Licht der Sonne sanft hin und her bewegen. Du fühlst dich am ganzen Körper wie zerschlagen und machst die Augen wieder zu, weil das lange entbehrte Licht der Sonne darin dir wehtut. Aber irgendwie spürst du, dass du endlich in Sicherheit bist. Der Apfelbaum steht auf einer kleinen Anhöhe, das junge, moosdurchwachsene Gras unter deinem Körper ist weich und schenkt dir so viel Bequemlichkeit, wie die Natur es ermöglichen kann. Es ist warm. Irgendwann einmal musst du gefroren haben, denn du merkst erst jetzt, wie gut dir diese Wärme tut.

Eine sanfte Frauenhand bewegt sich über deinem Herzen durch die Luft. Langsam und geduldig heilt sie deine Verletzungen, lässt heilende Energie aus der Erde in deinen Körper fließen, wo sie die Reste von Verletzungen findet, die so alt sind, dass du den Schmerz schon gar nicht mehr gefühlt hast. Lange sitzt die junge Frau neben dir und benutzt zum ersten Mal seit Jahrhunderten ihre Kräfte zum Heilen, während die uralte Sonne über den Himmel wandert und der grasbewachsene hügelige Landschaft um euch herum großzügig all die Wärme schenkt, die ihr braucht.

Neben dir sitzt nicht mehr die zarte, überirdische Fünfzehnjährige mit den viel zu großen Augen im reinen weißen Gewand. Sie hatte nicht gelogen; sie hätte diese Gestalt nur behalten können, wenn du sie getötet hättest.

Ist sie denn jetzt nicht völlig erschöpft? Strengte es sie denn überhaupt nicht an, sich wieder und wieder verwandeln zu müssen und nie zu wissen, ob nicht wie so oft schon alles umsonst sein würde?

Ihr Gesicht verrät nichts davon. Die Haare sind nicht mehr makellos dunkel, sondern kastanienbraun mit ersten grauen Fäden darin, etwas dunkler als das schlichte, ausgeblichene Wollkleid, das sie jetzt trägt. Unter dem schmutzigen, ausgefransten Saum ist sie barfuß und die Sohlen sind hart von Hornhaut und Staub.

Sie ist so schön wie noch nie zuvor. Um ihre Augen wachsen erste feine Fältchen, ihr Mund wird bereits von ersten Linien geziert und ihre Haut ist von der Sonne verbrannt. Als sie deinen Blick erwidert, merkst du, dass ihr Gesicht leicht asymmetrisch ist. Besonders, wenn sie dir so ein unsicheres schiefes Grübchenlächeln schenkt wie in diesem Augenblick und in ihren Augen Wärme und Sanftheit strahlen, die dich umfangen wie eine warme Decke voller Liebe.

„Bist du aufgewacht?“, fragt sie.

„Ich glaube schon“, antwortest du.

„Und geht es dir wieder gut?“

Sie muss die Antwort in deinen Augen gelesen haben, denn sie entspannt sich etwas. Sanft streichelt sie dir über die Brust und schmiegt sich dann an deine Seite, ihre Wange auf deiner Schulter, ihr Bein um deines geschlungen. Unsicher legst du deinen Arm um sie und spürst, wie sie sich weiter entspannt. Ein ganz leiser, unendlich müder Seufzer entfährt ihr, als sie sich noch ein bisschen enger an dich drückt.

„Danke, dass du auch die letzte Prüfung bestanden hast, mein Geliebter“, flüstert sie so leise, dass du es nur verstehen kannst, weil du die Worte auch im Herzen fühlst. „Ich hatte nie gewagt zu hoffen ...“ Ihre Stimme verklingt, als sie ihre Lippen auf deinen Hals drückt. Die Blätter wispern im Sonnenlicht und schenken euch Stille.

Sie wird dir nie erzählen, wie sehr sie sich gefürchtet hat; niemals zugeben, wie groß ihre Angst davor war, dass du versagen könntest. Die Erinnerungen daran sind für sie zu schmerzhaft, um sie in Worte fassen zu können. Sie wird dir nie verraten, dass sie dich schon im ersten Augenblick geliebt hat und noch mehr Mut als du gebraucht hat, um dich wieder und wieder herauszufordern, anstatt sich mit dem zufriedenzugeben, was sie bereits vor den Prüfungen von dir bekommen konnte. Und auch über die langen, einsamen Jahrhunderte wird sie nie wieder ein Wort verlieren.

Während sie sich in deinen Armen zum ersten Mal seit Jahrhunderten sicher fühlt und langsam einzuschlafen beginnt, verblassen die dunklen Erinnerungen in euch beiden und werden im Laufe des Nachmittags zu nichts weiter als einem langen, dunklen Alptraum, der sich irgendwann in einer fernen Vergangenheit zugetragen hat. Nach ein oder zwei Stunden, wenn die Sonne weiter gewandert ist, werdet ihr aufstehen und Hand in Hand über die Hügel wandern, bis ihr in ein kleines Tal voller Blumen kommt. Dort werdet ihr euch ein Haus bauen, klein nur, aber voller Liebe, in dem eure Kinder heranwachsen können. Nicht weit vom Tal der Blumen liegt ein Dorf, in dem ihr neue Freunde finden werdet, wenn auch niemandem, der euch je so nahe kommen wird wie ihr einander seid.

Doch all das passiert noch nicht jetzt. Jetzt liegt ihr noch unter dem Baum, fühlt das weiche Moos unter euren Körpern und seid dankbar, dass ihr euch endlich gefunden habt. Noch habt ihr etwas Zeit und dürft euch ausruhen.
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Von eurem Alltag in den Jahren danach werde ich nichts erzählen. Ihr werdet glücklich sein, genügt das nicht? Es geht niemanden etwas an, welche Gestalten diese stille, von der Gesellschaft respektierte Frau hinter verschlossenen Türen annimmt. Spielt es eine Rolle, ob sie sich Reste ihrer Magie bewahrt hat oder nur noch eine nette junge Frau mit schiefem Lächeln und Grübchen ist, die gern im Garten arbeitet?

Oh, sicher, manchmal wirst du eifersüchtig sein, wenn sie sich mit anderen Männern sehr eng unterhalten und ihnen nahe kommen wird. Weißt du dummer Mann denn nicht, dass eine Heilerin wie sie alle lieben muss, die zu ihr kommen, um ihre Aufgabe zu erfüllen? Weißt du denn nicht, dass du für deine Frau für immer und ewig der Eine und Einzige sein wirst, neben dem in ihren Augen alle anderen zu Staub auf dem Waldboden verblassen? Manchmal wird auch sie eifersüchtig sein, aber sie sollte doch wissen, dass du eine Frau wie sie für immer lieben wirst!

Irgendwann, viel zu früh, wirst du sie dann verlassen, geraubt von der dunklen Dame Tod, deren Macht die ihre übersteigt. Sie wird es nicht fassen können, nicht ertragen, sie wird Flüche schreien und sich das Gesicht zerkratzen und Woche um Woche leer vor sich hin starren. Nur die Sorge um eure Kinder wird sie irgendwann zwingen, zurück ins Leben zu kommen. Sie wird ihre Pflicht erfüllen und irgendwann nach einem harten inneren Kampf sogar wieder lernen zu lächeln. Aber es wird ein stilleres Lächeln sein, ohne Grübchen. In den uralten Augen der Dämonin, die Jahrhunderte lebte, wird der Schmerz für den Rest der Jahre, die ihr noch bleiben werden, nie wieder völlig verschwinden.

Vielleicht wird sie irgendwann, wenn die Kinder fort sind, sogar wieder jemanden finden, den sie lieben kann. Nicht so wie dich, aber doch genug, um endlich alt zu werden und all die Falten zu bekommen, die für viele Jahrhunderte keine Macht über sie besaßen. Mit jedem Jahr wird das Lächeln in ihrem Gesicht ein wenig melancholischer und sanfter werden, werden ihre Augen ein wenig weiser und tiefer blicken. Denn sie wird wissen, dass sie mit jedem verstreichenden Tag näher an das dunkle Tor herankommt.

Und auf der anderen Seite wirst du warten.
*******a80 Frau
126 Beiträge
Danke liebe Harfenspielerin *love4* für dein wunderschönes Märchen, das bis zum Ende so zauberhaft und einzigartig ist.
Es hat mir große Freude gemacht, das Märchen Stück für Stück wachsen zu sehen und langsam in mein Herz sickern fühlen zu dürfen.☀️❤️
**********lerin Frau
937 Beiträge
Themenersteller 
Nebel breitet sich aus. Er umhüllt dich, dringt durch deinen Bauchnabel ins Herz und weiter unten in deinen Körper, und als du wieder klar sehen kannst, stehst du erneut in dem nebeligen Raum mit den drei Schatullen. Deine Hand schwebt noch immer über der mittleren.

Der Weg des Herzens.

Das ist das, was du gerade gesehen hast.

Du willst deine Hand nach unten pressen, die Schatulle öffnen und hineintauchen in diesen Weg. Er erscheint dir so gut, so warm, so richtig. Doch deine andere Hand hält noch immer das magische Schwert und richtet es nach oben, gen Himmel, um die Schleier der Illusionen fernzuhalten, und ganz allmählich wandert dein Blick nach rechts.

Winzige Fetzen steigen aus deiner Erinnerung auf. Kleine Details, die untergegangen sind, während ich sie erzählte, und die doch hineingehören in meine Geschichte, die ich für dich gewebt habe und noch immer webe.

Die Erinnerungen verblassen ...

Sie wird dir nie verraten, sie wird dir nie erzählen ...

"Du hast beinah recht, aber nicht ganz ..."


Ist es das, was der Weg des Herzens bedeutet? Schweigen? Schweigen überall dort, wo es wehtun könnte, die Wahrheit zu kennen?

Du blickst noch einmal auf die Schatulle des Herzens, genießt noch einmal die Erinnerung an dieses warme, gute Leben, das du so gern geführt hättest – und dann wendest du dich nach rechts, lässt dein Schwert niedersausen und zerschlägst die dritte Schatulle.

Egal, wie sehr es schmerzt, du willst die Wahrheit erfahren.
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