Es ist grundsätzlich ...
... nicht nachvollziehbar, dass auf Fragen, wie
Wie kann ich meine extreme schüchternheit überwinden?
mit der Bitte
Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.
derartiger Unsinn folgt:
Dann mal gerade heraus, unser TE hat komplett versagt!
Solche Reaktionen können regelmäßig nur damit nachvollziehbar entschuldigt werden, dass der/die Erklärenden eine eigene gestörte Motivationslage zu tragen haben. Mag auch ein „Versagen“ generell betrachtet wertfrei das „Nichterfüllen von Anforderungen“ umschreiben, beschreibt es im Zusammenhang mit menschlichen Handeln wertend ... für diese Nichterfüllung von Anforderungen vorwerfbar verantwortlich zu sein.
Beschäftigt man sich allein mit den Anforderungen, muss man sich erst einmal darüber klar werden, um welche Anforderungen es sich handelt und wer oder was sie aufgestellt hat. ¿Handelt es sich um die Anforderungen, die Dritte an einen stellen oder aber um eine selbst aufgestellte Anforderung, also eine Hürde, die überwunden werden muss?
Lässt man die Anforderung und dessen Verursachung im Beispiel des te einmal dahingestellt und nimmt sie als gegeben an, müsste man sich mit dem erhobenen Vorwurf näher befassen. Absichtlich, also mit umfassenden Wissen und Wollen, hat sich der te sicherlich nicht in eine Situation manövriert, die ihm seine Bitte um Hilfe entlockte. ¿Hätte er die ihn belastenden Umstände voraussehen und vermeiden können, so dass der irritierende Vorwurf des Versagens gerechtfertigt sein könnte? Ich meine nein. Denn die Fähigkeit zum Voraussehen setzt Kenntnisse und Erfahrungen voraus, die es dem te gestatten, die Ergebnisse seines Handelns und/oder Unterlassens sicher zu prognostizieren. Wenn jemand jedoch mitteilt, mit 24 Jahren noch unerfahren zu sein, also keine praktischen Erfahrungen zu haben und letztendlich gehemmt zu sein, um initiativ zu werden, kann man dies schlechterdings nicht in ein vorwerfbares Handeln verdrehen. Immerhin bemüht sich der te die Voraussetzungen zu schaffen, um in Zukunft derartige Umstände besser – wenn auch lediglich aufgrund theoretischer, vielleicht hier erworbenen Kenntnisse – vorauszusehen und vermeiden zu können. Demzufolge ist auch insoweit ein Vorwurf nicht zu erheben. Im Gegenteil. Es ist lobenswert, dass er versucht, die von ihm erkannte und ihn auch belastende Situation zu verändern.
In einer solchen Situation einem hilfesuchenden Menschen durch einen erfahrenen Dritten demotivierend ein Totalversagen vorzuhalten, scheint ein herausragendes menschliches Fehlverhalten zu entlarven und/oder soziale Defizite zu offenbaren. Es mag noch weitere Ursachen oder Motive geben, insoweit sollte man ja offen sein. Aber die Rechtfertigung müsste sich schon durch eine nachvollziehbare Plausibilität kennzeichnen.