„Also mich würde auch viel mehr interessieren was Leute für Erfahrungen im Ausland gesammelt haben.
Speziell nicht nur wenn sie komplett ausgewandert sind sondern auch das Thema Langzeiturlaub bzw. Überwinterung wieder mehr Raum bekommen würde.
Soo ganz unpolitisch.
Gilt auch Übersommerung? 😉
Wie ich bereits in meinem ersten Beitrag in diesem Thread erwähnte, lebe ich seit etwa 11 Jahren den gesamten Sommer (meist von Anfang Mai bis Ende Oktober) in Tschechien und zwar auf dem Land in der Nähe des Riesengebirges.
Ich bin in Tschechien geboren, bin jedoch mit 2 Jahren nach Deutschland gekommen und in Deutschland aufgewachsen. Und auch, wenn ich richtig, richtig gut tschechisch kann, meine Muttersprache ist deutsch.
Irgendwann mit etwa 18 Jahren habe ich gespürt, dass mich etwas zurückzieht in das Land, wo meine Wurzeln sind. Im Sommer 1990, das war der erste demokratische Sommer nach der kommunistischen Ära, habe ich drei Monate in Prag verbracht und war fasziniert von dieser enormen Aufbruchstimmung.
Ich war sehr oft dort und habe mit meinen damaligen tschechischen Freunden das Land bereist. Und ab 1998 habe ich das Land noch mal einige Male mit meinem (deutschen) Ehemann und unseren Kindern bereist. Das war auch die Zeit, wo mein Mann und ich überlegten, uns ein Häuschen zu kaufen, für später mal, wenn wir in Rente gehen.
2003 haben wir dann Nägel mit Köpfen gemacht, noch bevor Tschechien Mitglied der EU wurde. Es war klar, dass danach die Preise für Immobilien ordentlich in die Höhe schnellen werden. Die ersten 10 Jahre haben wir das Haus überwiegend als Ferienhaus für die Familienurlaube genutzt. Und als dann unsere Kinder auszogen, habe ich erstmals den ganzen Sommer dort verbracht. Und das war so toll, dass ich es seitdem jedes Jahr tue.
Was ist anders dort? Zum Einen, dass ich in einer landschaftlich wunderschönen Gegend bin. Zum Anderen, dass ich die tschechische Kultur und Mentalität sehr mag.
Ich habe hier mittlerweile einen Bekannten- und Freundeskreis, der sehr viel größer ist als der in Deutschland. Dadurch, dass hier in CZ alles sehr viel kleiner ist (ich meine damit die Städte in meiner Umgebung), lernt man schneller Menschen kennen.
Wenn ich zum dritten Mal in ein Café gehe, erkennt man mich wieder (okay, seit ich Dreads habe, reichen zwei Mal 😁) und man kommt ins Gespräch.
Bis Covid kam, habe ich auch als Fotografin gearbeitet. Covid hat mir vieles im beruflichen Bereich kaputt gemacht aber das wäre in Deutschland nicht anders gewesen. Und ich bin gerade dabei, mir eine neue künstlerische Identität aufzubauen.
Aber dafür muss ich für eine Zeit nach Afrika und das werde ich diesen Winter tun, für 5-6 Monate.
Über die Erfahrungen, die ich dort machen werde, kann ich dann nächsten Sommer berichten.
Finanziert wird das alles über Geld, welches ich über diverse Arbeiten reinhole. Ich gebe z.B. online Deutsch-Unterricht und nehme immer wieder irgendwelche Auftragsarbeiten an, die ich online bzw. ortsunabhängig erledigen kann. In Tschechien verdiene ich etwas Geld, indem ich z.B. Hochzeiten fotografiere oder indem ich selbst entworfenen Schmuck oder selbst genähte Dinge verkaufe, das läuft hier recht gut.
Mein Haus kostet keine Miete, lediglich Strom, Gas, Wasser, Internet, Holz für den Kamin. Die Kosten für die Hausversicherung oder Grundsteuer sind wie die anderen Posten überschaubar. Lebensmittel sind in etwas gleich teuer wie in Deutschland. Dienstleistungen und Freizeitaktivitäten sind nach wie vor günstiger als in Deutschland.
Insgesamt komme ich also mit meinem Geld in Tschechien weiter als in Deutschland.
Wichtig ist für mich, dass ich die Sprache beherrsche. Ich könnte mir nicht vorstellen, hier zu leben, wenn ich kein tschechisch könnte. Ohne Sprachkenntnisse bekommt man einfach vieles nicht mit, insbesondere das Alltägliche nicht.