Erwartungshaltung gegenüber unerfahrenen Doms
Liebe Community, mein erster Post!Ich möchte mit euch meine Gedanken zum Thema Erwartungshaltung gegenüber unerfahrenen Doms diskutieren. Mich interessiert das Ganze natürlich, weil ich selbst noch ziemlich unerfahren bin. Bevor ich aber zum eigentlichen Thema komme, möchte ich etwas zu meiner persönlichen Erwartungshaltung gegenüber Doms im Allgemeinen ausführen. Dieses Bild entspricht meiner Vorstellung und auch meinem Selbstbild als Dom – wie gesagt, ohne bisher viele Erfahrungen gemacht zu haben. Ich denke, das ist wichtig für euch, um die inhaltlichen Punkte, die danach kommen, besser einordnen zu können.
Doms sind keine unfehlbaren Supermenschen. Sie haben nicht immer die Antwort auf alle Fragen und Situationen. Doms können verunsichert sein und kurzfristig die Souveränität verlieren. Doms können auch passiv sein und ohne Initiative. Vielmehr sind Doms, beziehungsweise dominante Menschen im Allgemeinen, gut in der Adaption, von Situationen, Emotionen, Ideen. Dabei behalten sie das große Ganze stets im Hinterkopf und verlieren weder sich selbst noch die Aufmerksamkeit für das devote Gegenstück. Oder bildlich gesprochen: Dom sein ist ein Drahtseilakt, angeregt durch die eigenen Gefühle und Begierden. Es kann durchaus zu starken Schwankungen kommen und sich zu halten ist herausfordernd, doch im Kern befähigt das Grundvertrauen in das eigene Selbst, den sicheren Übergang zur anderen Seite. Dieses Grundvertrauen überträgt sich auf das devote Gegenstück und bildet die Grundlage.
Soviel zu meiner Vorstellung und meinen Vorstellungen Im Folgenden strukturiere ich meine Überlegungen mithilfe von übergeordneten Thesen bzw. Fragen, die euch die Antwort erleichtern sollen. Ich freue mich zum einen über Antworten von subs, egal ob neu oder erfahren, und wie ihr die Situationen empfinden würdet. Zum anderen freue ich mich über Erfahrungen von Doms, die diese Erfahrungen machen oder gemacht haben.
1. Fantasie und Realität können stark auseinander gehen, nur die Erfahrung bringt Gewissheit.
Ich habe natürlich gewisse Fantasien und Dinge, die ich gerne ausprobieren würde. Bei manchen Sachen weiß ich auch, dass ich sie gerne mache und dass sie definitiv Teil von meinem Spiel wären. Dazu zählt zum Beispiel Bondage / Shibari. Bei vielen anderen Fantasien weiß ich es aber eben nicht. Wie ist es, wenn beim Ausprobieren solcher Dinge die Realität nicht mit der Fantasie mithalten kann? Wie schafft man einen guten Raum zum Ausprobieren? Wie kommuniziert man in diesem Kontext am besten? Wie geht man allgemein mit Enttäuschung um, wenn eine durch gewisse (unrealistische) Vorstellungen hochstilisierte Session nicht den Erwartungen entspricht?
2. Kann es vorteilhaft sein, als unerfahrener Dom mit einer erfahrenen sub zu starten?
Eine erfahrene sub weiß sicher mehr was sie mag und entsprechend was sie will, als ich das aktuell für mich sagen kann. Kann es also von Vorteil sein, wenn wenigsten eine beteiligte Person eine Form von Gewissheit mitbringt? Oder sind die individuellen Beziehungen doch so heterogen, dass es immer ein kleiner Neuanfang ist? Möchten erfahrene subs überhaupt Anfänger-Doms oder stellt das einen Bruch in der Erwartung dar? Im Kontrast dazu stelle ich mir allerdings sehr schön vor, wenn man als unerfahrene D/s-Kombi gemeinsam diesen Weg in die Ungewissheit geht und erkundet.
3. Ein Handwerk muss gelernt werden, Weisheit muss erfahren werden.
Bondage, Hauen , Peitschen und andere Techniken würde ich als Handwerk kategorisieren. Dazu gibt es viel Material und Veranstaltungen, entsprechend denke ich, dass diese Aspekte des BDSM mit Zeit, Mühe und Demut erlernt werden können. Alles was darüber hinausgeht, möchte ich hier unter Weisheit zusammenfassen. Damit meine ich nicht nur dominante sondern auch die devoten Eigenschaften, die im Kontext des BDSM wechselwirken. Die tatsächlichen Ausprägungen und auch, welche individuellen Erkenntnisse für den Einzelnen damit einhergehen, müssen meines Erachtens durch Erfahrung destilliert werden. Oder anders ausgedrückt: Dominanz ist der Weg und nicht das Ziel! Wie sieht die Erwartung an den Dom im Zusammenspiel mit dieser Dynamik aus? Kann man diesen Weg im Vorfeld gemeinsam abstecken und wenn ja, wie?
Ich hoffe, dass ich mit diesen Impressionen einen einzelnen Thread nicht schon überfrachtet habe. Dafür muss ich sicher erst ein Gefühl entwickeln.
Eure Antworten, Anmerkungen und Erfahrungen werden mit Freude erwartet.