Ich antworte einmal nur auf das Eingangsposting.
Grundsätzlich kommt es sehr darauf an wie die aktuelle Sexlosigkeit beidseitig behandelt wurde.
Es gibt genügend Paare bei denen das kein Problem darzustellen scheint, weil die Frustration darüber nicht thematisiert wird. Es schleicht sich vielmehr ein.
Manchmal sind dann sogar über Jahre beide Partner scheinbar total okay damit, bis bei einer Seite der Wunsch nach "wieder mehr Sex" aufkommt. Dann machte es bisher gar keine Probleme, wenn ein Partner scheinbar die Lust verlor, weil es keinen unmittelbaren Druck beim anderen Partner erzeugte.
Dann gibt es Konstellationen, in denen dies nur so scheint. Partner A hat keinen Sexdrive mehr und möchte gar keinen mehr, Partner B frisst das aber dergestalt in sich hinein, dass er oder sie dies dem Partner A gar nicht sagt. Deshalb denkt Partner A, dass die Sexlosigkeit für beide okay sei, obschon sie das vielleicht gar nicht ist.
Es kommt also darauf an wie ihr bisher mit der einseitigen "Sexbremse" (salopp gesagt) umgegangen seid.
Hast du kommuniziert, dass dir das durchaus fehlt? Ist ihr bewusst, dass du gerne mehr wollen würdest?
Ich spreche das an, weil dies im Zuge eines "Ultimatums" durchaus wichtig ist.
Es ist eben etwas völlig anderes, wenn Partner A denkt für Partner B wäre alles okay, doch plötzlich knallt man ein Ultimatum auf den Tisch, verglichen mit einer Situation in der man verfahren schon ein oder mehrere Jahre mit einem Ungleichgewicht, bzw. einem Konflikt umgeht. Wenn Partner A weiß, dass Partner B seit Jahren auf Sex verzichtet und man X mal darüber sprach, dann ist ein Ultimatum nicht spontan, fällt nicht vom Himmel und zieht der Person nicht plötzlich den Boden unter den Füßen weg.
Dann gilt für mich grundsätzlich:
Egal was für Konflikte man dort gerade hat, so spricht man doch mit der Person, die man liebt und für die man sich, jenseits dieses Konfliktes, entschieden hat. Das ist keine Dienstleistungsperson, keine reine "Hobbybekanntschaft" oder ähnliches. Man geht dort nicht hin, knallt, als würde man gerade mit der Telekom sprechen, die eine schlechte Dienstleistung liefert, ein Verbesserungsultimatum auf den Tisch, dreht sich um und geht.
Empathie finde ich dort massiv wichtig. Der andere Mensch soll sich, egal wie die Sache ausgeht, ja nun weiterhin gut fühlen, man möchte diesen Menschen nicht verletzen, auch wenn man beim Thema Sex gerade einen Konflikt hat, den man so lösen möchte, dass beide am Ende nicht leiden. Das Leid soll nicht einfach von Person A auf Person B verschoben werden, was passieren würde, wenn deine Partnerin auf einmal einer offenen Beziehung einfach so zustimmt, damit aber in der Art und Weise total unglücklich wäre.
Am Ende kann ich nur davon sprechen wie es in meiner Ex-Ehe lief.
Wir hatten jahrelang kein wirkliches Sexleben. Ansonsten waren wir glücklich.
Mir fehlte der Sex mit ihr nicht. Mir fiel lange Zeit nicht einmal auf, dass mir Sex generell fehlte, bis es mir dann doch auffiel. Ebenso wie mir auffiel, dass mir das Ausleben diverser Kinks fehlte. Es brauchte einen Anlaß, bis es mir ins Auge sprang.
Da ich nie kommunizierte, dass mir der Sex fehlte, bin ich nicht zu meiner Ex gegangen und habe ihr das vor den sprichwörtlichen Kopf geknallt, sondern habe ihr versucht die Situation darzulegen. Ich habe angesprochen, ob eine Öffnung der Ehe für sie okay wäre und, wenn ja, unter welchen Bedingungen und mit welchen Commitments.
Das Gespräch war lang, sehr emotional belastend, weil sehr hart. Meine Ex hatte massive Verlustängste, dachte, dass sie mir nicht mehr genügen würde, zweifelte sogar die Liebe an, ohne mir das zum Vorwurf zu machen. Das Thema löste massive Selbstzweifel in ihr aus, die zunächst aufgefangen werden mussten. Es brauchte, neben dem eigentlichen Thema, viel Basisarbeit, Zusicherung, Zuneigung und Empathie um zu vermitteln: Ich liebe dich noch. Mit dem Kern unserer Beziehung ist alles in Ordnung. Das alles betrifft nur das Thema Sex und eben jenes nicht den Wunsch den Menschen zu wechseln oder gar auszutauschen.
Meine Ex erbat sich am Ende des Gespräches Bedenkzeit, während der sie auch nicht unter Druck gesetzt werden wollte. Wir machten aus uns in einem Monat noch einmal darüber zu unterhalten.
Nach einem Monat kamen wir zu dem Schluss, dass das, eben unter bestimmten Rahmenbedingungen, funktionieren kann. Das tat es dann auch, bis die Ehe aus ganz anderen Gründen endete.