Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass Menschen mit Affären gemeine Egoist:innen sind.
Die Menschen habe ich mit keinem Wort gewertet!
Wenn man sich sofort gewertet fühlte, dann erscheint es mir, als habe man ja doch irgendwo ein schlechtes Gewissen und das Gefühl sich irgendwie rechtfertigen zu müssen.
Spoileralarm:
Ich hatte selbst schon Affären, weil eine Beziehung relativ sexlos war.
Das macht das, was ich sagte, aber nicht weniger wahr:
Heimliche Affären sind Betrug. Heimliche Affären brechen Vertrauen. Heimliche Affären verletzen.
Sie einzugehen ist meist ein Symptom für ein wesentlich tiefersitzendes Problem.
Mir ist auch klar, dass es Gründe gibt warum man sich eventuell nicht trennt.
"Gewohnheit" sollte das aber nicht sein.
Selbst gemeinsame Kinder sollten kein Grund dafür sein 10 Jahre(!) in einer Beziehung zu verharren, die einem im Kern nicht gut tut.
Zudem ich einfach unterstelle, dass man im Verlauf von 10 Jahren irgendwann, sogar mehrfach, über so einen Beziehungskonflikt sprechen können sollte.
Wenn ein Partner dann so uneinsichtig und unkommunikativ, an einer Lösung so wenig interessiert ist, dass er oder sie jedee Kommunikation und jeden Lösungsversuch negiert und schlicht darauf besteht, dass die andere Partnerperson schlicht bis an ihr Lebensende nie wieder Sex erfahren solle, dann ist das ein elementares Problem zu dem ich sagen würde, dass es faktisch eine so elementare Beziehungsschieflage definierte, dass selbige massiv in Frage zu stellen sei.
Eine Beziehung besteht immer aus zwei Menschen, die aufeinander zu- und eingehen, die versuchen eine Beziehung gemeinsam zu pflegen und idealerweise möchten, dass es dem Partner in der Beziehung besser, nicht schlechter geht. Eine Beziehung ist keine Geiselhaft und wenn sie zu einer wird, dann ist sie toxisch. Das Wort "toxische Beziehung" wird oftmals inflationär benutzt, sobald irgendeine Kleinigkeit in einer Beziehung nicht so läuft wie ein Partner sie gerne hätte. Aber hier reden wir von einem Worstcaseszenario, in welchem eine Seite gar nicht mehr an einer Problemlösung, bzw. an den Bedürfnissen der Partnerperson interessiert ist, welche dadurch jahrelang in einer Situation verharrt, die ihr, im Bezug zu Kernbedürfnissen, missfällt.
Dann mag es so erscheinen als sei eine heimliche Affäre gerechtfertigt.
Das klänge dann aber nach "wie du mir, so ich dir." Als sei die Affäre, als Vertrauensbruch, dadurch gerechtfertigt, weil der Partner ja "auch doof" ist. Als ergäbe Minus und Minus auf einmal plus.
Ich kann verstehen, dass man das so denken kann.
Dennoch ist ein Vertrauensbruch, ist Betrug, nun einmal, egal wie die Umstände auch aussehen mögen, genau das!
Gesünder wäre es dann wirklich zu sagen, dass man das Problem nun angehen möchte oder eine Öffnung braucht, sollte keine andere Lösungsalternative mit dem Partner möglich sein, da die Alternative ein Beziehungsende bedeuten würde.
Was nutzt es denn in einer Beziehung stecken zu bleiben in der man sich nicht nur nicht wohl fühlt, sondern glaubt zu wissen, dass man den Partner betrügen müsse um...was? Um die Beziehung zu erhalten? Ich muss den Kern der Beziehung, die auf Vertrauen aufbaut, angreifen bis brechen um die Beziehung zu erhalten? Das ist ein Widerspruch.