Jemand schrieb, dass die Ehe (und auch jede auf Dauer angelegte Beziehung) letztlich auch ein Vertrag ist. Sieht man den Vertrag als - auch stillschweigendes - Übereinkommen, zwei zueinander passende Willenserklärungen, dann ist das abstrakt, wenn auch unromantisch, völlig richtig.
Schauen wir mal ins Bürgerliche Gesetzbuch. Da findet sich folgendes:
§ 313 Störung der Geschäftsgrundlage
(1) Haben sich Umstände, die zur Grundlage des Vertrags geworden sind, nach Vertragsschluss schwerwiegend verändert und hätten die Parteien den Vertrag nicht oder mit anderem Inhalt geschlossen, wenn sie diese Veränderung vorausgesehen hätten, so kann Anpassung des Vertrags verlangt werden, soweit einem Teil unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls, insbesondere der vertraglichen oder gesetzlichen Risikoverteilung, das Festhalten am unveränderten Vertrag nicht zugemutet werden kann.
(2) Einer Veränderung der Umstände steht es gleich, wenn wesentliche Vorstellungen, die zur Grundlage des Vertrags geworden sind, sich als falsch herausstellen.
(3) Ist eine Anpassung des Vertrags nicht möglich oder einem Teil nicht zumutbar, so kann der benachteiligte Teil vom Vertrag zurücktreten. An die Stelle des Rücktrittsrechts tritt für Dauerschuldverhältnisse das Recht zur Kündigung.
Ich finde, dass passt hier wie Arsch auf Eimer. Und das schöne ist, der Gesetzgeber geht ganz selbstverständlich davon aus, dass man das mit dem "Vertragspartner" komuniziert.
Affaire.
Gibt da zwei Möglichkeiten. Heimlich, oder offen, wenn nicht mit Zustimmung, dann doch mit Duldung.
Ja, gibt dann eben auch die Kündigungsmöglichkeit, Entschuldigung, Trennung. Dann wird übrigens auch wieder verhandelt, wie man sich trennt, und wie man danach noch miteinander umgeht.
Anderer Gedanke.
Ich habe es so oft erlebt, dass Frauen, die in der Ehe oder gegen Ende der Ehe kaum bis keinen Sex wollten (und auch nicht brauchten), nach der Trennung viel Spaß an Sex hatten. Das also jemand dauerhaft, bis zum Rest seines Lebens gut ohne Sex auskommt, ja, gibt es, aber ich denke, dass das unter anderen Voraussetzungen und anderen Umständen völlig neu ermittelt wird. Die Frage, die ich mir immer stelle ist dann, warum dass in der alten Beziehung nicht möglich war. Ja, manchmal ist es eben der falsche Partner. Manchmal sind es andere Umstände, aber aus eingefahrenen Gleisen kommt man nur schwer raus. Gibt ja auch den Spruch "neue Besen kehren besser". Da ist dann eben alles anders, muss man nicht mühsam verändern, bis es passt.
Die wenigsten haben einen Schalte zwischen "monogame Beziehung" und "offene Beziehung". Gerade, wenn man der Part ist, der das Gefühl hat, dass ihm nichts fehlt. Da braucht das lange, damit sich das Gehirn mit dem neuen Gedanken anfreunden oder abfinden kann. Und einige schmeißen den Gedanken auch gleich wieder raus.
Ich kenne auch Beziehungen, in denen einer "Fremd geht", mag blöd klingen, "halbheimlich". Da gab es vom anderen dann meist so eine Äußerung wie "Tu, was Du nicht lassen kannst, aber ich will davon nichts wissen / mitkriegen". Ja, man kann sich seine kleine, heile Welt auch selbst zurechtlügen. Habe ich da ein Recht, darüber zu urteilen? Wohl kaum. Ich weiß ja selbst nicht, was ich alles verdränge, um fröhlich in den Tag zu gehen.