Wo wir bei Analogien zum RL sind.
Nach meinem Empfinden entsprechen die meisten Anschreiben via CM am ehesten dem Anbaggern auf einem Marktplatz.
Viele Leute. Die große Vielfalt.
Und die meisten befinden sich gerade "im Transit".
Dh. sie sind gerade unterwegs von A nach B. Sie wollen nicht aufgehalten werden. Das sieht man im RL bereits an ihrem Gang, an ihrer Haltung und daran, dass sie quasi "Scheuklappen tragen". Diese Menschen sind nicht ansprechbar.
@*******aar
„Wenn jemand dir gegenübersteht verhält man sich anders... da wird man auch so schnell niemanden vor den Kopf stoßen... da greift hoffentlich noch der Anstand.
Nein.
Stört man Menschen im Transit, zeigen sie offen ihre Verärgerung und Verachtung.
Im Worst-Case werden sie ausfallend.
Ansprechbar sind nur die Streuner. Diejenigen, die gerade Zeit haben, die schlendern und hier und dort hinschauen.
Ich habe früher mal für ein Marktforschungsinstitut potentielle Probanden auf dem Marktplatz angebaggert, abgeschleppt und um die Ecke gebracht (ins Marktforschungsinstitut).
Nach meiner Erfahrung und der meiner Kollegen sind circa 80 bis 90 % der Menschen auf einem Marktplatz im Transit. Also gar nicht ansprechbar.
Tut man es doch, bekommen die Passanten dahinter die stark ablehnende Reaktion mit und stellen sich bereits auf Abwehr ein. Der Fluss der Passanten ändert sich für eine Weile. Du bist ein Hindernis, um dass der Strom der Passanten einen Bogen macht. Dann hat man auch bei den Streunern, die dahinter kommen überhaupt keine Chance mehr positives Interesse zu wecken.
Im RL gilt: Wer die falschen anspricht/ wer zu viel anspricht, verscheucht alle.
Das ist im Joyclub etwas anders.
Niemand sieht, wieviele man vorher angeschrieben hat und wie heftig die Abwehrreaktionen der Angeschriebenen ausfielen. Insofern sind im Joyclub die Chancen höher.
Doch X-beliebige Ansprachen sind als solche erkennbar.
Und da gilt dasselbe wie auf dem Marktplatz: Wenn du verschiedene Menschen-Typen A, B, C, D, E, F mittels "einer Ansprache für alle" zu ködern versuchst, weckst du bei keinem einzigen Interesse.
Der jeweilige Köder muss sowohl auf das Ziel als auch auf den Anbaggerer abgestimmt sein.
All meine Kollegen waren männlich und deutlich älter als ich. Mit deren Maschen hätte ich (junge Frau, 22 Jahre alt) keinen Einzigen um die Ecke bringen können!
Aber auch bei den männlichen Kollegen galt oft:
"Die Masche, mit der dein Kollege Erfolg hat, passt nicht zu dir. Das bist nicht du."
Man kann sich von anderen inspirieren lassen.
Doch letztendlich muss man sein eigener Typ sein, um Erfolg beim Anbaggern zu haben.
Klar, kann man via Joyclub viel faken.
Aber wenn das eigene Anschreiben nicht zum eigenen Profil passt, hat man bereits verloren.
Abgesehen davon wird es immer Typen geben, die auf dem Marktplatz vom Kollegen mit Erfolg ansprechbar sind, aber nicht von dir.
Du selbst bekämst höchstens in einem eingegrenzten Kontext - also dort, wo ihr euer zufällig gemeinsames Interesse auslebt - von diesem Typus Mensch die Chance auf ein Gespräch. Aber nie und nimmer bekommst du Mitten auf dem Marktplatz eine Chance.
Im Gegenzug gibt es aber auch Typen, die von dir auf dem Marktplatz mit Erfolg ansprechbar sind, doch vom Kollegen nicht.
Beim Anbaggern auf dem Marktplatz ist zu viel Neugierde tödlich.
Erst musst du das erste Eis brechen und das Interesse an dir wecken, bevor du den Menschen mit persönlichen Fragen auf die Pelle rückst/ zu sehr auf sie eingehst.
Sonst fahren die meisten Menschen sofort die Abwehr hoch.
Zum Teil sind auch für andere Passanten deutlich sichtbare Abwehrreaktionen die Folge. - Verärgerung und Verachtung multiplizieren sich rasch. Den Nachteil hat man im Joyclub nicht. Aber das Grundprinzip ist dasselbe.
Auch Komplimente und Schmeichelei muss man zu Beginn stark dosieren.
Etwas zu früh zu viel und die Menschen treten die Flucht vor dir an.
Hat man einen situativen Kontext, der mehr vorsortiert, ist es viel leichter einen Eisbrecher zu finden.
Zustand des Zielobjektes im Joyclub: ungewiss.
An dem grün leuchtenden Glühwürmchen, welches den Online-Status anzeigt, kann man nicht ablesen, ob der Profilinhaber sich gerade im Transit befindet oder einer der aktuell ansprechbaren Streuner ist.
Du weißt auch nicht, womit sich jemand beschäftigt.
Mit anderen Joy-Usern?
Schreibt der Mensch gerade einen Beitrag oder eine Clubmail?
Zu welchem Thema?
Geht es gerade um die Beerdigung des Vaters oder um eine tolle Party?
Schnöft er gerade im Veranstaltungskalendar oder in Profilen?
Schaut er gerade ein Sex-Education-Video oder einen Porno?
Oder ist er gerade mit irgendwas im RL beschäftigt, aber noch eingeloggt?
Du weißt gar nichts.
Das ist der riesen Nachteil gegenüber einem Marktplatz. Auf einem Marktplatz kann man den aktuellen Zustand einer Person einschätzen. Im Joyclub nicht. Da lächeln einem auf dem Profil zeitversetzte Momentaufnahmen an.
Die zeitversetzte Kommunikation ist bei circa 80 bis 90 % Leute, die sich im Transit befinden aber auch ein riesen Vorteil, den man nutzen kann.
Die Wahrscheinlichkeit mit einer Clubmail, die auch noch in 4 Stunden lesenswert ist, Interesse zu wecken ist dementsprechend bedeutend höher (80 bis 90 %) als mit einer Clubmail, die in 4 Stunden überhaupt keine Bedeutung mehr hat (10 bis 20 %).
Damit will ich nun niemanden ausreden, Streuner anzubaggern. Also Menschen, die Zeit haben und spontan zu einem Gespräch bereit wären.
Ich gebe bloß zu bedenken, dass man Menschen, die spontan zu einem kurzweiligen Gespräch bereit wären, im Joy eher via Chat findet als via CM. Der Chat ist eher wie eine Kneipe. Da sind die Leute im Schnitt toleranter und gesprächsbereiter als auf dem Marktplatz.
Doch via <allgemeiner Mitgliedersuche> oder via <Wer ist online?> Profile im Umrkeis lesen und daraufhin ein Anschreiben via CM schicken ist nun Mal wie Kaltaquise auf dem Marktplatz.
Und Anbaggern auf dem Marktplatz ist extrem hart.
Ich bin da damals auch bloß durch großen Zufall und ganz spontan hinein gerutscht.
Am Ende des ersten Arbeitstages saß ich heulend in meiner Badewanne.
Völlig durchgefroren - in doppelter Hinsicht.
Die sozialen Umgangsformen auf dem Marktplatz sind hart.