Auf mich wirkt das EP gar nicht so wie eine verzweifelte unerfüllte Sehnsucht nach Partnerschaft, sondern eher fragend: Werde ich in dieser Gesellschaft auch als Single anerkannt oder gelte ich dann vielleicht als Wunderling?
Und was tun andere gegen die Einsamkeit, die halt immer mal aufflammen kann, wenn man z.B. alleine lebt?
Einige haben es ja schon angesprochen: Ob man sich einsam fühlt oder nicht, hat nicht zwingend mit dem Beziehungsstatus zu tun. Als (langjähriger) Single denkt man vielleicht:
Beziehung = innige Zweisamkeit, Verbundenheit mit einem Seelenverwandten, Nestwärme und Geborgenheit, nichts kann einen mehr erschüttern, weil man den einen besonderen Partner an seiner Seite hat. Und last not least regelmäßiger erfüllender Sex.
Natürlich gibt es diese Bilderbuchbeziehungen. Wie oft oder selten weiß ich nicht, aber es ist nicht automatisch so. Eine Beziehung kann auch stressen, Kraft kosten, einen emotional verhungern lassen. Und wie häufig oder selten eigentlich sexuelle Kompatibilität vorkommt, würde mich auch mal interessieren, das Forum ist zumindest voll von Fällen, wo es nicht / nicht mehr klappt.
Vielleicht kenne ich zu wenige deutlich jüngere Menschen, aber ich hätte eigentlich erwartet, dass es in einer Gesellschaft mit immer mehr Singles auch als immer normaler angesehen wird, Single zu sein. Man sollte sich dafür weder rechtfertigen müssen, noch irgendwie schief angeschaut werden. Drüber reden zu dürfen sollte ebenfalls selbstverständlich sein.
Wenn ich unter Einsamkeit leiden würde, wäre meine Herangehensweise wahrscheinlich völlig anders als die bisherigen Vorschläge, weil ich sehr introvertiert bin und nicht gerne unter Menschen gehe. Ich würde mich eher mit dem Thema Einsamkeit auseinandersetzen, würde mir Literatur dazu besorgen, würde vielleicht anfangen zu meditieren, um die Untiefen meiner Emotionen auszuloten. Oder ich würde mich so oft wie möglich in der Natur aufhalten, würde versuchen, meine Gedanken in Worte zu fassen und aufzuschreiben.
Und wenn ich etwas machen würde, wo ich anderen Menschen begegne (irgendeinen VHS-Kurs, ehrenamtliches Engagement o.Ä.), dann auf jeden Fall nur etwas, was mich auch wirklich interessiert.
Ganz schlimm finde ich solche Ratschläge an (flirtbereite Hetero-)Männer: "Mach doch einen Yoga- oder Töpferkurs, da sind eh nur Frauen außer dir." Himmel nein - wie groß wird die Enttäuschung, wenn in dem Kurs dann nur die drögen Hausfrauen Ü50 sind.
Lass Dir auf jeden Fall nichts einreden, wie Du Dein Leben zu leben hättest. Das Familienglück im Reihenhäuschen, mit 2 Kindern und Hund ist nicht das einzig mögliche / einzig wahre Leben.