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Welchen Beruf habt Ihr verfehlt?

*******rund Mann
3.720 Beiträge
Themenersteller 
An sich stören mich soziologische Exkurse (so ganz rein zufällig) nicht. ^^
Ich möchte aber alle weiterhin ermutigen, mit ihren Beiträgen zu den nicht ergriffenen Berufen fortzufahren. Ich finde diesen Faden toll und sehr interessant. Und das verdankt sich den vielen offenen Beiträgen hier. *top*
Ich wäre gerne als Kind Astronaut geworden und später Architekt. Hat beides nicht geklappt. 😊
*******fekt Mann
757 Beiträge
@**********ede56

Zitat von **********ede56:

Schulden !
[…] Die Entscheidung Schulden zu machen, macht uns in aller Regel maximal Unfrei.

Exakt!

Dahingehend übersieht @*******lker, dass Entscheidungen eingebettet in soziale Kontexte sind. Es gibt Erwartungshaltungen noch und nöcher, von denen wir nicht immer frei sind, weil uns viele gar nicht bewusst sind. Dann einfach zu sagen: selbst schuld, halte ich für naiv in dem Sinne, dass die Unreflektiertheit bzw. die Unwissenheit der Individuen ja mitgedacht werden muss bei jeder Handlungswahl.

Daneben: Niemand kann in die Zukunft sehen und wenn Dir NIEMAND sagt, dass das Leben dann so und so wird, wenn Du € 500.000,- als Kredit aufnimmst, dann machst Du es. Und was ist, wenn es Dir DOCH jemand sagt? Dann kann es sein, dass sich Dein Leben verändert, dass Du Dich veränderst, dass Deine Wünsche andere werden - aber dann hängst Du drin. Dann gibt es keine Chance. Dann MUSS (Zwang!) der Kredit abgezahlt werden.
****el Mann
1.251 Beiträge
@*******fekt Ich denke. dass Du in einigen Punkten recht hast. Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zum Beispiel sollte wirklich deutlich verschlankt werden. Klar braucht es eine Qualitätssicherung, gerade bei anspruchsvollen Berufen. Aber dass, zum Beispiel, Tausende von ausgebildeten und berufserfahrenen Mediziner:innen aus der Ukraine immer noch nicht arbeiten dürfen, ist eine Schande. Schlecht für sie, doppelt schlecht für uns, mehr Wasser auf die Mühlen der Hassrechten.

An anderen Punkten finde ich (auch), dass Du sehr vereinfachst. Die derzeitige Forum unseres Kapitalismus ist gegenüber zum Beispiel der Zeit der Industrialisierung eine sehr (!) gemäßigte, und das ist auch gut so.

Falsch liegst Du mit der beruflichen Starrheit. Ich nehme an, es sind eigene Erfshrungen, die da sprechen, und die will ich nicht kleinreden. Aber derzeitige Lebensläufe sind viel fragmentierter als früher, wo man oft von Ausbildung bis Rente denselben Beruf im selben Unternehmen ausübte.
Es gibt finanzielle Förderung für neue Ausbildungen auch im fortgeschrittenen Alter, Hochschulzugang ohne Abitur, und der Fachkräftemangel sorgt für Flexibilität bei Unternehmen, die es bisher nicht gab ….
Klar hat das System weiterhin Schwächen, aber insgesamt ist die Arbeitswelt hier derzeit flexibler denn je.

Die USA allerdings als „liberalen Wohlfahrtsstaat“ zu bezeichnen, ist … kühn. Doppelt. Sie sind ersteres nur regional und letzteres nirgendwo.
*******rund Mann
3.720 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******fekt:
Dahingehend übersieht @*******lker, dass Entscheidungen eingebettet in soziale Kontexte sind. Es gibt Erwartungshaltungen noch und nöcher, von denen wir nicht immer frei sind, weil uns viele gar nicht bewusst sind.

Ich halte es nicht für sinnvoll, solch voraussetzungsvolle Thesen hier ins Forum zu packen. Sie enthalten ein ganzes soziologisches Credo, das sich Außenstehenden nicht ohne weiteres erschließt als sinnvoll und plausibel.
*****yne Frau
5.193 Beiträge
*nachdenk* warum denke ich negativ an Misdiskutierende, wenn ich des Einen oder der Anderen Nicks hier zu lesen bekomme... *gruebel*
@*******fekt ich traue dem menschlichen Intellekt und den daraus resultierenden Fähigkeit bewusste Entscheidungen zu treffen, offensichtlich mehr zu, als du es tust. Deswegen werden wir da nicht auf einen Nenner kommen.

Und daher back to topic
*******fekt Mann
757 Beiträge
Zitat von ****el:
Die USA allerdings als „liberalen Wohlfahrtsstaat“ zu bezeichnen, ist … kühn. Doppelt. Sie sind ersteres nur regional und letzteres nirgendwo.

Es ist ein etablierter Begriff in den Politikwissenschaften (hatte ich oben bereits erwähnt):

https://lehrerfortbildung-bw.de/u_gewi/gk/gym/bp2016/fb6/2_grund/4_gesellschaft/3_wohlfahrt/

https://library.fes.de/pdf-files/wiso/05789.pdf

Basierend auf: Gøsta Esping-Andersen: The three worlds of welfare capitalism. Polity, Cambridge 1990, ISBN 0-7456-0665-2.

https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B8sta_Esping-Andersen
*******_man Mann
5.432 Beiträge
@**********ede56

Ich stimme dir zu. Niemand prüft z.B., ob sich der Jugendliche mit den etlichen Abos über jeweils 10 bis 50 Euro monatlich für Streamingdienst, Netflix, Handyvertrag mit Quersubventionierung eines teuren Geräts, Sky, unnötig schnelles Internet, etc. insgesamt nicht übernimmt. Spätestens, wenn eine Leasingrate für ein Auto und Wohnungsmiete hinzukommen, fliegt dem Berufsanfänger alles um die Ohren. Und ich habe Warenkäufe oder gar eine Urlaubsreise auf Kredit noch gar nicht drin.

In einer Gesellschaft, wo man über Geld nicht redet, wo weder Schule modellhaft aufklärt, noch die Eltern den Kindern ihre Ein- und Ausgaben auf Monatsebene erklären... Wie sollen sie den Verlockungen des "buy now pay later" widerstehen?

Seit der Finanzkrise müssen Finanzinstitute bei Geldanlagen prüfen, ob der Kunde genug Erfahrung und Kapital für das Produkt hat.

Das wäre vergleichbar mit dem Setting, wo ein junger Mensch sich eine neue E-Klasse anschaut und den Verkäufer was dazu fragen will, der aber absinkt, weil er zuvor durch Kontoauszug belegt wissen will, ob der Interessent sich den überhaupt leisten kann, oder ob er ihn zum Gebrauchtwagenhändler mit Büro in einer Gartenhütte schicken muss.

Außerdem müsste der gewerbliche Autoverkäufer den Kunden darüber aufklären, wie viel er am Verkauf verdient.

So will es der gesetzliche Kundenschutz bei bestimmten Geldanlagen.

Ich finde es übertrieben, aber die Unterscheidung von vertraglich vereinbarten Zahlungsverpflichtungen aus Abomodellen gegenüber Kreditraten, wobei die Kredite in aller Regel bei der Schufa gemeldet sind, bzw die Möglichkeit des freien Ermessens des Vertriebs dabei, ist der größere Unsinn.
****el Mann
1.251 Beiträge
@*******fekt Ich zweifele nicht den Begriff an, sondern die Einstufung der USA, die ich seit den Reagonomics nicht mehr als Wohlfahrts-, sondern als schlanken Staat kategorisieren würde. Obamacare hat daran nichts ändern können.
*******rund Mann
3.720 Beiträge
Themenersteller 
Ich möchte Euch jetzt doch etwas offener darum bitten, diese Diskussionen nicht hier zu führen. Das Thema ist interessant, definitiv. Aber ich würde gerne bei dem Thema dieses Fadens bleiben.
Verfehlt? Gar keinen, da ich nicht weiß ob andere Berufe meine Profession gewesen wären und alle anderen außer meinen erlernten und bis jetzt ausgeführten, für den Fall es wär’ so gewesen.

Traumberuf erlernt, in der Branche seit mehr als 30 Jahren tätig und weitgehend glücklich und zufrieden.
*******fekt Mann
757 Beiträge
Zitat von ****el:
@*******fekt Ich zweifele nicht den Begriff an, sondern die Einstufung der USA, die ich seit den Reagonomics nicht mehr als Wohlfahrts-, sondern als schlanken Staat kategorisieren würde. Obamacare hat daran nichts ändern können.

Kannste machen. Der Beitrag von Esping-Andersen ist allerdings von 1990. Da war Reagen schon nicht mehr.
Es ist eine analytische Kategorie und in ihrer Erkenntniskraft gibt es bisher nichts besseres.
Und von MedicAid und MediCare hatte ich ja ebenfalls geschrieben.
Außerdem darfst Du nicht vergessen, dass da noch mehr Kriterien dazuzählen, als nur die Systeme, wie Du sie aus Deutschland kennst (Rente etc.). Es ist in den USA ja, wie gesagt, ein sehr schwach aus geprägtes Wohlfahrtssystem. Aber es gibt eins! Siehe die Links oben…

So, dabei belasse ich es jetzt aber auch… *zwinker*
****el Mann
1.251 Beiträge
@*******fekt Reagonomics aber noch … und die Kategorisierung umfasst nur Sozialstaaten. Schlanke oder libertäre sind gar nicht Bestandteil. Das Argument greift also nicht.
Sozialstaat bedeutet nun mal, Gruppen als Gruppen, also komplett, aufzufangen, wie schwach auch immer das Netz sein mag. In Sachen Rente, Krankenversicherung, rechtsstaatlicher Behandlung, … greifen die Programme, die Du nennst, aber eben nicht ganze Gruppen; das passiert je nach System nur auf Ebene von Bundesstaaten oder sogar Counties. Washington ist also in Teilen einer, Kalifornien in anderen auch. Die südliche Mitte ist es nicht, sondern libertär.
Aber ggf. setzen wir das wohl wirklich besser bilateral fort ..
*******fter Mann
1.344 Beiträge
Ich wollte Entdecker werden. Fridtjof Nansen gleich durch arktische Gefilde schippern oder wie Jacques Piccard erst in tiefste Tiefen und dann ganz hoch hinaus. Ich habe gehofft einen neue Inseln zu entdecken, Erstkontakt mit unbekannten Völkern herzustellen oder Pionier bei der Besiedlung des Mondes.
Irgendetwas habe ich falsch gemacht, denn nichts davon hat geklappt *snief*
****ah Frau
132 Beiträge
bis 10 wollte ich Lehrerin werden, weil ich so eine tolle Grundschullehrerin hatte.
Nach dem Abi habe ich mich nicht getraut zu studieren, weil ich so ein blödes "Rotwerdesyndrom" hatte....
das ich damals noch nicht in der Lage war einschätzen und akzeptieren zu können.
Banklehre - Bank - Versicherung - Sozialarbeit studiert aber wegen Trennung nicht zu Ende gemacht.
Mich "hingehangelt" bis zur Rente ohne wirkliche Begeisterung (und ohne das erforderliche Quentchen Glück).
Im nächsten Leben möchte ich Instrumentalistin werden ...
(Dirigentin wäre nun etwas SEHR überheblich...)
*********er_M Mann
166 Beiträge
Wenn ich mal groß bin, werde ich Physiotherapeut.
**********pitze Frau
1.721 Beiträge
Ich habe was Gesellschaftswissenschaftliches studiert. Würde ich heute nicht mehr machen. Habe (spät) meine Vorliebe für Dinge mit eindeutigen Ergebnissen entdeckt und hätte heute lieber einen Abschluss in einem technischen Studium. Zum Beispiel Bauingenieurwesen. Zum noch mal ganz von vorne anfangen bin ich leider zu alt *snief*
Habe das Gefühl, dass der Wunsch nach greifbaren Ergebnissen auch etwas ist, was mit der Berufserfahrung zunimmt.
Ist bei mir auch so. Selbst siebenstellige Abschlüsse sind nicht wirklich befriedigend, zumindest nicht lange.
**********ede56 Mann
6.341 Beiträge
Zitat von **********pitze:
Zum noch mal ganz von vorne anfangen bin ich leider zu alt :-(

Das entscheidest du ganz alleine. Ich sage nicht das dies einfach ist, alles hinschmeißen und nochmal ganz von vorne anfangen.
Zur Not wartest du bis zur Rente und startest dann nochmal durch. *huhn*
********1979 Frau
586 Beiträge
Zitat von ****to:
Verfehlt? Gar keinen, da ich nicht weiß ob andere Berufe meine Profession gewesen wären und alle anderen außer meinen erlernten und bis jetzt ausgeführten, für den Fall es wär’ so gewesen.

Traumberuf erlernt, in der Branche seit mehr als 30 Jahren tätig und weitgehend glücklich und zufrieden.
Ich hab zwei Praktikas gemacht und mit 16 konnte ich noch gar nicht wissen, in welche Richtung mich der Wind weht bis zur Rente. Auch können das manche nicht nach dem Abi oder später. Es wird ausprobiert im Studium und abgebrochen. Und dann macht man etwas, was nicht unbedingt toll ist und man Geld verdient und nach xx Jahren fällt einem auf - ich brauch etwas anderes. Weil dann erst Dinge aufkommen, die einem liegen oder wo man sich berufen kommt.

Wenn man während der Schulzeit so viel "unsinniges" lernt, was man später gar nicht braucht, weiss man sich ja auch nicht zu entscheiden.

Effektiver wäre es ja, wenn man ab einer Klassenstufe wählen kann, ob man handwerklich oder kaufmännisch oder anderweitig Interesse hat und dann in dem Bereich weiter spezialisiert ausgebildet wird während der Schulzeit. Im Büro hab ich nie Chemie oder Physik gebraucht.
**********ets69 Paar
1.211 Beiträge
Ich hätte gerne Schiffbau studiert und Schiffe gebaut.
Heute fahre ich sie, aber ich merke das es mehr Spaß macht sie zu konstruieren und an optimalen Lösungen beim Bau zu feilen.
******e75 Mann
271 Beiträge
Wenn ich mal groß bin werd ich Mülldetektiv.

Klingt erst mal nicht so spannend, aber jedes mal wenn ich irgendwo in der Gegend abgeladenen Müll sehe bekomm ich nen Hals und die Verursacher ausfindig zu machen und den Kram dann vor deren Haustür abzuwerfen... den Gedanken empfinde ich irgendwie als befriedigend.
Am besten mit viel TamTam, damit auch die komplette Nachbarschaft im Bilde ist, was den Lerneffekt sicher steigert.

Früher wollt ich mal Pilot werden... für Drehflügler. Hat leider aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert.

Da ich einen gewissen Hang zur Autokratie habe, wäre Imperator eigentlich auch nicht schlecht.... allerdings steh ich nicht so auf Intrigen, Korruption und den ganzen "Du musst Schrecken verbreiten, damit keiner aufmuckt" Geschäftsalltag der sich zwangsläufig ab einer gewissen Anzahl Untergebener einstellt. Das funktioniert dauerhaft nur mit SeaMonkeys.
@********1979 die allgemeinenbildenden Schulen bilden nun mal schon vom Ansatz her generalistisch aus. Auch wenn es (zumindest in einigen Bundesländern) in der gymnasialen Oberstufe die Möglichkeit gibt Schwerpunkte zu setzen.
Es gibt (zumindest in einigen Bundesländern) aber auch "alternative Schulformen", wie die höhere Handelsschule, oder die FOS (Fachoberschule) mit sehr ausgeprägten Schwerpunkten, Handwerksakademien etc
*******ase Mann
464 Beiträge
Zitat von *******fekt:
Ein Wechsel von einem Feld in das andere, der so genannte Quereinstieg, ist nicht (mehr) so leicht, wie das mal direkt nach dem Krieg der Fall war. Da gab es - und das ist KEIN Plädoyer für einen Krieg - Lebensläufe, die heute nahezu undenkbar sind.

Finde ich gar nicht - ich hab meinen Beruf so oft gewechselt, das geht auf keine Kuhhaut. Anwendungsentwickler, Vertriebscoach, Servicedesk-Analyst, Teamleiter, Qualitymanager, Projektmanager/Transitionmanager, heute bin ich Service Architekt, aber nicht mehr für Service Desk wo ich jahrelange Erfahrung habe sondern für Device Lifecycle wo ich vor 4 Jahren komplett neu eingestiegen bin. Und nebenher schule ich Leute im KI-Umfeld, unterstütze die Weiterentwicklung unserer Tools und leiste hier und dort Beratung.

Jeder einzelne dieser Jobs war ein "Quereinstieg". Ob man das heute hinkriegt oder nicht hat einfach was mit Mut zum Wechsel zu tun. Traurigerweise gibt es aber auch heute noch Leute, die glauben, das man sein ganzes Leben im selben Beruf beim selben Arbeitgeber verbringen sollte - und wenn sie dann gezwungen werden zu wechseln, stehen sie dumm da.
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