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Ratgeber bei Beziehungsproblemen lieber fremd oder vertraut?

*******Top Mann
1.164 Beiträge
Das ist ein schwieriges Thema. Ich halte es am liebsten so, mit meiner Partnerin zu reden als über sie.

Manchmal weiß man aber nicht weiter und fragt sich, ob man etwas falsch macht, richtig sieht... Besonders, wenn die Emotionen hochgekocht sind und der klare Blick dadurch etwas getrübt ist.

Es gibt sicherlich genug Situationen, in denen Freunde, Bekannte oder einfach nur Anwesende einem sagen, wie sie eine Situtation und das Verhalten von beiden aus der Zuschauerperspektive erleben. Aus subjektiven Erzählungen heraus ist das schon schwieriger, wenn man nicht beide Seiten kennt.

Die eigenen Freunde sollten so objektiv sein, nicht Partei zu ergreifen, nur weil man befreundet ist. Und man selbst sollte nicht die fragen, von denen man – bewußt oder unbewußt – annimmt, daß sie einen um der Freundschaft willen (oder aus anderen Gründen) bestätigen.
*******_Art Frau
428 Beiträge
Oberflächliche Beziehungsprobleme bespreche ich eher mit Menschen, die ich nicht so gut kenne bzw. wir uns nicht so nahe stehen. Mein Freundes- und Bekanntenkreis muss nicht unbedingt wissen, was sich innerhalb meiner vier Wände abspielt, weil wir in der Vergangenheit Probleme bekamen, als wir manche Dinge zu offen ausgetragen haben.

Ausnahmen: meine beste Freundin. Die weiß alles und die kriegt auch alles gesagt, schonungslos. Liegt aber daran, dass die nicht zu meinem Freundeskreis hier gehört, da ganz andere Stadt... sie hat die nötige Distanz zu allem und kann besser von außen beurteilen.
Wenn´s um Einzelfragen geht, rede ich auch mal mit "Fremden", die
ansonsten nicht in mein Leben eingebunden sind.
Der unbefangene Blick von außen gibt mir dann meistens Hinweise auf
eigene blinde Flecken.

Wenn´s um das Umgehen mit grundlegenden Beziehungsfragen geht
und ich ein Feedback als Entscheidungshilfe brauche, suche ich mir aber
lieber professionelle Unterstützung.
ein Freund ist ein Freund ist ein Freund
Wenn ich Beziehungsprobleme habe, dann geht's mir schlecht. Wenn mein Herz und mein Verstand gegeneinander kämpfen, dann geht's mir schlecht.

Das, was ich dann am wenigsten brauche, sind "gutgemeinte Ratschläge" - egal von wem. Die nerven nämlich nur. Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen, meine eigenen Fehler machen und nicht die Verantwortung für mein Handeln jemand anderem in die Schuhe schieben.

Das, was ich da brauche, ist jemand, an den ich mich anlehnen kann, der Verständnis dafür hat, daß es mir gerade schlecht geht und auch versteht, warum. Ich brauch dann jemand, der mich tröstet und der mir frische Tempo-Taschentücher bringt, wenn meine aufgebraucht sind. Ich brauche jemand, der mit mir über den vermeintlichen Bösewicht schimpft und ihn zusammen mit mir zur Hölle wünscht, brauche jemanden, der voll und ganz auf MEINER Seite steht. Einen neutralen Beobachter kann ich da so gut gebrauchen wie Bauchschmerzen. Kurz gesagt: Ich brauche einen Freund, besser gesagt: eine Freundin. Eine sehr reale Freundin, die ich nachts anrufen kann, zu der ich gehen kann, wenn meine eigenen vier Wände auf mich runterfallen.

All das kann mir jemand, den ich nur virtuell - oder gar nicht - kenne, nicht bieten. Deshalb bleibe ich, wenn es mir schlecht geht, schön in der realen Welt, wo Tränen mit Taschentüchern getrocknet werden und ich mir höchstens an heißem Kaffe die Finger verbrenne.... aber niemals an "gutgemeinten Ratschlägen".

RoJ
...und ich ein Feedback als Entscheidungshilfe brauche...

Ich denke, genau hier liegt der Unterschied.

Wenn ich Unterstützung bei der eigenen Einschätzung einer Situation brauche, dann benötige ich jemanden der die Verhältnisse selbst beobachten kann bzw. dies kontinuierlich tut.

Für das treffen einer Entscheidung vergleiche ich also meine eigenen Beobachtungen (z.B. personenbezogene, das Verhalten betreffende) mit denen eines nahen Bekannten oder Freundes. Diese Perspektive kann ein "Externer" dagegen nicht bieten.

Fremde Hilfe kann dagegen hilfreicher sein, wenn es um sachliche (z.B. finanzielle) Aspekte eines Problems geht.

Da Beziehungsprobleme i.d.R. vielschichtiger Natur sind, gibt es also kein entweder - oder.

Eher ist es wahrscheinlich so, das man beide Perspektiven benötigt, um eine der Situation angemessene Entscheidung zu treffen. ("Entscheidung" bedeutet hier im weitesten Sinne der Entschluß, zu handeln.)

Denn der langjährige gute Freund ist mit dem Geschehen und den beteiligten Personen wahrscheinlich emotional verbunden, man kann also von ihm nicht immer eine sachliche Beurteilung der Lage erwarten.

Der Fremde kennt dagegen nicht das individuelle Verhalten und die früheren Einflüsse, die die heutige Situation bei jedem einzelnen Beteiligten evtl. maßgeblich beeinflußt haben. Dafür ist er durch seine emotinale Distanz eher in die Lage versetzt, rational begründete Ratschläge zu geben.

Für die Wahl der Gesprächspartner ist allerdings am Ende immer entscheidend, was ich von ihnen erwarte und was ich in dem Moment in dieser Situation brauche.
Mitgefühl oder Mithilfe.
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