Ich finde es bemerkenswert und Du hast meinen allergrößten Respekt, dass Du Dich hier so offen geäußert und nach Hilfe und Meinungen gefragt und um Schilderungen ähnlicher Erfahrungen gebeten hast. Hut ab dafür!
Eigentlich ist glaube ich auch schon alles gesagt zuvor - dachte ich. Aber dann bin ich ins Schreiben gekommen...
Psychotherapeuten sprechen von zwei sehr fassbaren Dingen, die mir selbst gut geholfen haben: Der Annahme des Inneren Kindes (gibt es Tonnen von Büchern dazu) und die Änderung der "Inneren Landkarte" im eigenen Kopf. Das eine ist die Selbstannahme und zu entdecken, wo wir Anteile von uns verleugnen, die das liebenswerte Kind in uns waren und diese wieder hörbar zu machen und seelisch in den Arm zu nehmen.
Die innere Landkarte ist etwas, das wir alle in uns rumtragen und die sich über das ganze Leben in uns aufgebaut und auch verhärtet hat, von vorneherein aber auch schon in vielem unveränderlich angelegt war. Das Sinnbild ist sinnvoll um zu verstehen, wie schwer es ist, sich selbst zu ändern, andererseits aber auch, dass es die lohnendste und spannendste Aufgabe sein kann, die wir Menschen haben. (So wie jemand, der eine Modelleisenbahn mit kompletter Landschaft baut). Stell Dir vor, da ist ein ganz großes Gebirge auf Deiner Landkarte. Du wirst es nicht verschwinden lassen können, aber Du kannst vielleicht einen Tunnel hindurch bauen. Irgendwo anders ist eine Straße, die durch einen Ort führt. Es ist vergleichsweise leichter, hier eine Umgehungsstraße zu bauen, braucht aber Zeit, Geld, und Ressourcen - Geduld. An einer anderen Stelle stört Dich vielleicht einfach nur das Unkraut am Straßenrand, das ist ganz schnell erledigt, braucht aber immerhin seine Zeit und vielleicht auch Schweiß und Rückenschmerzen. Ohne Arbeit gibt es aber gar keine Veränderung, und an vielen Stellen braucht es auch gar keine - der Wald ist einfach wunderschön, und das ganze Land kann und muss man innerhalb eines Lebens auch nicht verändern. Manches hingegen muss man einfach nur akzeptieren lernen, so wie es ist, seinen Frieden damit machen. (Oder eine Partnerin finden, die genau dieses Gebirge von vorhin das Schönste findet, was es auf Deiner Landkarte überhaupt gibt, und die gar nicht versteht, warum man da einen Tunnel braucht, wer weiß?)
So wie Du es beschreibst, handelt es sich bei Dir aber anscheinend um insgesamt machbare Aufgaben. Feiere jeden Schritt dabei, den Du weiter kommst, und sei er noch so klein. Sei nicht am Boden zerstört, wenn Du mal einen Schritt vor und dann zwei Schritte zurück machst, das ist das Normalste von der Welt. Und hol Dir nicht nur professionelle Hilfe, sondern auch im Alltag. Gute Freunde, mit denen Du reden kannst. Aktivitäten, die Dir Freude bringen und Dich von dem Grübeln ablenken, und sei es das Reinziehen von dieser einen geilen Serienepisode
Ganz praktisch zum FKK: Vielleicht ist das am Anfang ein bisschen viel auf einmal. Geh in eine Saunawelt. Da schaut keiner komisch, wenn Du den Bademantel anhast, aber auch nicht, wenn Du ganz nackt bist. Zwischendrin kannst Du Dich in eine dunkle Sauna zurückziehen, ein Tauchbad nehmen oder Schwimmen. Dann legst Du Dich auf die Liege, entweder in einer stillen Ecke oder da, wo alle vorbeilaufen und Dich sehen. Dann kannst Du selber rumlaufen und bewusst trainieren, selbst auch andere anzuschauen. Bei wem gefällt Dir was und was nicht? Wer müsste sich viel unwohler als Du fühlen Deiner Meinung nach, tut es aber nicht, und wie könnte diese Person das hinbekommen? Das ist in einer Saunawelt wegen der unzähligen Möglichkeiten des Beobachtens, Präsentierens etc. etc. sicher erstmal einfacher. Und noch dazu tut es einfach unglaublich gut, ist entspannend und hilft Dir, Pfunde purzeln zu lassen.
Viel Erfolg und viel Freude bei der Entdeckungsreise mit Dir selbst! Und wie gesagt: Das Positive feiern, das Negative versuchen, weniger wichtig zu nehmen.