@ strawberry
Dein Beispiel hat mit Selbstaufgabe doch nichts zu tun, aber auch nichts mit Hingabe. Um etwas hinzugeben oder etwas aufzugeben muss ja erst einmal etwas vorhanden sein. Was bitte ist das Aufgegebene in deinem Beispiel?
Es ist häufig anzutreffen, dass gerade Menschen, die in einer D/S - Beziehung stehen sehr eindimensional denken und nicht selten das Pferd von der falschen Seite aufzäumen. Daraus resultiert, dass man eher eine Rechtfertigung zu lesen bekommt, anstatt einer wirklichen Stellungsnahme. Dies betrifft im übrigen nicht nur den submissiven oder devoten Part, sondern genauso oft den Dominanten. Auch die eigene Wahrnehmung scheint für Aussenstehende dann sehr verzerrt zu sein, was dann gerne mit dem Satz: !"Das kannst du nicht verstehen" abgewehrt wird.
Wenn ich das Thema Hingabe und Selbstaufgabe betrachte, dann muss ich mir nicht das Ergebniss einer Beziehung anschauen, sondern den Ausgangspunkt. Wären die Personen vor dem BDSM starke, selbstbewusste und bodenständige Personen, dann würden wir über dieses Thema gar nicht schreiben, dann würden aber zahlreiche Beziehung nicht lange halten, bzw. hätten noch nicht mal stattgefunden.
"Mich hinzugeben hat mich stark und selbstbewusst gemacht"
"Meine Dominanz ist naturgegeben, seitdem ich diese auslebe geht es mir besser"
Zwei Aussagen, eine Bedeutung:
BDSM lässt meine Schwächen stark erscheinen.
Wer im BDSM den Halt verliert, der hatte schon vorher nicht die richtige Haltung. Diese kritische Einstellung wird aber nicht gerne gesehen, sondern lieber als intolerant und unwissend abgetan.
Mystifizierung von BDSM, Dinge, Handlungen und Gefühle für unerklärbar zu erklären sind letztlich nur Anzeichen dafür, dass das Bewusstsein für BDSM eigentlich nicht reif ist, bzw. man sich selbst belügt.
Wer versteht, dass seine Persönlichkeit die ausgleichende und abstimmende Instanz gegenüber seinen Neigungen und Trieben ist, insbesondere den Ausgleich und die Kontrolle zu "schleichten" Neigungen und Trieben bildet, der dürfte im BDSM kein Problem mit Hingabe haben und für den dürfte Selbstaufgabe kein Thema sein.
Wenn ich aber das Pferd anders herum aufzäume und meine Neigungen und Triebe als meine Persönlichkeit akzeptiere und vielleicht noch verstärke finde ich im BDSM nur das Aroma, das mir das gute Geschmäckle für eigentlich etwas Ungeniessbares vorspielt.
Getragen von einem Gruppenzusammenhalt Gleichgesinnter, die den tollen Gschmack beweihräuchern und heilig sprechen ...
Schlecht wenn sich das Aroma dann aber verflüchtigt, die Geschmacksexplosion verschwindet und ich nur noch trümmerartig das Ungeniessbare schlucken muss. Dann fängt das große Kotzen an.
Ich habe immer zwei Möglichkeiten mich zu entwickeln. Entweder ich stelle mich meinen Schwächen, arbeite an diesen und versuche die Schwäche zu beheben, oder ich suche mir etwas mit dem ich die Schwäche hegen und pflegen kann, Anerkennung für diese Schwäche erhalte, Zuspruch und Lob. Es gibt ganz, ganz viele Anzeichen, dass letzteres leider eher die Regel, als die Ausnahme ist ... im BDSM.
Nein, BDSM macht nicht stark und selbstbewusst, das sollte ich schon vorher sein.
In vielen Fällen tötet BDSM den Ehrgeiz sich zu entwickeln, leise, still und heimlich.